Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 1.1898

DOI issue:
Beiblatt
DOI article:
Premerstein, Anton von: Die Anfänge der Provinz Moesien
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.19227#0317

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
i8i

182

hanc ferus, Odrysiis inopino Marte pereraptis,
cepit et in regem sustulit arma Getes u. s. w.

und ebenda IV 7, 25 ff.:

Sithonio regi ferus interceperat illam
hostis et ereptas victor habebat opes,

beherbergte Aegisus nahe der Donaumündung, welches
im Dakerkriege des J. 12 n. Chr. (oben Sp. 167!) von
den Geten eingenommen und von dem Odrysen-
könige wieder entsetzt wurde, eine thrakische Be-
satzung und wohl auch thrakische Kriegsvorräthe.
Die Beihilfe der Römer, wahrscheinlich einer Legion
unter ihrem Legaten (oben Sp. 169), welche in dem
an römische Adresse gerichteten Briefe IV 7 bezeugt
wird, konnte in dem an den Thrakerfürsten sich
wendenden Gedichte I 8 unerwähnt bleiben, ver-
mufhlich, weil hier auf seinem eigenen Gebiete eben
letzterer der berufene Führer war.5) Auch das west-
licher gelegene spätere Legionslager Troesmis, welches
nach Ovid ex Ponto IV 9, 79 im J. 15 von dem römi-
schen Legaten entsetzt wurde (oben Sp. 176), war
damals wohl ein solcher thrakischer Waffenplatz.
Ferner erbittet Ovid in einem Gedichte an den
Solin des Rhocmetalkes, Kotys (ex Ponto II 9 vom
J. 12/13, vgl- A. 5) den Schutz des Thrakerkönigs
unter Hinweis auf die Nachbarschaft Tomis' und des
thrakischen Gebietes; vgl. v. 4: me tibi finitimi
parte iacere soli; v. 9. 10; v. 37: tu quoque fac
profugo prosint tua castra iacenti; v. 79 f.: tua nunc
vicinia praestet, in iusso possim tutus ut esse loco.

Noch unter Tiberius im J. 18 n. Chr. reichte
die thrakische Herrschaft bis an die Sitze der Sky-
then und Bastarner nördlich von den Donaumün-
dungen heran; vgl. Tacitus ann. II 65: (Rhescupo-
ris) Thraecia . . . omni potitus . . . simul bellum ad-
versus Bastafnas Scythasque praetendens novis pedi-
tum et equitum copiis sese firmabat (Zippel S. 243 f.;
Mommsen, RG V 194, 1). Entsprechend berichtet
Tacitus ann. II 64 über die etwa 12/13 n. Chr. von
Augustus vorgenommene Theilung zwischen Kotys

5) Welcher, thrakischen Fürsten Ovid meint, ist fraglich,
da wir das Todesjahr des Rhocmetalkes nicht kennen. Immerhin
passt die Ansprache ex Ponto I 8, 21 ff. (geschrieben im Herbst 12
n. Chr., vgl. v. 28): at tibi, rox aevo, detur, fortissime
nostro, Semper honorata sceptra tenere manu u. s.w., wohl
besser auf den in Kämpfen ergrauten Bundesgenossen der
Römer, Rhoemetalkes (Prosopogr. III 130 f. n.50), als auf dessen
Nachfolger Kotys (ebenda I 476 f. n. 1269), dessen .ingenium
mite et amoenum' Tacitus ann. II 64 hervorhebt, und den
Ovid in einem etwas späteren Gedichte (ex Ponto II 9, ge-
schrieben spätestens 13 n. Chr.) wegen seiner dichterischen

und Rhaskuporis II (Prosopogr. III 128 f. n. 42):
arva et urbes et vicina Graecis (so auch die Nach-
barschaft von Tomis) Cotyi, quod incultum, ferox, ad-
nexum hostibus (also das Donauufer), Rhescuporidi
cessit. Diese Zeugnisse widerlegen die Annahme
v. Domaszewskis, NHJ I 194 (mit A. 3), dass beim
Regierungsantritte des Tiberius das ganze Land
nördlich des Haemus von dem thrakischen Clientel-
staate abgetrennt und einem römischen praefectus civi-
tatium unterstellt wurde (oben Sp. 149 f. 170 f.). Ohne
Zweifel erhielt Rhoemetalkes, der Sohn des im J. 19
abgesetzten Rhaskuporis (Mommsen, Eph. epigr. II
p. 256; Prosopogr. III 131 n. 51), in der bei Tacitus
ann. II 67 erwähnten Theilung unter Tiberius den
westlichen Theil des Thrakerreiches, denselben, den
zuvor sein Vater innegehabt hatte, somit auch das
entsprechende Stück der ripa Thraciae. Nach der
Schilderung des Aufstandes der ,Coelaletae Odru-
saeque et Dii' im J. 21 bei Tacitus ann. III 38
(pars turbant praesentia, alii montem Haemum trans-
grediuntur, ut remotos populos concirent) gehörte
das Land nördlich des Haemus noch immer zu
Thrakien. Nach Tacitus ann. IV 47 regierte Rhoeme-
talkes noch im J. 26. Mommsen hält es für möglich,
dass er noch unter Tiberius starb oder abdanken
mussle, und dass seine Herrschaft vorläufig unbesetzt
blieb (dagegen Prosopogr. a. a. O.); keineswegs ist
aber damals sein Antheil oder auch nur das zuge-
hörige Stück der ripa Thracia in eine geordnete
römische Verwaltung übernommen worden. Die
Gleichgiltigkeit des Tiberius für das Geschick der
unteren Donauländer gieng, seitdem er sich im J. 27
auf Capri zurückgezogen hatte, so weit, dass er
(wahrscheinlich nach dem Tode des tüchtigen Statt-
halters Poppaeus Sabinus im J. 35) selbst die Pro-
vinz Moesien den Beutezügen der Barbaren von jen-
seits der. Donau preisgab (Sueton Tiberius 41: Moe-
siam a Dacis Sarmatisque . . . vastari neglexerit).

In der östlichen Hälfte des Thrakerreiches,
welche im J. 19 an die Nachkommen des Kotys

Bestrebungen preist, ohne auf kriegerische Ruhmesthaten hin-
zuweisen. Aus der Art und Weise, wie Ovid sich als ein noch
wenig Bekannter (vgl. v. 3 f.) dem Schutze des Kotys em-
pfiehlt, wie er zuvor den seines Vaters genossen (v. 37 tu
quoque fac profugo prosint tua castra u. s. w.), gewinnt man
den Eindruck, dass Kotys damals eben erst die Regierung
augetreten hatte. Der Tod des Rhoemetalkes und die Theilung
des Thrakerreiches zwischen Kotys und Rhaskuporis scheint
also nach dem Herbste 12, etwa in die Wende 12/13 n. Chr.
zu fallen.
 
Annotationen