Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI article:
Wilhelm, Adolf: Ein Vertrag des Maussollos mit den Phaseliten
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0164

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
152

schließenden Theile, und zwar zweimal, nebeneinander: <Daar]|Ärcaic; xai Oaa/jXtxag
Maua][aü)XX- . .; auch in der letzten suche ich neben Maussollos wiederum die Phase-
liten: (S>ocarjXlzoc]i %od (nicht SJtxat mit Bezzenberger) Maöaao)XXo$. Sonderbarerweise
ist das letzte Wort noch nicht hergestellt worden: 6jxoXoyYjawv[. . kann nur zu
o^oAoyfjcjwvfxt ergänzt werden; der an vorletzter Stelle zur Hälfte sichtbare Buch-
stabe ist w, nicht o. Die Urkunde schloss, das zeigt der Coniunctiv, mit einem
abhängigen Satze.

Wie schon der Finder erkannte, liegen in der verstümmelten Inschrift Reste
eines Vertrages (6[xoXoyta) zwischen Maussollos0) und den Phaseliten vor. Augen-
scheinlich ist der Stein, einst in Phaseiis aufgestellt, von dort nach Adalia ver-
schleppt worden. Den Dialect des Schriftstückes als rhodisch zu erweisen genügt
die Form des Infinitivs xaxaXacp9-rj|.i£iv; thatsächlich ist Phaseiis als Gründung der
Rhodier bekannt7). Die Erwähnung des Maussollos bestimmt den Vertrag zeitlich;
er stammt aus den Jahren zwischen 377, in dem Maussollos die Satrapie Karien
übernahm, und 353 v. Chr., seinem Todesjahre. Eine genauere Datierung versuche
ich nicht; für die Zeitgeschichte sei auf W. Judeichs Darstellung (Kleinasiatische
Studien 235 ff.) verwiesen.

Paläographisch ist der Stein ein Stück ersten Ranges. Leider gibt die
Abbildung, die in dem Verzeichnisse der Berliner Sculpturen veröffentlicht ist,
schon der starken Verkleinerung wegen von der Schrift keine zutreffende An-
schauung. Ueberhaupt wird die Hand des Zeichners trotz allem Geschick, aller
Sorgfalt und allem Sachverständnisse ein völlig treues Bild inschriftlicher Denk-
mäler nie zu liefern vermögen, nie die Vielgestalt der Buchstaben und den
ihre Eigenart und Wirkung bestimmenden Schnitt zuverlässig zum Ausdruck
bringen, an schwierigen Stellen niemals eine unabhängige Lesung ermöglichen,
da sie nur eine Auffassung des Thatbestandes, nicht den Thatbestand selbst vor
Augen führt. Die vorstehend -mitgetheilte Photographie erlaubt eine richtigere
Beurtheilung und überhebt mich der unter allen Umständen unzulänglichen Be-
schreibung. Die elegante Erscheinung der Buchstaben, die durch vornehme
Zeichnung und leisen Schwung der Linien, Verdickungen und hie und da beson-
dere Striche an den Enden bedingt wird, ist in einer Inschrift noch der ersten
Hälfte des vierten Jahrhunderts bemerkenswert, befremdlich aber nur für den, der

matische Formel der attischen Pseplrismen (In-
schriften aus Pergamon I 160; H. Swoboda, Rhein.
Mus. 1891, 509.)

°) Über seinen Namen W. Schulze, Rhein.

Mus. 1893, 2573! Kretschmer, Einleitung in die
Geschichte der griechischen Sprache 327.
7) S. W. Schulze ebenda 2517.
 
Annotationen