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Paulus, Eduard [Hrsg.]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Hrsg.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 60): Beschreibung des Oberamts Balingen: mit fünf Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts und drei lithographirten Ansichten — Stuttgart, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.12697#0322
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Bitz.

303

100 Schritte östlich von der Kirche, mit herrlicher Alpen-
aussicht, steht das hübsche, 1840 erbaute Pfarr- und Schulhaus,
welches die Wohuuug des Psarrverwesers, 2 Lehrzimmer uud
die Wohnuug des eiuen der beiden Schullehrer enthält. Es ist
wie die Kirche von der Gemeinde zu unterhalteu.

Das Rathhaus wurde 1843 erbaut uud ist mit 2 Schas-
ställeu verbunden. Auch ein Armenhaus ist vorhanden.

Die Vizinalstraße von Ebingen uach Gammertiugeu führt
am Ort vorüber.

Die gauze Markung besitzt keine Quelle uud man ist aus
Zisternenwasser angewieseu, das von ziemlich guter Qualität ist.
Man holt es aus 2 Pump-, 5 Zieh- und 34 Schöpfbrunuen.
Bei, übrigens selten eintretendem, Wassermangel muß das Wasser
von Ebingen bezogen werden.

Die krästigen Einwohner, von denen zur Zeit 2 das 80. Jahr
erreicht haben, haben sich noch zum großen Theil Fleiß, Ordnungs-
liebe und Sparsamkeitsfinn bewahrt. Ländliche Tracht besteht
nicht mehr, dagegen wird viel Manchestersammt getragen. Die
Volksbelustigung des Eierlesens kommt noch vor, und bei Hoch-
zeiten hält der Schullehrer die Abdankung.

Die Vermögensverhältnisse sind mittelmäßig. Der Ver-
möglichste besitzt an Feld circa 9 lla, der Mittelmann 3, der
Aermere noch Illu. Auf angrenzenden Markungen besitzen die
Bürger etwa 100 llu.

Obwohl vorherrschend Landwirthschast treibend, ist die Ge-
ineinde auch in gewerblicher Beziehung beachtenswerth. Jn
srüherer Zeit blühte der Vieh- und Pferdehandel und ein mit
gutem Erfolg betriebeuer Handel mit Mühlsteinen nach Ober-
schwaben und der Schweiz. Derselbe hat inzwischen mit der
Ausdehnung des Eisenbahnnetzes aufgehört. Dagegen haben seit
Ansang der 1830er Jahre andere, meist jetzt noch bestehende
Erwerbszweige Eingang gesunden.

Jm Jahr 1834 wurde eine Schwarzwälderuhrenfabrik er-
richtet, bald abcr in eine Feinmechaniker-Werkstätte umgewandelt,
welcher bald noch mehrere andere solgten. Jm Jahr 1860
wurde die Brillensabrikation und die Wasserwagenfabrikation
eingeführt, wozu sich später die Schraubensabrikation und in
neuerer Zeit die Korsettschloß- und Charniernadel-Fabrikation ge-
sellten. Erstere Jndustriezweige versenden ihre Fabrikate über
ganz Deutschland, letztere beschästigt zur Zeit in einem Eta-
blissement 25—30 Arbeiter mit 24 hiezu eigens von dem Ge-
 
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