Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI article:
Reisch, Emil: Athene Hephaistia
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0092

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
So

ist das Relief durch die vom deutschen arch. Institut besorgte photographische Auf-
nahme allgemeiner bekannt geworden und kürzlich von Furtwängler, Sitzungs-
berichte der Münchener Akademie, 1897, 290, publiciert worden.

Das sehr verstümmelte, jetzt aus vier Stücken zusammengesetzte Relief ist
075™ hoch und in seinem jetzigen Zustand 0-65™ breit; es besteht aus pente-
lischem Marmor und zeigt die sichere und scharfe Arbeit, die wir an den attischen
Reliefs aus der Zeit um 400 kennen. Die kräftige, einfach profilierte untere Randleiste
und das reicher gegliederte mächtige obere Abschlussglied zeigen, dass wir es hier
weder mit einem Votivrelief noch mit einem Urkundenrelief, sondern mit einer
architektonisch verwendeten Platte zu thun haben, die man sich metopenartig
eingelassen, etwa als den Schmuck eines Altares oder einer größeren Basis zu
denken hat. Dazu stimmt, dass rechts noch das Stück einer abgeschrägten pfeiler-
artigen Leiste erhalten ist, die nach Art eines Triglyphons das Reliefbild von
einer zweiten ähnlichen Darstellung getrennt haben mag. Links ist der Stein
gebrochen, doch geht aus der Composition des Erhaltenen klar hervor, dass die
vollkommen in sich geschlossene Darstellung keine weiteren Figuren mehr
umfasste.

Rechts steht Athene in ruhiger Haltung linkshin gewendet; ihr linker Fuß
ist seitwärts zurückgesetzt, so dass er nur [mit den Zehen den Boden berührt. Die
Göttin ist mit dem gegürteten dorischen Chiton bekleidet; über dem vorgestreckten
rechten Arm wird der Zipfel eines schmalen Mäntelchens sichtbar. Die Aigis läuft
als schmale, schräge Schärpe von der rechten Schulter zur linken Hüfte; ihre
ausgeschweiften Säume erinnern an die Aigisform, die bei der Athene von
Cherchel und der Athene des Parthenon-Westgiebels sich findet, ihr oberer Rand
hängt nach vorne über; von dem Gorgoneion glaubt man noch eine Spur
zwischen den Brüsten zu erkennen. Die Partie von den Knien bis zur Mitte der
Gestalt fehlt, ebenso der linke Arm; dieser muss, wie der erhaltene Contur der
Schulter lehrt, schräge nach abwärts gerichtet gewesen sein, er mag locker den
Speer gehalten haben. Zur rechten Seite der Göttin lehnt der Schild, dessen
Gorgoneion den jüngeren Typus eines ebenmäßigen Frauengesichtes zeigt.

Der vorgeneigte Kopf ist stark verstoßen, deutlich erkennbar ist aber, dass
er keinen Helm trug, das Haar scheint im Nacken kurz aufgenommen. Die
Rechte ist vorgestreckt und fasst an den korinthischen Helm, den der gegen-
überstehende Gott ihr entgegenhält. Denn als Gott dürfen wir den links stehen-
den bärtigen Mann, der Athene sich zuwendet, schon seiner Größenverhältnisse
wegen bezeichnen. Seine äußere Erscheinung sowohl, wie die Handlung, in der
 
Annotationen