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Noack, Friedrich
Das Deutschtum in Rom seit dem Ausgang des Mittelalters (Band 1) — Stuttgart, Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.35478#0219
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viel zur Befriedigung der Kunstliebhaberei seines kurpfälzischen Herrn
zu tun, seit 1710 stand er in Unterhandlung mit einem Vertrauensmann
des Fürsten Livio Odescalchi wegen des Ankaufs einer großen Samm-
lung von Kunstwerken, Prachtmöbeln und anderen kostbaren Ein-
richtungsstücken, die zum großen Teil aus dem Nachlaß der Schwe-
denkönigin Christine stammten. Das Gerücht von der Verschuldung
des Besitzers und der Möglichkeit einer Veräußerung seiner Wert-
stücke brachte alle in Bewegung, die auf dergleichen Erwerbungen
fahndeten; auch der bayerische Gesandte Scarlatti machte seinen Hof
auf diese seltene Gelegenheit aufmerksam und erwähnte, daß der Kur-
fürst von Brandenburg schon 400 000 Skudi für den ganzen Kunst-
besitz Odescalchis geboten habe. Später trat auch der König von Polen
unter den Bewerbern auf, und da der Preis auf diese Weise hinauf-
getrieben wurde, mußte der Pfälzer 1715 auf den Ankauf verzichten.
Mit kleineren Erwerbungen war Kurfürst Johann Wilhelm glück-
licher. 1711 sandte Graf Fede eine Schachtel mit Antikaglien, die er
dem Ficoroni mit 60 Skudi bezahlt hatte; im Jahre 1714 wurden für
800 Skudi acht bunte Marmortische erworben und Frucht- und
Blumenstücke von dem Maler Paradisi, der es verstanden hatte, sich
1000 Skudi für ein Gemälde des Andrea Sacchi zu verdienen, auf dessen
Erwerbung der Kurfürst nach einem fachmännischen Gutachten ver-
zichtete, als der Verkäufer das Geld bereits eingesteckt hatte. Bunte
Marmortischchen besorgte 1718 auch der neapolitanische Gipssormer,
der längere Zeit für den Kurfürsten gearbeitet hatte. Gelegentlich gab
es Geschenke an römischen Kunstsachen; 1714 spendete der Kardinal
Ottoboni dem Düsseldorfer Hof die antike Statue eines opfernden
Priesters. Mit dem Ankauf von Gemälden für den Kurfürsten von Bayern
war Scarlatti betraut, er versprach 1720, nur gute Sachen zu senden;
einer der gesuchtesten Maler war damals Francesco Trevisani, von
dem ein Gemälde als Geschenk des Gesandten nach München ging und
1718 die Bildnisse der beiden Prinzen Philipp Moritz und Clemens
August gemalt wurden. Einer der bedeutendsten Verkäufe nach
Deutschland wurde 1728 durch denUnterhändlerLeplat abgeschlossen;
derselbe war von Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen nach Rom
geschickt, um antike Bildwerke zu erwerben, und brachte eine hacchi-
sche Vase aus dem Palazzo Giustiniani, die Statuen des Hauses Ghigi
und einen Teil der Antiken des Kardinals Albani nach Dresden, alles
zusammen für 59 080 Skudi. Dem Maler Ghezzi, der Leplats Bildnis
gezeichnet hat, nötigte diese Erwerbung das anerkennende Urteil ab:
,,Die anderen Völker, von den Römern Barbaren genannt, werden viel-
mehr gebildet." Nach Wien wanderte die römische Bildung durch
Vermittlung des Gesandten Cienfuegos; 1728 konnte er dreißig be-
malte Vasen senden, die in Sizilien gefunden wurden, im Jahr darauf

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