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Oechelhäuser, Adolf von
Das Heidelberger Schloss: bau- und kunstgeschichtlicher Führer — Heidelberg, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.18588#0015
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Einleitung.

Die Geschichte des Heidelberger Schlosses zerfällt in zwei
Hauptperioden: die der Erbauung und die der Zerstörung.
Jahrhunderte haben an ihm geschaffen, Jahrhunderte haben
daran zerstört. Aber nicht allein den Katastrophen des
dreißigjährigen und des Orleans'schen Krieges, sowie dem
Brande von 1764 ist die Zerstörung der großartigen Bauanlage
zuzuschreiben, der Zahn der Zeit nagt fort und fort an den
Überresten des ehrwürdigen Herrschersitzes von Kurpfalz.
Eine dritte Periode ist seit hundert Jahren angebrochen: die
der Erhaltung.

Wie Schloß, Stadt und Hochschule Heidelberg in guten
und bösen Tagen von jeher durch ein gemeinsames Geschick
verbunden gewesen sind, so hängt mit dem Wiederaufblühen
der Universität und der Stadt unter dem weisen Regiment
des ersten Zähringers auch das Wiedererwachen des Inter-
esses und der Fürsorge für die selbst in Trümmern noch un-
vergleichliche Schloßanlage auf's engste zusammen. Karl
Friedrich, der Reformator der alten alma mater, bestimmte
auf Vorschlag des Oberforstrats Gatterer den stolzen hortus
palatinus, den Wundergarten des Winterkönigs, zu einem dem
Universitäts-Unterrichte dienenden botanischen Garten, der im
Jahr 1808 größtenteils fertig angelegt war und zugleich als
öffentlicher Spaziergang der Benutzung überwiesen wurde.

Vorbei war es mit der Wildnis, die sich allmählich an
Stelle der kostbaren Pomeranzenbäume, der zierlichen Beet-
anlagen und der steifen Taxushecken im ehemaligen Schloß-
garten gebildet hatte, vorbei freilich aber auch mit der „grünen,
frischen poetischen und wilden Einsamkeit, die so schön mit
den verfallenen Türmen, den großen Höfen und der herr-
lichen Natur in Harmonie stand". Einem Tieck mußte als
ein Akt moderner Zerstörungslust erscheinen, was für die
Ruinen gleichbedeutend war mit Befreiung aus der erdrücken-
 
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