Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI Artikel:
Schenkl, Karl: Der Georgos des Menandros
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0063

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
5i

gestellt. Myrrhine ist eine weiche, schüchterne, gerne in Klagen sich ergehende
Natur, die andere eine entschiedene und zum Handeln rasch entschlossene. Beide
sind selbstverständlich attische Bürgerinnen. Sie unterreden sich über die
Situation. Während Myrrhine den unschlüssigen Kleinias lieber fahren lassen als
drängen will, nimmt Philinna den entgegengesetzten Standpunkt ein. Zu einer
Entscheidung kommt es nicht, da der Sclave des Gorgias, Daos, auftritt und
Myrrhine zuwarten will.

Daos, der in dieser Komödie offenbar die Seele der ganzen Intrigue ist und
sie leitet, tritt mit einem anderen Sclaven, Syros, auf. Beide sind mit Kränzen
beladen, welche Gorgias von dem Landgute aus, wo er weilt, zur Ausschmückung
des Hauses schickt. Von dem Gute aus soll mit Einbruch der Nacht, die Braut
zu dem Bräutigam in das Stadthaus geführt werden. In launiger Weise schildert
Daos nach dem Vorbilde Xenophons (Cyr. VIII 3, 38) das Gütchen, das wie durch-
schnittlich die Landgüter in Attika viel Plage macht, aber so gut wie nichts
trägt. Da tritt Myrrhine vor mit den Worten: v. 20 xaöxa Ttavx' elc, xou? ya|j.oug, die
mit bitterer Ironie gesprochen als Frage oder Ausruf gefasst werden können.
Aus der Antwort des Daos <5 y_<xipe izoXkx, Muppi'vrj ersehen wir, dass er sie gut
kennt. Wir müssen daher annehmen, dass er seinen Herrn, den Kleinias, nach
Korinth begleitet hat. Myrrhine erwidert in demselben Tone wie früher: tcxvu
xat au ys, | oövex' sfrecopouv yevvtxa te xat %6a\Lia. Daos muss also versprochen haben
die Sachen zu ordnen und scheint jetzt ganz seinem Versprechen zuwider zu
handeln. Während nun Myrrhine dies spricht, hat die resolute Philinna einige
von den Kränzen ohne weiteres zerrissen. Ihr gelten die Worte des Daos: yuvca,
tc itpdxxeic;; worauf sie ihm droht, dass nicht Worte, sondern Thaten, soferne die
Götter ihr gnädig seien, ihn belehren werden.

Durch die Zerstörung des Schlusses des Blattes ist für uns der Zusammenhang
unterbrochen. Die Rückseite führt uns in eine neue Scene ein, in welcher sich
Daos mit der Frau des Gorgias unterredet. Offenbar hat er das Gespräch mit
den beiden Frauen fortgesetzt und sie zu beruhigen gesucht. Dies ersieht man
daraus, dass er ihnen später den von ihm entworfenen Plan, den Kleinias aus-
führen soll, mittheilt. Eine gute Botschaft hat er ja ihnen zu bringen (v. 103
[£ti<xy]Ys\ia(zod-txi xafüx'] lywy' sßouXopjv). Unterdessen ist Syros mit den Kränzen ins
Haus gegangen, worauf die Frau des Gorgias aus dem Hause tritt, um Näheres
über die Ankunft ihres Mannes und die Heimführung der Braut zu erkunden.
Bei der Beantwortung ihrer Fragen verfährt Daos nach der Manier, wie sie in
der alten Erzählung hervortritt, die Anastasius Grün in dem bekannten Gedichte

7*
 
Annotationen