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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Benndorf, Otto: Adamklissi noch einmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0135

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dings in der Nähe entdeckte Inschrift nach Tocilescos und Theodor Mommsens
Ergänzung bestätigt worden sei. Auf den positiven Theil der These einzugehen,
versagte ich mir unter diesen klarliegenden Umständen, weil ich es dem Gegner
nicht unnöthig erschweren wollte, seine Vermuthung wieder aufzugeben.

Mit dieser Rücksichtnahme habe ich mich getäuscht. In einer neuerlichen
Besprechung des Monuments, welche die Sitzungsberichte der Münchener Aka-
demie 1897 Heft II enthalten, zieht Furtwängler vor, über den begangenen
Irrthum hinwegzuleiten. Seit meiner Erwiderung, die ihm ,absolut Nichts Neues'
enthielt, habe seine Erklärung sich lediglich ,erweitert und vertieft', wozu ihm
u. a. auch jene Erwiderung ,anregend und dadurch förderlich' gewesen sei.
Factisch hat er aber seine Negation, die den historischen Hauptgewinn unseres
Werkes über Bord warf, zurückgenommen. Während er in einer ungemein
überlegenen Ausführung früher die Lage von Adamklissi ,ganz unvereinbar'
fand mit dem weit entfernten Schauplatze von Trajans Dakerkriegen, hat er jetzt
nichts mehr dagegen einzuwenden und tritt unserem historischen Schlüsse viel-
mehr schlechtweg bei. Während er die große Trajansinschrift früher wie etwas
Belangloses ignoriert und als heterogen bei Seite geschoben hatte, ist sie ihm
jetzt zu einem Bestandtheile des Denkmales von selbständigem Denkmalswert
geworden. Aber mit diesem Fortschritt der Einsicht verquickt sich eine Folgerung,
die ihn wieder aufhebt. Hatte er in den ,Intermezzi' auf einen augusteischen
Ursprung des Baues gerathen, weil ihm die Trajansinschrift vollkommen fremd
sein sollte, so ist ihm jener Einfall inzwischen nur umso gewisser geworden, ob-
wohl er ihre Zugehörigkeit jetzt einräumt. Ich selbst freilich habe diese Folgerung
verschuldet. Meine Erwiderung enthielt, nachdem sie die Unmöglichkeit dargethan
hatte, die Inschrift dem Baue abzusprechen, den folgenden Passus: „Furtwängler
könnte daher seine an den Thatsachen scheiternde Vermuthung von der Entstehung
des Baues in augusteischer Zeit, um wenigstens ihre Logik noch zu retten, nur
durch die Annahme über Wasser halten, dass an dem vermeintlichen Sieges-
male des Licinius Crassus nachtragsweise ein Siegesmal Kaiser Trajans
aufgeheftet worden sei. Aber auch diese Hilfe zerschellt" u. s. w. Diesen
ironisch hingeworfenen Gedanken griff Furtwängler in vollem Ernste auf und
spann ihn als Leitmotiv seiner Palinodie des weiteren aus, ohne die missliche
Herkunft des Gedankens zu berühren. Nach dem neuesten Stande seiner Über-
zeugung soll Kaiser Trajan an dem Baue des Crassus eine Erinnerungstafel
angebracht haben, die seinem eigenen Siege in der Dobrudscha galt. Ein zeich-
nerischer Versuch Bühlmanns, die Bekrönung des Baues anders zu reconstruieren,
 
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