Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Heberday, Rudolph: Vorläufige Berichte über die Ausgrabungen in Ephesus
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0265

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
77

78

zeichen einen Stern in der Öffnung eines Halbmondes
zeigt, sowie eine isisartige Gestalt in Fransengewand
mit pilosähnlichem Hut auf dem sorgfältig gedrehten
Lockenhaar.

Als zweites Grabungsobject wurde im Herbste
das Theater in Angriff genommen. An den "West-
hang des Panajir-Dagh gebaut, öffnet es sich
gegen den großen Hafen hin. Der hoch den Berg
hinansteigende Zuschauerraum misst an seinem von
mächtigen Gewölbebauten getragenen unteren Ende
über 200™ im Durchmesser; zwei Diazomata scheiden
ihn in drei Ränge, auf dem obersten Umgange lief
eine Säulenstellung hin. Hoher Schutt, aus dem die
verschiedenartigsten, aus kostbaren Marmorsorten
gefertigten Sculptur- und Architckturfragmente empor-
ragen, bedeckte die Orchestra, ein Trümmerberg von
über I00m Länge und 15m Höhe bezeichnete die
Stelle des Skenengebäudes. Auch nach Woods
schädigenden Tastgrabungen blieb es eine lohnende
Aufgabe, dem Baue ein gründliches Studium zu
widmen.

Aus technischen Gründen wurde von der Ebene
her begonnen und 'in etwa sechs Wochen die Rück-
seite und ein Theil des Inneren der Skene, sowie
ein Stück der Südparodos bloßgelegt. Drei Bau-
perioden lassen sich mit Sicherheit erkennen: die
ursprüngliche, gewiss noch der Stadtgründung ange-
hörige Anlage, ein römischer Umbau aus der Mitte
des zweiten Jahrhunderts n. Chr., endlich mehrfache
Restaurationen aus späterer Zeit. Auf den ersten
römischen Bau bezieht sich die in zwei gleichlau-
tenden Exemplaren am Nord- und Südeingange an-
gebrachte Inschrift Wood Great Th. Nr. 3> auf die
späteren die beiden bisher nur aus ungenügenden Ab-
schriften bekannten Epigramme CIG 2976 = Le Bas
150 und Rh. Mus. XXXIV S. 212 (vergl. Anth.
Pal. IX 694), welche hier nach neuer Lesung
wiederholt werden mögen (Kaibel: ,1V fere saeculi
videtur'):

I. TspTiso y.ai ay.yjvrj; Kolu\~;'t}$-ioc, sx-eofrt |it|j,vcov
MsaaaXtvoö xXsivoT£ sp-(||iaatv r;3d|isvog,
otg ftsdTpou xöxXov TüEpKÜaiov | sSsaamaev'
7tavoa|id-(i)p 61 XP^V0S ! sljjsv äpr]-foauv7]t.
Eü-cuxws.

II. Tyjv ßpiapyjv ä'iT3a, xb xap-cspöv sp|ia 9-sd-pou, |
Sspy.sc y.ai iraujiatjs tov ägtov clxta-r/pa |
t.y)Xscpavoijg 'Eq>saou, Tipotpspsaxspov AvSpoxX.to, \
MsaaaAtviv, UE-faX^g 'Aatvjg u.s-;av ifl'Uvcvjpa.

Hellenistischer Zeit entstammen der größte Theil
der Umfassungs- und Stützmauern des Zuschauer
raumes, eine lange Terrassenmauer, welche die Bühne
im Westen begrenzt, und ein zierliches gesäultes
Brunnenhaus ionischen Stiles mit Löwenköpfen als
Wasserspeiern, sowie der Kern des Skenengebäudes,
der durch spätere Umbauten mehr verkleidet und
überdeckt, als beeinträchtigt wurde.

Über die Bedeutung des hier Aufgedeckten ist
vor Abschluss der ganzen Grabung ein sicheres
Urtheil noch nicht möglich; man erkennt eine Reihe
ncbeneinandcrliegender, etwa quadratischer Kammern,
welche sich durch Thüren nach einem überwölbten
Gange öffnen, der in dieser Gestalt dem römischen
Umbau angehört und durch einen Mittelgang mit
der Orchestra zu communicieren scheint. Die Kammern
waren zweigeschossig, die sorgfältig gearbeiteten
Quaderwände zeigen deutlich die Löcher und Lehren
für die Balken und Bretter der Decke; in ihnen
fanden sich, aus den oberen Theilen der scaenae frons
herabgestürzt, mehrere Sculpturen, viele Inschriften
und massenhaft Thonlampen und Terrasigillata-
fragmente.

Von Sculpturen nenne ich eine Marmorstatuc
der Nemesis-Tyche, langgewandet, mit Polos auf dem
Haupte, Palmzweig in der Rechten, Füllhorn in der
Linken. Ein Greif sitzt an ihrer rechten Seite, Well-
kugel und Steuerruder an der linken vervollständigen
die Reihe der Attribute. Nemesiscultus bezeugt auch
die aus einer späteren Mauer an der Nordparodos
gehobene Inschrift:

'A-faSH; Tux.[v).] | °H -6X15 s7tsax[e6]aa£V to rcpo-
v[f(i]|ov TOij Ns[|Jt]sa[st'ou] | sx irpocrod(u[v AlX£(?)]ocg
no-cEVTtXX^g | Yp]a|i|_ia-cE'jov[T:og]] M. Apouvy.7]i[ou |
0]ÖYj8tou MiS'p'.8[d-cou].

Ein bärtiger Marmorkopf, Porträt etwa des 3.
Jahrhunderts n. Chr., interessiert durch eigenartigen
Kopfschmuck, einen schmalen Reif, auf dem kleine
Büsten aufsitzen. Fragmente ähnlicher Köpfe traten
1896 auf der Agora zutage, ebendaher stammt ein
Stück eines Bronceexemplars. Von den Inschriften,
worunter eine Reihe wichtiger Fragmente aus dem
dritten Jahrhundert v. Chr., sei hier ein Brief des
M. Aurel und L. Verus wiedergegeben:

Aüxoxpauop Kataap Mäpxo; AüpTjXtog 'AvTOJVEtvog |
2ePacjTÖ£ y.ai Aü-oxpara)p Kataap Aoüxtog Oürjpog |
Ssßaa-ös 'Ap|isvtaxög OüXrau) EüpuxXeT | /«'psw. |

"Cht |iEV 5t:' ävOuTtä-cwv doOsv-ca os tfj -j-spotrata
TtBv 'Ecpsattov | Xo-fta-ü7)v sxsJvoig säst 7tspi u>v ^Ttopstg
ävacf spstv, aüxog | ts sü-fvio ] |i6vcog sSijXuiaag sTita-ca-
 
Annotationen