DER WEG HEINRICHS UND KUNIGUNDES
ZUR KANONISATION
I
Erste Stufe: Herrscherlob und Totenklagen
Gründung und erste Jahrzehnte des Bistums Bamberg sind mit
den Gestalten des heiligen Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde so
eng verknüpft, daß sie im Rahmen dieser Arbeit nicht ganz über-
gangen werden dürfen. Jede Verehrung eines Heiligen gründet auf
dem realen Leben eines Menschen, mag dieses Leben und sein eigent-
licher Gehalt auch noch so sehr durch den frommen Glauben des
Volkes umgesehen worden sein. Das Leben Heinrichs II. aber ist
nicht denkbar ohne Bamberg, die unice dilecta prae ceteris5, der er
in seinem Wirken und Streben eng verbunden war und die als ein
Hauptfaktor seiner politischen Konzeptionen gelten darf. Bis auf den
heutigen Tag trägt die Stadt noch etwas von dem Geist in sich, der
ihren Gründer beseelte und den sie als seine Lieblingsschöpfung
verkörperte.
Die Anfänge des Bamberger Bistums liegen weit klarer vor dem
forschenden Auge des Historikers, als das bei anderen Bistümern
der Fall ist6 7. Ausführliche Zeugnisse sind über die einzelnen Phasen
der Bistumsgründung erhalten, und wenn auch über die Beweggründe
des Herrschers kein einstimmiges Urteil zu erzielen ist, so darf man
doch als gesichert annehmen, daß nicht nur politische und kirchen-
politische Erwägungen — Schaffung eines neuen Machtzentrums im
östlichen Mitteldeutschland und eines Ausgangspunktes der Slawen-
mission — ihn zu seiner Stiftung veranlaßten', sondern daß das
treibende Motiv recht eigentlich religiösen Ursprunges war, daß
Heinrich zur Ehre Gottes und zur Ausbreitung seiner Lehre auf
Erden einen neuen Stützpunkt kirchlicher Herrschaft errichten wollte8.
Zusammenfallen aber sollte dieser Stützpunkt kirchlicher Herrschaft
5 Thietmari Chron. lib. VI c. 30, SS. r. G. N. S. 9 p. 310.
6 Zur Bistumsgründung s. Vita Heinrici c. 6, SS. IV p. 794—805;
Looshorn Bd. 1 S. 118 ff.; Hirsch, Jahrbücher Bd. 2 S. 43 ff.;
v. Guttenberg, Regesten Nr. 15 f.; künftig O. Meyer, Kultur-
geschichte Oberfrankens.
7 Vgl. v. Guttenberg, Gründungsprivileg S. 457 ff.; d e r s., Das
Bistum Bamberg S. 31 ff.
8 Mikoletzky, Kaiser Heinrich II. u. d. Kirche S. 12 ff.
ZUR KANONISATION
I
Erste Stufe: Herrscherlob und Totenklagen
Gründung und erste Jahrzehnte des Bistums Bamberg sind mit
den Gestalten des heiligen Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde so
eng verknüpft, daß sie im Rahmen dieser Arbeit nicht ganz über-
gangen werden dürfen. Jede Verehrung eines Heiligen gründet auf
dem realen Leben eines Menschen, mag dieses Leben und sein eigent-
licher Gehalt auch noch so sehr durch den frommen Glauben des
Volkes umgesehen worden sein. Das Leben Heinrichs II. aber ist
nicht denkbar ohne Bamberg, die unice dilecta prae ceteris5, der er
in seinem Wirken und Streben eng verbunden war und die als ein
Hauptfaktor seiner politischen Konzeptionen gelten darf. Bis auf den
heutigen Tag trägt die Stadt noch etwas von dem Geist in sich, der
ihren Gründer beseelte und den sie als seine Lieblingsschöpfung
verkörperte.
Die Anfänge des Bamberger Bistums liegen weit klarer vor dem
forschenden Auge des Historikers, als das bei anderen Bistümern
der Fall ist6 7. Ausführliche Zeugnisse sind über die einzelnen Phasen
der Bistumsgründung erhalten, und wenn auch über die Beweggründe
des Herrschers kein einstimmiges Urteil zu erzielen ist, so darf man
doch als gesichert annehmen, daß nicht nur politische und kirchen-
politische Erwägungen — Schaffung eines neuen Machtzentrums im
östlichen Mitteldeutschland und eines Ausgangspunktes der Slawen-
mission — ihn zu seiner Stiftung veranlaßten', sondern daß das
treibende Motiv recht eigentlich religiösen Ursprunges war, daß
Heinrich zur Ehre Gottes und zur Ausbreitung seiner Lehre auf
Erden einen neuen Stützpunkt kirchlicher Herrschaft errichten wollte8.
Zusammenfallen aber sollte dieser Stützpunkt kirchlicher Herrschaft
5 Thietmari Chron. lib. VI c. 30, SS. r. G. N. S. 9 p. 310.
6 Zur Bistumsgründung s. Vita Heinrici c. 6, SS. IV p. 794—805;
Looshorn Bd. 1 S. 118 ff.; Hirsch, Jahrbücher Bd. 2 S. 43 ff.;
v. Guttenberg, Regesten Nr. 15 f.; künftig O. Meyer, Kultur-
geschichte Oberfrankens.
7 Vgl. v. Guttenberg, Gründungsprivileg S. 457 ff.; d e r s., Das
Bistum Bamberg S. 31 ff.
8 Mikoletzky, Kaiser Heinrich II. u. d. Kirche S. 12 ff.