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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Reisch, Emil: Athene Hephaistia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0074

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die Vermuthung, dass das sog. Theseion mit dem Hephaistostempel gleichzu-
setzen sei, die größte Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Ich hatte gehofft,
dass im Theseion vielleicht noch das Fundament der Basis sich nachweisen
lassen würde, auf der die Colossalstatuen von Hephaistos und Athene ihren Platz
hatten, und Dörpfeld hat auf meine Bitte im Februar 1893 eine kleine Versuchs-
grabung im westlichen Theil des Tempels vorgenommen. Es wurde nun von
der Schwelle der byzantinischen Thüre (in der Westwand) nach Osten zu ein
Längsgraben, dann nach Süden noch ein Quergraben gezogen, beide i"5m tief.
Allein es zeigte sich, dass von antiken Fundamentmauern keine Spur mehr übrig
geblieben war, da der ganze Boden im Mittelalter durchwühlt worden war, um
darin die Gräber kirchlicher Würdenträger anzulegen. Von dieser Seite her ist
also keine Entscheidung zu erwarten, und ich darf daher hier von einer Behand-
lung der topographischen Streitfrage umso eher absehen, als Bruno Sauer, der
bereits aus den Standspuren der Giebelböden des Theseion Giebelgruppen aus
der Hephaistos- und Erichthonios-Sage nachzuweisen versucht hat (Arch. Anzeiger
1897, 84), eine umfassendere Untersuchung über den Tempel und seine Sculpturen
in Aussicht gestellt hat.

Für die Cultbilder des Hephaistostempels, die uns hier zunächst allein be-
schäftigen, lässt sich aber über das aus den Inschriften Erschlossene hinaus des
weiteren auch noch der Name ihres Verfertigers feststellen. Denn es kann kein
Zweifel sein, dass die Hephaistos-Statue, die im J. 416 im Hephaisteion aufgestellt
worden ist, nicht verschieden ist von jenem berühmten Hephaistos des Alkamenes,
von dem Cicero de nat. deor. I 30 und Valerius Maximus VIII 11 erzählen.

Alkamenes stand gerade zu jener Zeit, als die Statuen des Hephaisteion
im Staatsauftrag vergeben wurden, auf dem Gipfel seines Ansehens, und man
müsste ihn als Künstler der Tempelbilder voraussetzen, selbst wenn nicht aus-
drückliche Zeugnisse die Hephaistos-Statue ihm zuweisen würden, — die
Hephaistos-Statue, denn wer wie jene römische Autoren schlechtweg von dem
Hephaistos in Athen spricht, der denkt eben an das Cultbild des Hephaistos-
Tempels.

Gegenüber einem auf das Jahr datierten Kunstwerk des Alkamenes muss der
Wunsch, Repliken aus unserer monumentalen Überlieferung nachzuweisen, beson-
ders lebhaft sich regen. Und einen kleinen, nebensächlichen, aber eigenartigen
Zug hat uns die Inschrift CIA I 319 übermittelt, der als ein äußeres Erkennungs-
zeichen solcher Repliken dienen zu können scheint: das avö-e^ov unter dem
Schilde der Athene. Der Wortlaut der Inschrift lässt es im Zweifel, ob dieses avikjiov
 
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