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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Schenkl, Karl: Der Georgos des Menandros
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0062

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die für Kleinias bestimmte Braut. Vielleicht hat die zweite Frau eine reiche Mit-
gift ins Haus gebracht, und der haushälterische Gorgias will das Geld zusammen-
halten oder geht der Gedanke von der Frau aus, die, während sich Gorgias nur mit
seinem Gütchen befasst, das Regiment im Hause führt.6) Nun ist aber dem jungen
Manne in Korinth, wohin er eines Geschäftes wegen gesandt worden war,7) etwas
passiert, was die ganze Sache verrückt. Er hat sich dort in ein Mädchen verliebt
und es verführt. Daher steht für ihn die Frage so, ob er das Mädchen aufgeben
oder die Schwester, der er herzlich zugethan ist, durch sein Zurücktreten be-
schimpfen soll. Sein Bruder Kleainetos scheint von der Sache zu wissen, und er
wünscht daher jetzt nicht mit ihm zusammen zu treffen. Die Braut befindet sich
bei dem Vater auf dem Landgute. Wir müssen daher annehmen, dass er erst
kürzlich von Korinth heimgekehrt ist und wohl nur etwas durch seinen Sclaven
Daos, der ihn nach Korinth begleitet hat, aber nach der Ankunft gleich auf das
Landgut gegangen ist, erfahren hat. So steht er vor der Thüre seines väterlichen
Hauses in Athen, unschlüssig, ob er anpochen solle oder nicht. Endlich geht er
fort, ohne anzupochen, nur darauf bedacht, wie er die Ehe mit seiner Schwester
vermeiden könne.

Die Lage des Kleinias ist noch dadurch schlimmer geworden, dass die
Mutter des Mädchens, das er verführt hat, Myrrhine, mit ihrer Tochter zugleich
nach Athen gekommen ist. In Korinth rauss es Scenen gegeben haben, und
Kleinias muss in seinem Monologe, wie aus Quintilian XI 3, 91 erhellt, die
rührenden Klagen der Myrrhine mit deren Worten angeführt haben.

Diesem Monologe, der die Eingangsscene bildete, gieng der Prolog voraus,
der gewiss vieles enthalten haben wird, was den Zuschauer über die Situation,
Localität, Scenerie und die Personen aufklärte. Wer ihn gesprochen hat, lässt
sich nicht bestimmen; möglicher Weise eine allegorische Person. Wenn etwas
auf das Zeichen g über dem ersten Verse zu geben ist, ließe sich annehmen,
dass der, welcher sich dieses Stück abschrieb, ihm noch ein yevog (ßt'og) MsvavSpou,
auch einen xaxa^oyoc; xß>v Spajiaxwv vorangeschickt hat. So könnte allerdings unser
Blatt das sechste des Codex gewesen sein. Es treten nun zwei Frauen auf,
Myrrhine und Philinna. Die letztere, unstreitig die ältere (v. 106 xexvov), ist eine
Anverwandte oder vielleicht die Amme der Myrrhine. Diese scheint sie nach
ihrer Ankunft in Athen sogleich aufgesucht zu haben. Der Dichter hat die beiden
Figuren nach dem bei den Alten so beliebten Motive des Contrastes zusammen-

6) Vgl. v. 85, wo Daos zu sagen scheint: 7) v. 39 f. [stätbg xb a]u|ißeßy]xöc;, ä |V äTCoXoiXsxsv

[fu]va»tf 1' °" (näml. ov.\-qpö<; iaxiv 6 fspwv). [äTc65y)]|J.ov eis Köpiv&ov iui upagiv uva.
 
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