Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Premerstein, Anton von: Die Anfänge der Provinz Moesien
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0310

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
iö8

jedesfalls bedeutende Opfer erheischende Expedition
ins Innere Dakiens, vielleicht sogar mit der Absicht
einer Eroberung, in vorhinein schwer denkbar. Auch
ist es nach Dios Zeugnisse nicht Lentulus, sondern
A. Caecina Severus, der Legat des Militärdistrictes
an der unteren Donau in den Jahren 6 (Dio LV 30)
und 7 n. Chr. (LV 32), gewesen, der im Kriege
gegen die Daker und Sarmaten im J. 6 befehligte
(Dio LV 30, 4: SeouTjfou £5 xijv Moai'av, 81a zs
toü; Aaxoüj y.ai toüj üaupoud-a;; jcopfroOVrag aöxriv
ä-apavuog), der sie mit Hilfe der thrakischen Truppen
schlug und im Winter 6 auf 7 vollständig aufrieb,
so dass er im Frühjahr 7 wieder zur illyrischen
Hauptarmee einrücken konnte (LV 32, 3 tcv 2souvjpov
£■/. Muaia; Jtpoatövca). Übrigens war auch dieser
auf moesischem Boden geführte Krieg nach Dios Be-
richte nur defensiver Natur.1) Lentulus erscheint daher
auch nicht in der Liste der Legaten des Tiberius
im pannonisch-dalmatischen Kriege bei Vellerns II
116, in der ein so hervorragender, mit den Triumphal-
ornamenten ausgezeichneter Führer gewiss nicht hätte
fehlen dürfen.

Der dakische Feldzug des Cn. Cornelius Lentulus,
den Mommsen a. a. O. p. 131, 1 mit dem im J. 24
n.Chr. verstorbenen Consul des Jahres 736/18 iden-
tificiert hat (Prosopogr. I 451 n. II2I), ist demnach
jedesfalls nach dem J. 7 n. Chr. und wahrscheinlich
auch nach Abschluss des pannonisch-dalmatischen
Krieges im J. 9, in die allerletzten Jahre des Augustus
zu setzen. Auf diese Zeit weisen auch die "Worte
Strabos VII C. 305, der fast übereinstimmend mit
Florus den Erfolg des jüngsten dakischen Zuges
dahin zusammenfasst: (AoMCOl) s",'"fü; |i£V fplQOai to'j
öitaxoöeiv 'Pojriaicov, oü-oj 3' e£gIv ÜTO/Etpiot xeX£u>£
3tic -aj ex tfflv rspp,avfi)v §Xic£8ag 7coXep,{tov Svwov
TOtg 'Pojiiafccs. Allem Anscheine nach ist es der
nämliche Dakerkrieg, der nach Orosius VI 22, 2 um
das J. 11 n.Chr. ausbrach: quas (Iani portas) ex eo
(d. i. seit 752/2) per duodeeim annos quietissimo
Semper obseratas otio ipsa etiam robigo signavit, nec
prius umquam nisi sub extrema senectute Augusti
pulsatae Atheniensium seditione et Dacorum com-
motione patuerunt. Auf Episoden desselben Krieges

1) Dem Caecina scheint damals von den in Illyricnm be-
schäftigten Truppen die legio XX (später Valeria Victrix
zubenannt) beigegeben worden zu sein. Dieselbe gehörte,
wie man allgemein annimmt, zu den für den pannonisch-dalma-
tischen Krieg neu gebildeten Truppenkörpern, nahm im J. 6
n. Chr. unter dem Legaten von Illyricnm M. Valerius Mesal-
linus an den Kämpfen theil (Vellerns II 112, 2: cum semi-
plena legione vicesima) und wurde im J. 9 nach Germanien

beziehen sich, wie nach Mommsen des näheren A. v.
Domaszewski, NHJ I 190 ff. ausgeführt hat, mehrere
allerdings sehr local gefärbte Schilderungen barbari-
scher Einfälle im J. 12 n. Chr. in den pontisclien
Briefen des Ovid.

Nach Mommsens Vermuthung (R. g. d. A. 2
131) wäre Lentulus im Dakerkriege Legat von Moesicn
gewesen. AVahrscheinlich wurde der Feldzug jedoch
von Pannonien aus von dem dortigen Legaten unter-
nommen. Zunächst nennt Strabo, unsere einzige
Quelle für die Details, VII C. 313 Segestike (Siscia>
in Pannonien ein £'j^U£g öp|ivjx>Jptov ~o) Tipög Accy.oüg
Tto\£\i(p. Es wäre ein unwahrscheinlicher Anachro-
nismus, wenn sich dies wirklich nur auf die alsbald
fallen gelassenen Absichten des Caesar im ersten
illyrischen Feldzuge (31 — 29 v.Chr.) beziehen sollte,
der nach Appian Illyr. 22 die Stadt in seine Gewalt
zu bringen wünschte (bj rajxisftp ^pyjaöusvog T°v
iaxßv xat Baarapveöv 71ÖXSU.ov (Zippel S. 236; Gardt-
hausen II 162, 16) und nicht vielmehr auf die jüngste
erfolgreiche — daher wohl su^us^ — Expedition
ins dakische Gebiet. Ferner fand der Einbruch nach
Dakien durch das Thal des Marisos (h. Marosch),
auf welchem nach Strabo VII C. 304 die Kriegs-
vorräthe zugeführt wurden, vielleicht in der Richtung
gegen den militärischen Mittelpunkt des Landes, die
Sitze der schon 739/15 (oben Sp. 159) bekriegten
Appuli statt, jedesfalls also von den Lagern des
südöstlichen Pannoniens aus, nicht, wie die Züge
Domitians und Traians, vom moesischen Stromufer
her, wo es damals noch an militärischen Stützpunkten
mangelte. Die bei Florus anschließend erwähnten
Kämpfe gegen die Sarmaten können ebenfalls vom
Osten Pannoniens her erfolgt sein. Auch die Ent-
sendung desselben Cn. Cornelius Lentulus zu den
meuternden pannonischen Legionen im J. 14 (Tacitus
ann. I 27; Mommsen a. a. O. p. 132 Anm.) würde
recht wohl zu seinem ehemaligen Commando daselbst
passen. Vielleicht ist er der unmittelbare Nachfolger
des M. Aemilius Lepidus (Legat im J. 8/9 n. Chr.)
und der Vorgänger des Q. Iunius Blaesus (im August
14) gewesen. Selbstverständlich nahm auch der Legat
des Districts an der unteren Donau — im J. 12 n. Chr.

geschickt. In die J. 6 - 9 fällt demnach auch die in Moesia in-
ferior gefundene Inschrift CIL III Suppl. n. 7452 eines L. Plinius
Sex. f. Fab(ia) domo Trumplia mil(es) lcg(ionis) XX (zu der-
selben O. Hirschfeld, Köm. Mitth. II 152, dagegen Prosopogr.
III 51 n. 373). Der Fundort des Steines am rechten Ufer des
Flusses Oescus (Isker), in einer Gegend, wo erst viel später
ein Legionslager entstand, deutet auf eine römische Vorposten-
Stellung an der thrakischen Grenze.
 
Annotationen