Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Neutsch, Bernhard [Hrsg.]; Hafner, German [Mitarb.]
Die Welt der Griechen im Bilde der Originale der Heidelberger Universitätssammlung: Katalog der Jubiläumsausstellung zur 100-Jahr-Feier der Sammlungen des Archäologischen Instituts Heidelberg im Sommersemester 1948 — Heidelberg, 1948

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28105#0063
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
faßt, ohne weiteres Geleit dem Ufer des Acheron, in dessen hohem Schilf-
dickicht der Kahn des Totenfährmanns erscheint, der ernst nach ihr ausschaut.
Im Unterschied zu dem vorhergehenden etwas älteren Bilde sieht man unter
der hohen Fellmütze ein edleres Gesicht, auf dem der Schmerz über sein
trauriges Amt zu liegen scheint. Bei der Gestalt der Toten fühlt man sich in
Haltung und Stimmung an das berühmte Orpheusrelief erinnert, dem diese
Lekythos ungefähr gleichzeitig ist. ,,Schilfmaler“, um 420 v. Chr.

20. Eidolon auf Fragment einer weißgrundigen Lekythos. Erhalten ist nur der
obere Teil eines bärtigen Kopfes, der mit beseeltem Blick vor sich nieder
sieht. Vor ihm schwebt libellenartig eine kleine geflügelte menschliche Gestalt,
nur mit dünnen Strichen angedeutet, ein Abbild einer Seele, die den Trauern-
den am Grabe umschwirrt. „Frauenmaler“, um 420 v. Chr.

(H. L.)

THEATER

Vom Kult des Dionysos nehmen die griechische Tragödie und das Satyr-
spiel ihren Ursprung und bleiben mit ihm auch immer verbunden. In dem
offenen Dionysostheater am Abhang der Akropolis von Athen, von dessen
Sitzreihen der Blick über das Meer bis zu den Bergen der Peloponnes reicht,
fanden am Fest der großen Dionysien die Aufführungen der Tragödien statt,
in feierlicher Wechselrede zwischen den drei in strengen Masken und langen
Gewändern erscheinenden Schauspielern und dem Chor, der das Rund der
Orchestra singend umschritt, vor einer schlichten Architektur als Hinter-
grund, ohne eigentliches Bühnenbild. Dort wurden die Gestalten der Heroen
zu neuem anschaubarem Leben erweckt, Agamemnon und Orest, Iphigenie,
Ödipus, Antigone, — ihr Tun und mehr noch ihr Leiden, ihre Begegnung
mit dem Schicksal und den Göttern und ihre Größe gerade im Untergang.
Und auf die Dreizahl der Tragödien folgte, für uns Heutige so befremdlich:
die Burleske des Satyrspiels, aber gerade sie, mit ihren tanzenden ausgelas-
senen Fruchtbarkeitsdämonen noch urtümlicher mit dem Gotte verbunden
und notwendiger Bestandteil des Kultus.

Die Komödie, wohl aus ländlichen dionysischen Spielen und Spässen ent-
standen, nahm ihre Stoffe aus dem bunten Leben des Tages, aus der Politik
der Stadt, den Schwächen der Mitmenschen, — hier konnte sich die tiefe
Spottlust an allem und jedem ausleben und zugleich sich auch ernste Kritik
und Sorge um den Gang der Dinge ins Narrengewand kleiden und durch die
komische Maske aussprechen.

59
 
Annotationen