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JÜRGEN SYDOW
daß die Urkunde von 1492 nichts über das tatsächliche Alter des Jahrmarkts in Bretten aussagt.
Ob die Heraushebung von zwei Marktterminen wirklich einen Hinweis darauf gibt, daß diese
beiden Jahrmärkte besondere Bedeutung gehabt haben, muß meines Erachtens dahingestellt
bleiben; es kann auch statt dessen bedeuten, daß erst damals diese beiden Märkte zusätzlich
verliehen wurden.
Das Spätmittelalter ist nämlich eine Zeit, in der die Anzahl der Jahrmärkte allenthalben
vermehrt worden ist. Das finden wir zum Beispiel in Bruchsal5, aber auch, um weitere
Beispiele zu nennen, in Boxberg6 und Buchen7, in Kenzingen8 und Endingen am Kaiserstuhl9
wie auch in Blaubeuren10. Dabei fällt auf, daß die Zahl der Jahrmärkte in den kleineren Städten
mit unter 2000 Einwohnern oftmals höher war als in größeren Städten oder in den ausgespro-
chenen Messe-Orten. So finden wir für die früh schon bedeutend gewordene Messe in
Frankfurt nur je einen Termin für Frühjahr und Herbst11, und in Leipzig errang die seit 1458
zusätzlich geschaffene Neujahrsmesse nicht die gleiche Bedeutung wie jene im Frühjahr und
Herbst12. In Nördlingen gab es im Mittelalter gar nur eine Messe, und zwar an Pfingsten13,
während in Zurzach am Hochrhein 14 wie auch in Linz an der Donau15, weiteren wichtigen
Messe-Orten im deutschen Süden, jeweils zwei Messen stattfanden. Es fällt also auf, daß
Messen, das heißt Jahrmärkte mit weitem Einzugsgebiet, seltener abgehalten wurden als
kleinere Jahrmärkte, wo wir oft drei oder vier, ja, wie in Altdorf, das damals im Besitz der
Burggrafen von Nürnberg war, bis zu sieben Termine finden16. Die Zahl der Jahrmärkte sagt
demnach überhaupt nichts über ihre wirtschaftliche Bedeutung oder über die Bedeutung der
betreffenden Stadt aus.
Sigmaringen 1991, S. 236-265. Vgl. auch Ders., Geschichte der Stadt Tübingen 1, Tübingen 1974, S. 31 f.
Eine gute Zusammenfassung mit zahlreichen zweckdienlichen Abbildungen bieten G. Hardach,
J. Schilling, Das Buch vom Markt, Luzern/Frankfurt a. M. 1980.
5 E. Keyser (Hg.), Badisches Städtebuch (Deutsches Städtebuch IV/2, Teilbd. Baden), Stuttgart 1959,
S.52.
6 Keyser, Bad. Städtebuch (wie Anm. 5) S. 47.
7 Keyser, Bad. Städtebuch (wie Anm. 5) S. 56.
8 J. Treffeisen, Die Breisgaukleinstädte Neuenburg, Kenzingen und Endingen in ihren Beziehungen zu
Klöstern, Orden und kirchlichen Institutionen während des Mittelalters (ForschObRhLdG 36), Freiburg/
München 1991, S. 31 ff.
9 Treffeisen (wie Anm. 8) S. 46f.; Keyser, Bad. Städtebuch (wie Anm. 5) S. 215.
10 E. Keyser, Württembergisches Städtebuch (Deutsches Städtebuch IVA, Teilbd. Württemberg), Stutt-
gart 1962, S. 48.
11 Lexikon des Mittelalters 4, München/Zürich 1980f., Sp. 738.
12 Lexikon (wie Anm. 11) 5, Sp. 1861.
13 E. Keyser, H. Stoob (Hgg.), Bayerisches Städtebuch Teil 2 (Deutsches Städtebuch V/2), Stuttgart
1974, S. 495.
14 H. Ammann, Die deutschen und schweizerischen Messen des Mittelalters, in: La Foire (Recueils de la
Societe Jean Bodin 5), Bruxelles 1953, S. 167 ff.; M.Schaab, Städtlein, Burg-, Amts- und Marktflecken
Südwestdeutschlands im Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Meynen, Zentralität (wie Anm. 17)
S. 239ff.; H.-R. Sennhauser, Der Flecken Zurzach, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt
um 1300 (Ausstellungskatalog), Stuttgart 1992, S. 207-221.
15 H.Knittler, Die Städte Oberösterreichs (Österreichisches Städtebuch 1), Wien 1968, S.211;
W. Rausch, Handel an der Donau I: Die Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter, Linz 1969.
16 E. Keyser, H. Stoob (Hgg.), Bayerisches Städtebuch Teil 1 (Deutsches Städtebuch V/l), Stuttgart
1971, S. 35.
JÜRGEN SYDOW
daß die Urkunde von 1492 nichts über das tatsächliche Alter des Jahrmarkts in Bretten aussagt.
Ob die Heraushebung von zwei Marktterminen wirklich einen Hinweis darauf gibt, daß diese
beiden Jahrmärkte besondere Bedeutung gehabt haben, muß meines Erachtens dahingestellt
bleiben; es kann auch statt dessen bedeuten, daß erst damals diese beiden Märkte zusätzlich
verliehen wurden.
Das Spätmittelalter ist nämlich eine Zeit, in der die Anzahl der Jahrmärkte allenthalben
vermehrt worden ist. Das finden wir zum Beispiel in Bruchsal5, aber auch, um weitere
Beispiele zu nennen, in Boxberg6 und Buchen7, in Kenzingen8 und Endingen am Kaiserstuhl9
wie auch in Blaubeuren10. Dabei fällt auf, daß die Zahl der Jahrmärkte in den kleineren Städten
mit unter 2000 Einwohnern oftmals höher war als in größeren Städten oder in den ausgespro-
chenen Messe-Orten. So finden wir für die früh schon bedeutend gewordene Messe in
Frankfurt nur je einen Termin für Frühjahr und Herbst11, und in Leipzig errang die seit 1458
zusätzlich geschaffene Neujahrsmesse nicht die gleiche Bedeutung wie jene im Frühjahr und
Herbst12. In Nördlingen gab es im Mittelalter gar nur eine Messe, und zwar an Pfingsten13,
während in Zurzach am Hochrhein 14 wie auch in Linz an der Donau15, weiteren wichtigen
Messe-Orten im deutschen Süden, jeweils zwei Messen stattfanden. Es fällt also auf, daß
Messen, das heißt Jahrmärkte mit weitem Einzugsgebiet, seltener abgehalten wurden als
kleinere Jahrmärkte, wo wir oft drei oder vier, ja, wie in Altdorf, das damals im Besitz der
Burggrafen von Nürnberg war, bis zu sieben Termine finden16. Die Zahl der Jahrmärkte sagt
demnach überhaupt nichts über ihre wirtschaftliche Bedeutung oder über die Bedeutung der
betreffenden Stadt aus.
Sigmaringen 1991, S. 236-265. Vgl. auch Ders., Geschichte der Stadt Tübingen 1, Tübingen 1974, S. 31 f.
Eine gute Zusammenfassung mit zahlreichen zweckdienlichen Abbildungen bieten G. Hardach,
J. Schilling, Das Buch vom Markt, Luzern/Frankfurt a. M. 1980.
5 E. Keyser (Hg.), Badisches Städtebuch (Deutsches Städtebuch IV/2, Teilbd. Baden), Stuttgart 1959,
S.52.
6 Keyser, Bad. Städtebuch (wie Anm. 5) S. 47.
7 Keyser, Bad. Städtebuch (wie Anm. 5) S. 56.
8 J. Treffeisen, Die Breisgaukleinstädte Neuenburg, Kenzingen und Endingen in ihren Beziehungen zu
Klöstern, Orden und kirchlichen Institutionen während des Mittelalters (ForschObRhLdG 36), Freiburg/
München 1991, S. 31 ff.
9 Treffeisen (wie Anm. 8) S. 46f.; Keyser, Bad. Städtebuch (wie Anm. 5) S. 215.
10 E. Keyser, Württembergisches Städtebuch (Deutsches Städtebuch IVA, Teilbd. Württemberg), Stutt-
gart 1962, S. 48.
11 Lexikon des Mittelalters 4, München/Zürich 1980f., Sp. 738.
12 Lexikon (wie Anm. 11) 5, Sp. 1861.
13 E. Keyser, H. Stoob (Hgg.), Bayerisches Städtebuch Teil 2 (Deutsches Städtebuch V/2), Stuttgart
1974, S. 495.
14 H. Ammann, Die deutschen und schweizerischen Messen des Mittelalters, in: La Foire (Recueils de la
Societe Jean Bodin 5), Bruxelles 1953, S. 167 ff.; M.Schaab, Städtlein, Burg-, Amts- und Marktflecken
Südwestdeutschlands im Spätmittelalter und früher Neuzeit, in: Meynen, Zentralität (wie Anm. 17)
S. 239ff.; H.-R. Sennhauser, Der Flecken Zurzach, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt
um 1300 (Ausstellungskatalog), Stuttgart 1992, S. 207-221.
15 H.Knittler, Die Städte Oberösterreichs (Österreichisches Städtebuch 1), Wien 1968, S.211;
W. Rausch, Handel an der Donau I: Die Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter, Linz 1969.
16 E. Keyser, H. Stoob (Hgg.), Bayerisches Städtebuch Teil 1 (Deutsches Städtebuch V/l), Stuttgart
1971, S. 35.