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Paulus, Eduard [Editor]; Württemberg / Statistisch-Topographisches Bureau [Editor]
Beschreibung des Königreichs Württemberg (Band 56): Beschreibung des Oberamts Rottweil: mit drei Tabellen, einer geognostisch kolorirten Karte des Oberamts, einem Farbendruckbild und sechs Lithographien — Stuttgart, 1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.12698#0273
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Voltwett.

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Schramberg abgekauft, Forsten dieser Herrschaft jedoch sprachen die
Rottweiler sür ihren vom Reiche zu Lehen rührenden Pürschbezirk
an und stcllten daher in ihnen Jagden an. Deßhalb nahm der
Landenberger im I. 1538 eincn jagenden Rottweiler gcfangen,
wurde aber bald selbst durch die Nottweiler am 26. Aug. d. I.
unterwcgs ergriffeir, auf eine Mähre gebunden und unter Schimpf-
reden nach ihrer Stadt in die Haft geschleppt. Am 12. Sept.
wurde zwar er selbst auf Vorstellungen der Gr. Wolfgang und Egon
von Fürstenberg sreigelassen, und eine Tagfahrt, welche den 22. März
1539 zu Dießenhofen unter eidgenössischer Vermittlung gehalten
wurde, schien den Streit zu stillen. Da erregte ihn Hansens Sohn,
Christoph, aufs neue im Widerspruch gegen den Vater, der bald
darauf starb. Von nahem und entferntem Adel unterstützt, legte
sich Christoph seit Apr. 1510 gegen Rottweil. Durch seine Mann-
schaft, welche besonders an Reiterei stark war und am Ende auf
ein paar Tausend anschwoll, wurden selbst Greise und Kinder nie-
dergemachti in Asche wurden gelegt die Rottweil mit Burgrecht zu-
gethanen Ortschaften Beffendorf (österreichisch, aber im Pfandbesitze
des Gr. Gottfried von Zimmern) am 11. Apr. und Wellendingen
(im Besitze Konrad Jfflingers) am 3. Mai, die Rottweiler Dörfer
Hochmössingen und Winzeln (dieses wenigstens zum Theil) am
12. Juli, der Rottweiler Spitalhof zu Zimmern ob Rottweil am
15. Nov. Die so nahe bedrohte Stadt hatte jedoch 100 Kncchte
aus der Herrschaft Hohenberg znm Schutze erhalten, auch waren
ihr zn Hilfe bcreits 1000 Mann Eidgenossen im Anmarsch begriffen.
Herz. lllrich, verdächtigt den Landenbergcr, seinen Diener, zu be-
günstigen, und deßhalb von den Eidgenossen angefeindet, entließ ihn
mittlerweile den 1. Ang. aus dcm Dienst, und verbot ihm, seinen
Naub an Württemberger zu verkaufen. Endlich kam durch die Be-
mühungen der Eidgenossen, des Kursürsten Ludwig von der Pfalz,
der Stadt Straßburg u. a. m. dcn 29. Nov. 1540 zwischen Rott-
weil und Christoph von Landenberg ein Vergleich zu Stande, welchem
gemäß die bisherige Fchde aufhören und die gegenseitigen Anforde-
rungen binnen Jahressrist gütlich oder rechtlich ausgetragen werden
sollten, allein das Neichskammergericht erkannte noch den 2. Mai
1541 die Acht übcr dcn Landfriedensbrecher, und der Proceß wegen
der Aufhebung derselben schwebte noch bis zu Christophs Tode im
I. 1546. Uebrigens wurde das Unheil, welches die Stadt hiebei
getroffen, von Vielen als Strafe für die kurz zuvor erfolgte Aus-
treibung der Protcstanten angesehen (Bullinger, Reformationsge-
schichte 2, 220).

Nunmehr trat eine Zeit längerer Ruhe für die Stadt ein,
 
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