Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Paulus, Eduard [Hrsg.]; Hartmann, ... [Red.]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 55): Beschreibung des Oberamts Brackenheim: mit drei Tabellen, einer Karte des Oberamts, drei lithogr. Ansichten und einem Grundriß — Stuttgart, 1873

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.11584#0211
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Cleebroun.

193

Die hoch auf dcm früheren z. Th. noch ummauerten Friedhof
im höher gelegenen östlichen Theile des Ortes stehende Kirche muß
einst sehr fest gewesen sein; es bestndet sich unter ihr noch ein Ge-
fängniß (Carcer), an dessen Eingang (im Westen) zwischen zwei
Maskenköpsen das Cleebronner Wappen und 1607 angebracht ist;
gegen Westen zeigt sie noch srühgothische Theile, so den hier stehen-
den oben ins Achteck übergehenden Thurm, der an der Schauseite
ein schönes frühgothisches Maßwerksfenster besitzt und knnen einst von
einem stolzen gegen hohen Nippenkreuzgewölbe übersprengt wurde,
von dem die Anfänge noch erhalten sind. Darunter war wohl
früher eine Empore sür die Bewohner des Schlosses Magenheim an-
gebracht. Auch die Westwand des Schiffes zeigt noch einige früh-
gothische Fenster, im Süden führt ein Spitzbogenportal herein. Jm
Jahre 1480 wird die hier stehende Kapelle zum h. Rafael zur
Pfarrkirche erhoben (s. u.). Jn den Jahren 1602, 1703, wo sie
dem Einfallen nahe war, 1764 und 1840 wurde die Kirche erneuert
und schließlich der Chor abgerissen. An der Ostwand des Schiffes
erhielt sich eine gothische Kleeblattnische; die Decke ist stach gewölbt,
im Ostgiebel ein altes steinernes Bußkreuz eingemauert. Von den
zwei Glocken ans dem Thurm hat die größere, sehr alte, in lateini-
schen Majuskeln die Namen der vier Evangelisten, die andern in
gothischen Mittnskeln:

unno ckomini 1452 Irill s. Iuou8. 8. MAreu8. 8. mateu3.
8. iolrANN68. AOt. WAliA.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gcmeinde (Stiftungs-
pstege). Der an der Straße nach Botenheim gelegene 1605 ange-
legte Friedhof enthält in seiner Mauer eine Tafel mit Ehristus am
Kreuz, dem Cleebronner Wappen, und der Jnschrift:

Sanct Augustin ist der Gottes Acker genand. Anno 1605.

Das östlich bei der Kirche stehende Pfarrhaus ist alt und vom
Staat zu unterhalten. Das ziemlich alterthümliche Rathhaus, ganz
in der Mitte des Ortes, zeigt unten auf drei Seiten rundbogige
Arkaden, deren Schlußsteine mit großen Fratzenmasken besetzt sind;
innen im Flur steht auf einer Tafel:

Unter Graf Joseph Philipp von Stadion neu erbaut 1736.

Das 1815 erbaute Schulhaus enthält drei Lehrzimmer und
das Zimmer des unständigen Lehrers; die beiden ständigen Lehrer
wohnen in zwei besonderen der Gemeinde gehörenden Häusern. Drei
Keltern, zusammen mit neun Bäumen, bestehen.

Noch besonders zu erwähnen ist das im obern Theil des Ortes
(in Neu-Cleebronn) liegende sog. „Schlößle", ein altes zerfallendes Ge-
bäude mit steinernem erstem Stock, das jcdoch noch manches Schloßartige
aufweist. Ueber seinem Haupteingang steht 1500; an seiner rechten
Ecke erhebt sich in einem Thurm eine weite steinerne Schneckentreppe,
Beschr. von Württemb. 55. Heft. Oberamt Brackenheim. 1Z
 
Annotationen