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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

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Premerstein, Anton von: Die Anfänge der Provinz Moesien
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https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0306

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norischen und dalmatisch-pannonisclien Kämpfe des
Tiberius, jedenfalls aber vor dem J. 742/12 erfolgt
sein, zu welchem Dio LIV 31, 3 berichtet: xöig
SxopBiaXQtg ö[iöpotg te aöxSv xai 6|ioax£Üoig oSai
au ji|itxx.o ig Su [idXta-ca xp7]aa[iEvos (Zippel S. 303).
Der Ansatz bei Eusebius unter 739/15 wird dem-
nach richtig sein. Der Name des mons Claudius
(Vellerns II 112, 4 zum J. 6 n. Chr.; Plinius III
147: mons Claudius, cuius in fronte Scordisci, in
tergo Taurisci; Mommsen, CIL III p. 415; Kiepert,
Formae, Text zu XVII, S. 6, 66) sollte möglicher-
weise die Erinnerung an den Sieg des Tiberius
festhalten.

Mit diesen Kämpfen wird wohl auch ein Sieg
des Tiberius über die Daher zusammenhängen,
welchen wir allerdings nur aus einer poetischen,
aber wahrscheinlich zeitgenössischen Quelle erschlie-
ßen können. In der sogenannten consolatio ad Liviam
(Bährens PLM I p. 97 ff.), welche man jetzt mit
Hirschfeld, Die kaiserlichen Grabstätten 3, wohl der
augustischen Zeit wird zuweisen müssen, findet
sich v. 383 ff. eine im ganzen zeitlich geordnete
Aufzählung der von den beiden Söhnen Livias,
Tiberius und Drusus, bis zu des letzteren Tode er-
rungenen kriegerischen Erfolge (dazu E. Hübner,
Hermes XIII 237f.):

quod spes implerunt maternaque vota Nerones,
quod pulsus totiens hostis utroque duce
385 (Rhenus et Alpinae valles et sanguine nigro
decolor infecta testis Isargus aqua,
Danuviusque rapax et Dacius orbe

remo to

Appulus (huic hosti perbreve Pontus

iter)

Armeniusque fugax et tandem Dalmata supplex
390 summaque dispersi per iuga Pannonii

et modo Germanus Romanis cognitus Orbis).

V. 385. 386 weist hier auf den raetisch-vindeli-
kischen Krieg des Tiberius und Drusus 739/15 hin;
v. 389 auf die Mission des Tiberius in Armenien
734/20, soviel ich sehe, die einzige aus der chrono-
logischen Folge herausfallende Begebenheit; 389. 390
auf den pannonisch-dalmatischen Krieg des Tiberius
742/12 bis 745/9; v. 391 auf den germanischen Zug
des Drusus 745/9. Der in v. 387. 388 angedeutete Feld-
zug gegen die Donauvölker und gegen die dakischen
Appuli, die vermuthlich um den späteren Hauptort
Apulum herum saßen, wäre demnach nicht früher
als 739/15 ur,d anderseits vor dem durch das ,tandem'

in v. 389 als beträchtlich später bezeichneten illy-
rischen Krieg 742/12 ff. zu setzen. Mit dem von
Tiberius zurückgewiesenen Beutezuge der Daker
nach Pannonien im AVinter 744/10 (Dio LIV
36, 2: ol Aaxci töv "latpov TtsuTj-föia SiaßavxEg
XeCav ex xfjg Hawoviag omezeiiov-o; dazu Mommsen,
R. g. d. A. 2 131) kann die hier vorausgesetzte In-
vasion kaum identisch sein; vielmehr handelt es sich
wegen der Worte ,huic hosti perbreve Pontus iter'
um eine der häufigen Überschreitungen der Donau
in ihrem Mündungsgebiete. So dürften auch diese
Kämpfe in das Ende 739/15 gehören. Für die
Annahme, dass Tiberius damals und zu Beginn
des folgenden Jahres Macedonien als praetorischer
Proconsul verwaltet hätte, fehlt es an einem ent-
scheidenden Beweise. Vielleicht war es bloß eine
vorübergehende Aushilfe, welche Tiberius als lega-
tus Augusti pro praetore dem Statthalter von Mace-
donien zu leisten hatte.

Fast parallel mit der großen und erfolgreichen
Action des Agrippa und Tiberius in Illyricum läuft
die Thätigkeit des L. Calpurnius Piso pontifex (Cos.
im J. 739/15; Gardthausen I 182; II 84, 4; 396,
30; 600, 26; Groag in Pauly-Wissowas RE III
1396 f.) in Thrakien. Aus Pamphylien, wo er als
legatus Augusti pro praetore — wahrscheinlich von
Syrien — beschäftigt war (Marquardt, StV I 2
417, 4, vgl. S. 375, 5), wurde er im J. 741/13
nach Macedonien berufen; vgl. Dio LIV 34, 6 zum
J. 743/11: «)g oh/ ourög (OüoXö~;a.'.GOc,) ~e t/zuV euotsi
xcti o'i SiaXixai (im Nordosten Thrakiens; Tomaschek
S. 72, Kalopothakes p. 17 f.) -cTjv MansäovUv
exaxo6p"fODV, Aoöxiog IIEawv ex IIa|j.cpt)AEag, 5jg
%poüExd-/J)-i] acpEaiv. Die Vermuthung Zumpts a. a. O.
p. 255 f., dass statt ex JIap.tpüAEag zu lesen sei ex
Muaiag, welche auch bei Zippel S. 245 f. und Mommsen
RG V 14 Anm. (vgl. auch S. Peine, Berliner
Studien II 328 f.) Beifall gefunden hat, ist aufge-
geben, seitdem man das Epigramm des Antipatros
Anthol. gr. X 25 (v. 3 f. Sog u.s St' eükXwxgio repog
AaESa xujiaTOg eAD-eTv, | Heiatovog SoAix/j) V7)l auvscroö-
uevov) auf die Reise des Piso nach seiner Provinz
bezogen hat (Prosopogr. I 286 n. 249; vgl. auch
Boissevains Note zu Dio). In dreijährigen Kämpfen
von 741/13 bis 743/11 warf Piso den von dem
Dionysospriester Vologaisos angefachten Aufstand
der Thraker nieder, an welchem sich vielleicht auch
die nördlich des Haemus an der Donau sitzenden
Stämme betheiligten; vgl. Vellerns II 98, 2: legatus
Caesaris triennio cum iis bellavit . . . Asiae securi-
 
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