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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 2.1899

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Groag, Edmund: Sulpicia Dryantilla
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https://doi.org/10.11588/diglit.22624#0216

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Sulpicia Dryantilla.

Die Bedeutung der Numismatik für die alte Geschichte kann man an dem
Beispiel der Sulpicia Dryantilla so recht ermessen. Kein Autor, keine Inschrift
berichtet von ihr; wenn wir nicht ihre Münzen hätten, wüssten wir nicht, dass es
eine Kaiserin dieses Namens gegeben hat.

Was die Münzen über Dryantilla lehren, hat Theodor Rohde in den Arch.-
epigr. Mitth.1) übersichtlich und schön dargelegt.2) Es sind Antoniniane, die fast
durchweg durch Überprägung von Denaren früherer Kaiser von Caracalla
an bis Maximin3) hergestellt sind. Dryantillas Regierung' fällt demnach in die
Zeit nach diesem Herrscher, der im Jahre 238 n. Chr. starb. Etwa in das
Zeitalter des Gallienus führt uns der Missbrauch, ältere Münzen zu überprägen,
und ungefähr für dieselbe Zeit spricht die Haartracht, die Dryantillas Münzporträt
zeigt. Diese ähnelt nämlich am meisten derjenigen der Ulpia Severina, der Ge-
mahlin Aurelians.4) Mit dieser theilt Dryantilla das Hauptmerkmal ihrer Frisur,
die über den Hinterkopf bis zum Vorderhaare geflochtenen starken Zöpfe, während
seitlich Dryantillas Haar in Flechten nach rückwärts gelegt, Severinas einfach
nach rückwärts gestrichen ist.5) Bei Cornelia Salonina, der Gattin des Gallienus,6)
bei Cornelia Supera, wahrscheinlich der Gemahlin Amilians,7) finden wir zwar
auch dieselben Flechten am Hinterkopf, dagegen ist das Vorderhaar in welligen
Scheiteln geordnet. Noch frühere Kaiserinnen, wie Herennia Etruscilla (Decius),
Otacilia Severa (Philippus), Furia Tranquillina (Gordian III.)8) haben den gefloch-
tenen Zopf meist nur wenig über den Wirbel hinaus befestigt. Die Haartracht der
Damen vom Hause Severus Alexanders endlich ist völlig verschieden.

1) XVI 1893, S. 236 ff. = Wiener numism.
Zeitschrift XXV 1894 S. 421 f.

2) Vgl- dazu auch Kubitschek, Rundschau über
ein Quinquennium der antiken Numismatik, Wien,
1896, S. 81 f. und die unten S. 210 ff. veröffentlich-
ten Ausführungen Kubitscheks.

3) Dass auch ein Denar des Gallienus, wie an-
gegeben wird, von Dryantilla überprägt wurde, be-
zweifelt Kubitschek gewiss mit Recht (a. a. O. 81
Anm.).

4) Vgl. ihre Münzbilder bei Cohen VI 2 208 f.;
Bernoulli, Röm. Ikonogr. II 3 Münztaf. VI IO.

5) Diese Haartracht findet sich mit geringer Ab-

weichung auch noch bei Magnia Urbica, der Ge-
mahlin des Carinus, vgl. Cohen VI 2 406 f. Dagegen
zeigt die Frisur, welche Severina auf dem bei
Bernoulli a. a. O. n. 9 abgebildeten Münzbilde
trägt, wieder eine veränderte Mode.

6) Cohen V2 495 f.; Bernoulli II 3 Münz-
taf. V 13—15.

7) Cohen V 2 295 f.; Bernoulli II 3 Münz-
taf. V 7.

8) Cohen V 2 208 f.; 143 f.; 88 f.; Bernoulli II 3
Münztaf. IV 13, 6; 7, 3. Vgl. ebendaS. i38;Manoni,
II costume e l'arte delle acconciature nell’ antichitä,
Milano 1895, S. 293 f.
 
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