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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Benndorf, Otto: Adamklissi noch einmal
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0138

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I2Ö

historischen Erinnerungsurkunde eines solchen Feldzuges nicht die Zurück-
eroberung der Provinz, sondern der Wiedergewinn eines Gebäudes in der Provinz
als Ergebnis des Feldzuges allein hervorgehoben werden konnte. Der Ausdruck
jtropaeum reciperatum' passt wohl auf ein aus factischen Warfen errichtetes
bescheidenes Erzmal, das dem Feinde, der es entfernt hatte, wieder entrissen
wurde, unmöglich auf das Symbol eines thurmhohen Steincolosses, der unverrück-
bar auf seiner monumentalen Basis stand; denn nicht um ideale Ehrenzeichen
an sich, mag ihr nationaler Wert noch so scharf empfunden werden, sondern um
das reale Land, in dem sie stehen, entbrennen Kriege.

Das Unvorstellbare steigert sich, wenn man der angenommenen neuen
Dedication auf den Grund geht. Oft genug konnte ja ein Anathem späterhin
eine zweite Weihung erfahren, wenn es durch eine Veränderung seines Standortes
oder durch eine Veränderung an sich selbst die frühere Weihe verlor; allein
keiner dieser Fälle trifft hier zu. Von einer Zerstörung des Baues durch die
Barbaren, die allerdings eine neue Dedication hätte nach sich ziehen können,
vermied Furtwängler mit Recht zu sprechen. Kein Stein der Ruine lässt etwas
anderes als die natürlichen Veränderungen der Zeit erkennen, zeigt das geringste
Merkmal einer Ausbesserung oder Zuthat, technisch ist der ganze Bau, wie
Niemann wiederholt hervorhob, wie aus einem Gusse in rascher einheitlicher Arbeit
vollendet. Nicht eine Zerstörung also, nur eine Entweihung und Besudelung
des Baues durch die Barbaren soll eine neue Dedication veranlasst haben, indes
wie rathlos lässt die Rhetorik dieser vagen Ausdrücke. Gewiss mag ja der durch
und durch massive, unersteigbare Rundbau, der infolge eines verborgenen Klam-
merverbandes seiner Steinverkleidungen allenthalben niet- und nagelfest war, von
feindlichen Horden vielleicht mehr als einmal umringt und in ohnmächtigem Zorne
verwünscht worden sein. Aber was für eine Entweihung und Besudelung, die
zur Aufpflanzung einer warnenden Schrifttafel anreizte, thatsächlich an ihm
begangen werden konnte, wüsste ich ernsthaft nicht zu vergegenwärtigen, und
bei seiner geschilderten Beschaffenheit würde jeder etwa ersinnliche Frevel in den
Begriff eines Piaculum fallen, das als solches wohl ein Lustrationsopfer zur Folge
hat, mit nichten aber eine neue Dedication, wie zahlreiche Fälle der Arvalacten
lehren. Die Begründung wäre also hinfällig, auch wenn sie auf mehr als eine
reine Behauptung hinausliefe. Eher ließe sich mit einigem Schein daran erinnern,
dass eine feindliche Besitzergreifung des Landes das Anathem dem Besitze des
römischen Gottes entzog, und dass nach Rückerlangung der Provinz die Dedi-
cation deshalb zu wiederholen gewesen sei; doch stritte auch hiergegen die
 
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