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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Reisch, Emil: Athene Hephaistia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0083

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überarbeitet ist, um sie den ergänzten Theilen anzupassen, ist hinter dem rechten
Ohr, wo der Überarbeiter versäumt hat, einzugreifen, noch erkennbar, dass unter
dem Helm ursprünglich nur kurze Löckchen — ähnlich denen über der Stirne —
hervorkamen, die jetzt unvermittelt an den angesetzten Haarschopf stoßen.

Die dritte, auch schon von Petersen bemerkte Replik steht in Villa Borghese,
n. CCXVII. Sie ist noch übler zugerichtet wie die übrigen, und ich glaube daher
davon absehen zu können, eine Photographie des Stückes abzubilden, die Amelung
für mich herzustellen die Freundlichkeit hatte. Die Figur ist 1*58™ hoch, aus
großkrystallinischem gelblichem Marmor. Kopf und Hals sind ergänzt, ebenso der
rechte Arm. Der linke Arm mit der an die Hüfte gelegten linken Hand ist antik,
mit Ausnahme der Finger. Ergänzt sind ferner, außer einzelnen Faltenpartien an
dem rechten Arm und an dem rechten Schienbein, der untere vorstehende Rand
der Aigis, der untere Rand des Peplosüberfalles, die Füße und die Basis. In den
antiken Partien des Gewandes, ebenso wie im strengen Typus des Gorgoneion
stimmt die Statue mit dem Exemplar Pallavicini überein.

Die drei Repliken bringen zu dem, was die Statue von Cherchel über das
Original uns lehrte, nicht viel Neues hinzu. An der Athene Cherchel scheint kein
Ansatz eines in den Nacken fallenden Haarschopfes, wie ihn die römischen Re-
pliken zeigen, mehr erhalten zu sein; wir werden also dort gleich knappes oder
noch kürzer gehaltenes Haar als bei diesen Repliken voraussetzen müssen. Was
die Haltung des rechten Armes betrifft, so haben die Ergänzer der römischen
Statuen mit Unrecht zum Theil schon dem Oberarm eine Richtung nach aufwärts
gegeben; wie die Form der Einsatzlöcher und die Lage der Schulter lehrt, war
der Oberarm aus der horizontalen Lage vielmehr leicht nach abwärts gesenkt,
während der Unterarm, im Ellenbogen abgebogen, vermuthlich nach der Lanze
emporgriff.

Bemerkenswert aber ist vor allem der verschiedene Maßstab der Repliken.
Während das Exemplar Borghese nur wenig unter Lebensgröße zurückbleibt,
haben die anderen Repliken (ohne den Kopf) eine Höhe von 1-07111 (Pallavicini),
n8m (Chiaramonti), i-20m (Cherchel). Daraus darf man, so auffällig dies zu-
nächst scheinen mag, mit ziemlicher Sicherheit auf überlebensgroßen Maßstab
des Originales schließen. Denn Statuetten und lebensgroße Figuren werden, wenn
auch nicht immer, doch in der überwiegenden Mehrzahl der Repliken, in ihrem
ursprünglichen Maßstab copiert, Colossalstatuen dagegen werden in den ver-
schiedensten Maßverkleinerungen und ganz vorzugsweise in den bescheidenen
Maßverhältnissen von Statuetten wiedergegeben.
 
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