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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Reisch, Emil: Athene Hephaistia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0076

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Heute glaube ich eine andere Statue aufzeigen zu können, die mit den
äußeren Kennzeichen, die uns die Inschrift CIA I 319 an die Hand gibt, ausge-
stattet, in ihrem gesammten stilistischen Charakter so deutlich das Gepräge der
Zeit trägt, in der die Tempelbilder des Hephaisteion geschaffen worden sind,
dass wir sie als eine Copie der Athene des Alkamenes betrachten dürfen. Es ist
das die Athene-Statue des Museums von Cherchel, die von V. Waille, de Caesareae
monumentis T. II. 20 und besser bei Gauckler, Musee de Cherchel T. XV 1 abge-
bildet ist. W. Amelung hat mich zuerst darauf hingewiesen, dass diese Athene,
die schon von dem französischen Gelehrten als die Copie nach einem Original
des ausgehenden V. Jahrhunderts erkannt worden ist, ganz in der Weise, wie
die Inschrift es voraussetzt, ihren Schild auf Blattwerk aufstützt.2)

Ich wiederhole in Fig. 33 die Abbildung der Statue, die Gauckler veröffent-
licht hat, und gebe daneben eine Photographie der Seitenansicht, die ich der
Güte P. von Biehkowskis verdanke. Die Statue, der leider der Kopf fehlt, ist gegen-
wärtig V2m hoch, sie ist aus parischem Marmor gearbeitet und wurde in der
Nähe der ,porte d'Alger' gefunden.

Die Göttin steht in aufrechter Haltung da, die Last des Körpers ruht auf
dem rechten Fuß, der linke ist leicht zurückgesetzt. Der Kopf fehlt, ebenso der
rechte Arm, über dessen Ergänzung Gauckler S. 139 bemerkt: ,le bras droit etait
leve, s'appuyant probablement sur la lance/ Ich möchte glauben, dass der Oberarm
entweder fast horizontal zur Seite oder mit leichter Neigung nach abwärts
gestreckt war, während der Unterarm am Schafte emporgriff. Der linke Oberarm geht
dem Oberkörper parallel herab, der linke Unterarm ist gebrochen, offenbar lehnte
die Hand an dem jetzt fehlenden Schild. Dieser stand auf der größtentheils noch
wohlerhaltenen Akanthospfianze auf. Ob die Ansätze am linken Bein nur zur
Stütze des Schildes dienten oder zum Theil von den Windungen der Schlange
herrühren, vermag ich nach der Abbildung nicht zu entscheiden. Die Göttin trägt
den dorischen, seitwärts offenen, gegürteten Chiton, der Überschlag fällt über die
Mitte des Oberleibes herab. Die Aigis ist als eine schmale Schärpe schräg um
den Oberleib gelegt, so dass sie auf der rechten Schulter aufruht und das
Gorgoneion, das die Mitte der Aigis bezeichnen soll, seitwärts unter die linke
Brust gerückt erscheint. Das breite, derbe Gesicht der Gorgo mit dem wirr ge-
sträubten Haar zeigt noch Anlehnung an den alten Typus.

2) Seither habe ich durch eine freundliche Mit- bindung gebracht und mit der ,Athene mit der Ciste'

theilung Bruno Sauers erfahren, dass auch er, un- des Louvre (Fig. 35) zusammengestellt hat; er wird

abhängig von Amelung und mir, die Athene Cherchel darüber in seinem Buche ,Das sogenannte Theseion

mit der Athene der Inschrift CIA I 319 in Ver- und sein plastischer Schmuck'ausführlicher sprechen.
 
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