Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI Artikel:
Benndorf, Otto: Adamklissi noch einmal
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0142

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
13°

Mundwinkel verzogen, das Ohr relativ sorgfältiger behandelt, das Stirnhaar in
Büschelpartien endend, was lediglich an diesen beiden Kaiserköpfen vorkommt,
während es sonst in schematischen Parallelsträhnen geradlinig ausläuft. Auch hat
das Haar über der Stirn hohes Relief, während es am Hinterkopf schwach ist
und gegen die Gewohnheit dort, wie ich mir eigens skizzierte, von rückwärts
schräg nach dem Ohre hin in die Höhe gekämmt ist. Dieser an falsches Haar
erinnernde Unterschied kehrt an der capitolinischen Trajansbüste (Bernouilli II 2
Tafel XXIV b) auffallend ähnlich wieder, und andere Trajansköpfe, so besonders
deutlich das Wiener Exemplar, zeigen vor den Ohren kleine, aus der Haarmasse
auf die Backen vortretende Vierecke, in denen Perückenschließen erkannt worden
sind. Wie ein künstlerisches Porträt des Trajan aussieht, ist kein Geheimnis, über
das man Belehrungen entgegenzunehmen hätte, am wenigsten durch die von
Furtwängler beliebten bildlichen Zusammenstellungen, über die ich mich nur in
Schärfe äußern könnte. Neben der geschilderten Haartracht gibt aber die Form
der niedrigen breiten Stirn mit ihren Falten und der verzogene rechte Mund-
winkel Erinnerungen an die Natur, die zwar recht hilflos und bescheiden sind,
wie ich nie verkannte, aber im Punkte der Treue nicht hinter sehr. vielen
Trajansköpfen in den von Künstlerhänden gearbeiteten Reliefs der Trajanssäule
zurückstehen, Köpfen, die in den Verhältnissen und Einzelformen untereinander
so bedeutend variieren, dass, wenn man sie aus ihrer Umgebung herausschnitte,
in flüchtiger Betrachtung gar manche eher schwieriger zu erkennen wären wie
in Adamklissi. Ich habe früher mitgetheilt, dass mir diese Ähnlichkeit der Kaiser-
köpfe auffiel, bevor ich in die Untersuchung des Monumentes eintrat, nicht in
Befangenheit später, wie Furtwängler allein glaubhaft findet, und dass sie es war,
die mich an der vorgefassten Meinung, dass das Monument einer späteren Zeit
angehöre, zuerst irre werden ließ. Jetzt hat der einzige, der die Originale nach
uns eingehender untersuchte und mit den Porträtbildungen Trajans in langjähriger
Beschäftigung mit den Reliefs der Trajanssäule wohlvertraut ist, Conrad Cicho-
rius, den Sachverhalt gewissenhafter Weise bestätigt, obschon ,nur widerwillig',
wie er selbst bekennt, da er seiner sonstigen Auffassung durchaus entgegen war.6)
Wollte Furtwängler von seiner ursprünglichen These einen Theil noch retten,

5 C. Cichorius, die Reliefs des Denkmals von
Adamklissi, „Philologisch-historische Beiträge, Curt
"Wachsmuth überreicht" S. 16 des Sonderabdruckes
fasst die Metopenreihe als einen Nachtrag auf, den
das trajanische Monument in der Zeit Constantins
erhalten habe. Dies ist unmöglich nach dem tech-

nischen Baubefunde, der in Untersuchungen von rein
gelehrter Natur vorsichtig beachtet, nicht ignoriert
und übergangen werden sollte. Die Begründungen
von- Cichorius hat Furtwängler meist treffend zurück-
gewiesen, die AVeise seines Vorgehens kann ich
freilich auch hier nicht billigen.
 
Annotationen