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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI article:
Kubitschek, Wilhelm: Heroenstatuen in Ilion
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0197

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sc, Ssxaxov §' szpocTrjCTa IlavsXXTivwv eviauxov,
Tcpög Se [itxov [xocprj;' outii; exet SuvaatV.

Wo der Stein gefunden worden ist, war schon dem ersten Herausgeber,
dem Colonel Leake, unbekannt, der ihn noch im Schlosse des Herzogs von
Buckingham in Stowe sah. Zuletzt hat ihn Kaibel (IGIS n. 1294 und p. 698)
nach Rom oder dessen Nähe verwiesen und vermuthet, dass ihn Buckingham
selbst während seiner Ausgrabungen bei Rom gefunden habe: ,origo certa videtur
Italica'. Dem ist aber nicht so. Schon G. F. de Bohn hat ihn zu Anfang des
vorigen Jahrhunderts gekannt und, wie sein dem Eckhelschen Inschriftencodex
beigebundenes Manuscript p. 134 n. 9 zeigt, die vollständiger als heute erhaltene
Inschrift copiert „dans le cimetiere d'un village Türe ä deux heures de chemin
en deca des ruines de Troye, sur un piedestal bien conserve."

Diese Priamos-Basis ist nicht das einzige inschriftliche Zeugnis dafür, dass
die Ilienser der Kaiserzeit die Helden der trojanischen Sage in marmornen oder
ehernen Bildnissen vor sich sahen oder vor sich hinstellten. In Halileli, wenige
Kilometer nordöstlich von Ilion, hat sich auf dem türkischen Friedhofe eine
Basis aus weißem Marmor gefunden, die zu einer Statue des ,kleineren' Aias
gehörte:

yöc TCaxpfy ya9-ovxa xaxea^E \xs 'IXtocj aCa,
ceXxav cEXXaSiV.av xeu&ouiva Xayoaiv,1)

und auf Hektor hat Kaibel ein Distichon gedeutet, das Hunt auf dem Friedhofe
von Eski Atschiköi, südwestlich von Ilion, copiert hat:

zixze ih/ya. xöv dpiazov ajxuvxopa rorrpiSo? alVjg.
ofov Zeug öpasv, ofov "Opjpos ecp[y)].2)

Es ist schwer die Frage abzuweisen, ob nicht diese drei Inschriften in den
gleichen Zusammenhang gehört haben, ob nicht die Statuen, auf die sie sich
beziehen, in einer und derselben Heroengallerie aufgestellt waren. Die Priamos-
und die Aias-Inschrift werden den Heroen in den Mund gelegt, und beide sind
auf die gleiche Stimmung des Beschauers berechnet, der — so dachte wohl der
Dichter — erst nachdem er die Statue betrachtet und die Reminiscenzen aus
dem Epos an seiner Seele hat vorüberziehen lassen, die Inschrift erblicken und
lesen sollte. Die Inschriften ergänzen den Gedankengang des Beschauers, sie
wiederholen ihn nicht, und ebensowenig erklären sie die Bildwerke.

') Nach Schliemanns Lesung Troia 258 n. XIV; 2) CIG 3626. Kaibel n. 1080.

ältere Abdrücke CIG 3632. Kaibel n. 1081.

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