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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Hoernes, M.: Wanderung archaischer Zierformen
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Reichel, Wolfgang: Zum Stierfänger von Tiryns
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0025
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von dem man in der Abbildung nur den Schwanz sieht. Die Figuren auf den
Croupen der drei Pferde nennt Prosdocimi »un' appendice forata, a cui probabil-
mente doveva essere attaccata una catenella con pendagli." Dies ist ebenfalls
unrichtig, da jene Figuren nichts anderes sind als drei kauernde Affchen; das
Loch in jedem ist der freie Raum zwischen dem eingezogenen Unterleibe und
den auf die Knie gestützten Ellbogen. Äffchen in dieser Stellung sind nichts
Ungewöhnliches auf kleinen bronzenen Schmucksachen der vorgeschrittenen
ersten Eisenzeit Italiens (Fibeln aus Cologna veneta und Corneto, Ohrlöffelchen
aus Novilara). Drei Fibeln von Corneto (Not. d. Sc. 1896, S. 16) zeigen die Affchen
sogar auf Pferden. Das Äffchen auf der Pferdecroupe kehrt wieder auf einer
Fibel, die in einem Baden'schen Tumulus gefunden ist (Lindenschmit IV, XIV 3).
Von den so häufigen Vögelchen auf Pferden und anderen vierfüßigen Thieren
soll hier nicht die Rede sein. Aber wie kommt der Affe an diesen Platz? Ich
weiß dies nur durch fremde Vorbilder zu erklären, von welchen auch in der hier
Fig. 13 (nach Ann. dell' inst. 1881 tav. L) wiederholten Reitergestalt des Thon-
kruges von Tragliatella eine Spur erhalten zu sein scheint. Grund und Ursprung
dieser seltsamen Zugabe zu dem beschildeten Krieger bedarf einer Aufhellung.

Wien. M. HOERNES.

Zum Stierfänger von Tiryns.

Zu dem berühmten, vielbesprochenen Frescogemälde des Stierfängers aus
dem Palaste von Tiryns mögen auch heute noch einige Bemerkungen am Platze
sein, um die erste Publication,1) von der alle folgenden abhängig blieben, in nicht
unwesentlichen Punkten zu berichtigen.

Mit freundlicher Erlaubnis des Ephoros Herrn D. Chr. Tsuntas gebe ich
unter Fig. 14 von der oberen Hälfte des Bildes eine neue Zeichnung, die ich nach
sorgfältigen Gelatinpausen hergestellt habe. Die gestrichelten Linien zeigen die
Brüche an, die mit Punkten umgrenzten Stellen sind als Reste von Deckweiß zu
verstehen.

Ein Vergleich mit Gillierons im übrigen so trefflicher Wiedergabe zeigt,
dass bei letzterer vor allem der Kopf des Stieres Einbuße litt. Das schematisch

*) E. Fabricius in Schliemanns „Tiryns" S. 345—348, dazu Taf. XIII von E. Gillieron.
 
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