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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Heberday, Rudolph: Vorläufige Berichte über die Ausgrabungen in Ephesus
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0267

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abgesehen von einer christlichen Grabschrift, dagegen
fanden sich im Schutte massenhaft Bruchstücke ver-
schiedenartiger Thonware, viele Lampen und eine
Anzahl Terrasigillatafragmente mit griechischen und
lateinischen Stempeln.

Die Anlagen zur Wasserversorgung der Stadt
schildert Herr Forchheimer wie folgt: „Als die
Epheser zuerst genöthigt waren, Wasser in die Stadt
zu leiten, werden sie die Quellen eines Baches ge-
fasst haben, neben dem heute der Weg nach Azizieh
im Thalgrunde führt. In der hellenistischen Zeit
brachten es Thonrohrleitungen auf den Kalkstein-
abhang südlich der sogenannten Agora und stellten
es dort in der bedeutenden Höhe von 90m über
Meer zur Verfügung. Zwischen 4 und"l4 n.Chr. wurde
über das genannte Thal ein dem Augustus gewid-
meter dreibogiger Aquäduct erbaut, der die Inschrift
CIL III 424 trägt und von Prof. Niemann und Herrn
Höfert genau aufgenommen wurde. Doch genügte die
eine Leitung nicht mehr; man vereinigte die im
Kalkzuge südöstlich von Scalanuova entspringenden
Höhlenwässer von Deirmen-dere und Kel-tepe zu
einem Gerinne, führte dieses mit sanftem Gefälle die
Lehnen entlang, überquerte die Thäler mit 15 zum
Theile gewaltigen Bogenstellungen, unterfuhr auch
wohl die Erdhiigel mit Stollen und brachte die
Wassermasse auf den Sattel südlich vom sogenannten
Gefängnisse des Paulus in das Weichbild der Stadt.
Dann folgte wieder ein Gerinne und ein über 600m
langer, überwölbter Gang, der über dem Kern der
Stadt 60m über Meer sein — nunmehr freigelegtes
— Mundloch hatte. Wie ein Zerrbild dieser hervor-
ragenden Anlage erscheint ein Gerinne mit besonders
hässlichen Bauten, welches den Nord- und Ostfuß
des Panajir-Dagh umzieht. Kleinere Anlagen, Thon-
rohrstränge von verschiedenen ärmeren Quellen, eine
Cisterne oberhalb des Theaters, ein ummauerter und
überwölbter, also aufstaubarer Wildbach an der
Straße nach Magnesia unterstützten die großen Quell-
leitungen."

„Auch dem Tempelbezirke des Artemisium wurde
aus weiter Entfernung, von Kaja-bunar — 23 Kilo-
meter Weges von Ajasoluk — Wasser zugeleitet,
mit ähnlichem Gerinne und ähnlichen, wenn auch
nicht so zahlreichen Kunstbauten, wie sie die Lei-

tung von Deirmen-dere aufweist. Für die Fortsetzung
des Gerinnes hielt man einen langen Bogenaquäduct,
der — vom Bahnhofe durchbrochen — jedem Rei-
senden sofort in die Augen fällt. Allein die Kämpfer
der Bogen liegen höher als das Gerinne, der Aquä-
duct kann daher nicht mit ihm in Zusammenhang
gestanden haben. Dagegen könnte man eine Beziehung
desselben zu zahlreichen in Ajasoluk vermauerten
oder verstreuten Steinröhren vermuthen. In Graz vor-
genommene Versuche zeigten, dass Steinstränge Hoch-
druck von ioom und mehr aushalten konnten, und
unterstützten die Annahme, dass der Aquäduct einen
Steinstrang getragen habe, der Wasser bis in die
Burg von Ajasoluk brachte."

„Auch die Türken haben Spuren ihrer Thätigkeit
hinterlassen, neben dem Bogenaquäduct Thonrohr-
stränge verlegt und zur Sicherung gegen hohen Druck
die bekannten Su-terasi-Thürmchen errichtet, endlich
auf der Burg vier gedeckte Cisternen erbaut und
eine den Gipfel krönende byzantinische Kirche in
eine vermöge ihrer Lage weithin sichtbare Cisterne
verwandelt."

„Herr Fritz Dörner hat im Laboratorium des
Herrn Professor Emich an der technischen Hoch-
schule in Graz aus einem Thonrohrstrange der
antiken Stadt stammende Dichtmasse untersucht und
gefunden, dass sie hauptsächlich kohlensauren Kalk,
geringe Mengen anderer anorganischer Stoffe und
3'4 Proc. organische Substanz enthält. Sie könne
Olkitt, wie ihn Vitruv erwähnt, sein, der im Laufe
der Zeit organische Substanz verlor."

Herr Hauptmann Schindler hat die Karte der
Umgebung von Ephesus (Radius 10 Kilometer) in
Angriff genommen und die Aufnahme des Ostens
und Südens im wesentlichen zum Abschlüsse ge-
bracht.

Auf einem Ausfluge nach dem vier Stunden
nördlich gelegenen Küstenorte Notion constatierte
Otto Benndorf, dass daselbst in neuerer Zeit Sculp-
turen ausgegraben worden sind, welche die ein-
gehenden Berichte von Schuchhardt und Wolters
aus dem Jahre 1886, auch die Mittheilungen von
Chamonard und Legrand aus dem Jahre 1891 nicht
erwähnen. Einen näheren Bericht hoffen wir dem-
nächst bieten zu können.

RUDOLPH HEBERDEY.

Jahreshefte des iisterr. archäol. Institutes Bd. I Beiblatt.

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