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stieg häußg über 40 hinaus, im Jahre 1842 wurde die Höchstzahl
von 54 erreicht. Das schwärmerische Drängen der deutschen Künstler
nach Rom hat schon lange, bevor die Zuwanderung so hoch gestiegen
war, in manchen Köpfen Bedenken erregt. Ein Warner erhob seine
Stimme im Gottaschen ,,Morgenblatt für gebildete Stände", welches im
September 1822 einen Aufsatz unter dem Titel ,,Einige Worte über
die Reisen junger deutscher Künstler nach Rom" brachte. Wir finden
darin nichts von der später häufig geübten Kritik an den italienischen
Studienfahrten, welche dieselben aus Gründen der nationalen Kunst-
entwicklung verurteilt; der Warner beschränkte sich darauf, von der
Reise nach Rom abzuraten, weil das Leben daselbst teuer und für den
Künstler keine Aussicht auf Verdienst sei, er wandte sich mit seiner
Mahnung vorwiegend an die Anfänger, die ohne abgeschlossene Aus-
bildung sich auf den Weg machten in der irrigen Meinung, in der
Ewigen Stadt das nachholen zu können, was sie daheim noch nicht
gelernt hatten, oder von den dortigen Kunstschätzen so mächtige Ein-
gebungen zu erhalten, daß sie das Weiterlernen entbehren könnten.
Er sagte der Mehrzahl solcher unfertiger Romsahrer das unvermeid-
liche Schicksal voraus, dort in Not zu geraten, zur Verzweislung
getrieben zu werden und zu verkommen. Von einer Wirkung dieser
etwas allzu schwarz gefärbten Warnung ist jedoch nichts zu be-
merken; der Zuzug nach Rom schwoll trotz der tatsächlichen Schwie-
rigkeiten des dortigen Lebens immer weiter an. Der romantische Trieb
in der deutschen Künstlerschaft war stärker als die nüchterne Über-
legung. Sehen wir doch selbst Peter Cornelius, der während seines
ersten römischen Aufenthalts sich nach Deutschland zurücksehnte
und in seinen Briefen die Romfahrt als einen Irrtum bezeichnet hat,
später noch fünfmal am Tiber erscheinen, um in der Umgebung der
alten Meisterwerke seine großen Kompositionen zu entwerfen. Jene
Warnungen des ,,Morgenblatts", die mit Verallgemeinerung von
Einzelfällen und Übertreibungen arbeiten, entstellen das Bild der
Wirklichkeit, und ihr Wert für das geschichtliche Urteil liegt vorzugs-
weise darin, daß sie beweisen, wie mächtig in der deutschen Künstler-
schaft jener Jahre der Zug nach Rom gewesen ist. Von der tatsäch-
lichen Lage des römischen Kunstlebens, von seiner Regsamkeit und
Fruchtbarkeit soll die folgende Darstellung versuchen, ein richtiges
Bild zu geben. Ein literarisches Zeugnis für die damalige Bedeutung
der Stadt als Pflegestätte wie als Markt der bildenden Künste wird
durch das erstmalige Erscheinen eines römischen Künstleradreßbuchs
geboten, wofür doch offenbar ein Bedürfnis Vorgelegen haben muß.
1824 und in erweiterter Form 1830 hat der Bildhauer und Schrift-
steller Heinrich Keller seinen Elenco di tutti i pittori, scultori, archi-
tetti etc." veröffentlicht; die Ausgabe von 1830 weist nicht weniger als
anderthalbhundert Künstler deutschen Stammes in Rom nach. Fünf-
 
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