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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Reisch, Emil: Athene Hephaistia
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0103

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9'

Kampfe vorstürmende Göttin erweckt. Aber wie könnte Nike rechts hinzu-
fliegen, wenn dort ein Gegner Athenes sich befand? Mir scheint vielmehr, dass
der knäuelartig zusammengeschobene Schlangenbesatz der Aigis nur dann seine
Erklärung findet, wenn der Unterarm im Ellenbogengelenk gehoben war, wo-
durch die Aigis auf den Oberarm zurückgeworfen werden musste.

Die Göttin wird also mit der Linken den Speer aufgestützt haben, wie die
Hope'sche und Farnese'sche Athene, etwa in der Art der Reliefs bei Schöne
T. XIII 64 oder XXII 94. Ob die Rechte an die Hüfte gelegt war oder mit
einem Attribute, (etwa einer Schale) vorgestreckt war, das entzieht sich der Ver-
muthung. Von dem fehlenden Theile des Bildes aber wird man sich dann eine
Vorstellung nach Analogie der Urkunden- und Votivreliefs machen müssen, auf
denen die von Athene entsendete Nike einem vom Volke geehrten oder als
Wettkämpfer preisgekrönten Manne zufliegt. Warum ist aber hier an Stelle des
für die Stadtgöttin sonst üblichen Typus der Parthenos ausdrücklich die Gestalt
der Athene Hephaistia eingesetzt? ich wüsste nicht, an welcher Art von Sieg
gerade die Göttin dieses Beinamens sonst betheiligt sein könnte, als an dem
Siege im Fackelwettlauf. Und da treten uns sofort eine Anzahl Vasenbilder ins
Gedächtnis, auf denen der siegreiche Fackelläufer neben dem Altare steht und
von Nike bekränzt wird, vgl. Ant. du Bosphore Cimmerien T. 63, 4; 5 (Stephani,
Katalog du Ermitage n. 2010), Arch. Jahrb. VII 149, Fröhner, Coli. Tyszkiewicz
T. XXXV. Nach diesen Vorbildern werden wir uns etwa rechts von Athene
den Altar zu denken haben, dessen Feuer der von Nike bekränzte Läufer mit
der Fackel anzuzünden im Begriff steht, daneben den Gymnasiarchen oder einen
zweiten Fackelträger aus der Läuferreihe der siegreichen Phyle.

Von den drei Festen, an denen während der letzten Jahrzehnte des V. Jahr-
hunderts ein von staatswegen organisierter Fackelwettlauf stattfand, den Pana-
thenaeen, Promethien und Hephästien kann nur das panathenäische Fest für die
Deutung unseres Pinax in Betracht kommen.13) Es handelt sich bei dem Fackel-
lauf, wie schon Wecklein erkannt hat, um die möglichst rasche Übertragung
eines reinen heiligen Feuers von einem Ort zum anderen. Dass der Wettlauf der
Fackelträger bei dem Heiligthum der Akademie, in dem neben Athene auch
Hephaistos und Prometheus verehrt wurden, seinen Ausgang nahm, bezeugt
Pausanias I 30, 4, vgl. Apollodor bei Schol. Soph. Oed. Col. 56. Von dort ist das
Himmelsfeuer des Prometheus an den Hephaistien zum Heiligthum des Hephaistos

Wecklein, Hermes VII 437, Benndorf, Zeitschr. Jahrb., VII 149, Ad. Schmidt, Handb. der griech.
f. Österreich. Gymnasien 1875, 607, A. Körte, Archäol. Chronologie 281.

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