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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Kalinka, Ernst: Weihung einer koischen Schiffsmannschaft in Samothrake?
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0272

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91

Ich schlage hier vor, um mit den Kleinigkeiten
zu beginnen, das Kolon hinter TplTjpapXoöVTOg zu
tilgen und sich den tpii5papX°S tsxpTjpetDc; ruhig ge-
fallen zu lassen; zum Genetiv tstpripscog, nach der
Koine mit Endung su)g für dorisch tog vom Nominativ
TET.pfjptg gebildet, der unbelegbar scheint, vergl. aus
Rhodos1') isTp7jpeu)v, wie man jetzt wohl vorziehen
wird zu betonen. Weiter mache ich die Möglichkeit
geltend, an Stelle des Erbauers des Schiffes den
heimischen Eponymos zu setzen; dann würde die Z. 7

[y]pacj>[ä......, (lovdpxou ilejtata-upa-uou i[o3]

obwohl man vielleicht mit Recht Bedenken tragen
wird, diese Behörde inmitten all der Kriegsleute
ohne zwingende Veranlassung einzusetzen.

Im übrigen springen die Ähnlichkeiten beider
Inschriften in die Augen, auch ohne die von mir in
der Ergänzung des samothrakischen Steines ver-
suchten Nachhilfen. Die Verschiedenheiten sind
nicht gering; namentlich fehlt in der Koerstele
jeder Hinweis auf Samothrakes Behörden und Cult.
Kam dergleichen darin vor, so müssen wir es in
den Schluss versetzen, was keine Schwierigkeiten
haben dürfte; wenn nicht [lyarai. eijos^eTj, so doch
xoTg sv Saj-io3-p^xqc xaPtax"')Ptov lst leicht er-
gänzt. Es versteht sich für den, der gelernt hat,
dass bei den Griechen überall die Individualität
zur Geltung kommt, von selbst, dass derselbe
Zweck von Angehörigen zweier Städte auch zu
gleicher Zeit auf verschiedenem Wege erreicht wird.
Trotzdem liegt es mir fern, den Schluss als sicher
zu bezeichnen; nur eine Möglichkeit ist es, die auf
einer Reihe von Analogien beruht, wenn ich es
ausspreche, dass die koische Stele sich sehr gut als
Seitenstück zu der Weihung der Kyzikener erklären
lässt, gleichartig durch das Stadtwappen, durch
die Datierung im allgemeinen, durch die Bezie-
hung auf den Seekrieg unter Roms Oberleitung,
durch die vom Schriftcharakter ungefähr bestimmte
Zeit, und im besonderen durch die Vorgesetzten.7)

Von diesen war der Commandant sicherlich ein

6) IGIns I 45. Auf den Sprachgebrauch dos Rhodiers
Zenon führt H. Ullrich, De Polybii fontibusRhodiis diss. Lips.
1898, 63 das Polybiantsche (XVI 5, 1) ,,T.pi7]papXSlV (etiam de
quinqueremi dictum!)" zurück.

7) Die äußere Möglichkeit der Verschleppung- ist unnöthig
zu beweisen; auf einen Fall, dass ein Stein von Samothrake
nach den Dardanellen gekommen ist, hat O. Kein, Beiträge
für Diels 1895, 105 Anm. 2, hingewiesen; natürlich konnte der
Stein, einmal verladen, ebensogut nach den Dardanellen wie
nach Constantinopcl kommen.

8) Vgl. den Index bei Paton-Hicks S. 372. EuxAercou
scheint es nicht gewesen zu sein, obgleich auch dies gut koisch

Koer; dafür spricht der sicher ergänzte Name des
Vaters Eü-/.ap;toc;.8) Auch der Name des Nauarchen
EbSanog ist auf Kos häufig; aber der Titel ist aus-
gesprochen rhodisch. Wir kennen auch einen rhodi-
schen Nauarchen des Namens, dem die Ehre geworden
ist, den großen Hannibal in seiner einzigen See-
schlacht zu besiegen.") Das war 190 v. Chr.; es
könnte sich hier also nur etwa um den Enkel han-
deln. Der wichtigste von allen ist der Führer der
ganzen Flotte AuAog Tepsvnog AüXou uEög Oüdppojv
icpsaßetnag, denn er ist datiert. Die stadtrhodische
Basis (IGIns I 48), die ein Werk des Künstlers
Plutarchos von Rhodos trug, lehrt uns einen namen-
losen Rhodier kennen, der zu fünf hochgestellten
Römern gieng; zuletzt Ttozl AuAov Tspsvctov AÖAo(u)
uiöv Oödpptova Tcpsaßeumv °Pu)p,<z£cov. C. G. Brandis
meint10) als Gesandter auf einer einzigen Rundreise
durch Asien und Makedonien. Bestätigte sich diese
Auffassung, so würden damit die Beziehungen zu
allen fünf Römern auf fast denselben Zeitpunkt
fallen. Das wäre wichtig, und darum muss ich hier
nochmals auf die Frage nach der Zeit dieser Inschrift
zurückkommen.

Die Plutarchinschrift von Rhodos habe ich am
Tage ihrer Auffindung bis auf das Jahr genau zu
datieren geglaubt. Nach dem Imperator-Titel, den
der dritte Römer, L. Licinius L. f. Murena, schon
führt, kann sie frühestens in das Jahr 82 fallen. Den
ersten Römer, Äeöxtov KopvrJXtov Asuxfou uEöv — |
a-öpa-r.cq-ov av&öraxTOV cPo)[ia£(Ov, hielt ich für Sulla;
da seine Ernennung zum Dictator im November 82
nicht berücksichtigt ist, konnte die Inschrift meiner
Ansicht nach nicht wesentlich jünger sein; also fiel
sie offenbar in das Jahr 82. Dagegen erklärte Th.
Mommscn u) Sulla wegen der unzutreffenden Titulatur
und aus einem anderen Grunde für ausgeschlossen.
Was die Titulatur betrifft, so ist dieses Argument
jetzt nicht mehr so beweiskräftig, seit in Halikarnass
von Hula und Szanto genau der gleiche Verstoß
nachgewiesen ist.1-) Auch ein zweites Argument ist

ist. — Beiläufig möchte ich Z. 8 statt des unverständlichen
Namens KGc[py.t[ASVV]]g, dessen Herstellung sich nur auf die
Velsen'sche Lesung von CIA II 1247 b KapxESap-Og stützt
(vgl. Bechtel-Fick, Gr. Personennamen 90), das naheliegende
KapU[lEV»)S vorziehen; vgl. KapTl3d[l.ag, KapttviXOg.
Auch der attische Name dürfte aus KapTtSaJ-lOg verlesen sein.
0) Vgl. IGIns III 103, 13.

10) Brandis, Gött. gel. Anz. 1895, 647 ff.

11) Mommsen, Sitz.-Ber. Berl. Ak. 1892, 845 ff.

J2) Sitz.-Ber. Wiener Ak. 1894, 29, r: [As]Ö0«o[v

KJopv/jXtov Asuxtou uEo[v] 26AAa[v] aTpaT7]"föv av&ü-

TCCCTGV cPüJ(laiu)V. Auf diese Inschrift macht mich jetzt auch
 
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