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wie mir scheint, ebenso zu erkennen ist, wie bei dem nahen Zusammenstehen von
E und S der nachträgliche Einsatz des I.
Das IAI ist ein einfacher uncorrigierter Fehler für IEI = ei.
Ob NOISI ein Fehler für NEISI oder damals wirklich richtige Form = nisi
war, das lasse ich dahingestellt; meine aber doch, wir müssen zunächst fest-
halten, dass hier unzweifelhaft NOISI steht, und dass dies NOISI ebenso un-
zweifelhaft = nisi ist. Vielleicht verräth sich in dem O der Form Anlehnung
an non.
Man könnte weiter zweifeln, ob pacari „sich fügen" heißen kann; ob viel-
leicht „stille werden, ruhig werden, sich versöhnen" gemeint ist und damit auf
vorausgegangenen Streit der Liebenden oder Abwehr seitens der Geliebten hin-
gedeutet wird. Vielleicht auch liegt Anklang" an paciscor „eine Verabredung, ein
Ubereinkommen treffen, einig werden" vor; man denke auch an pacta „die Ver-
lobte, die Braut", pangere „verabreden, versprechen" und dergleichen mehr.
Der Sinn ist dann vielleicht „wenn du dich ihm nicht versprechen, verloben
willst." Die Entscheidung darüber sei den Latinisten überlassen; ich beanspruche
nur, den Sinn in der Hauptsache richtig getroffen zu haben, und glaube, zu dem-
selben ohne solche Saltomortales bezüglich der Formen und Constructionen ge-
langt zu sein, wie Thurneysen sie zu seiner, doch noch ganz unbefriedigenden
Ubersetzung nöthig hatte.
Wien, im Juni 1899. L. v. SCHROEDER.
Neue Militärdiplome des Museums zu Sofia.
Das Nationalmuseum zu Sofia, das unter der erfolgreichen Leitung Professor
V. Dobruskys in rascher Entwickelung eine der wichtigsten Antikensammlungen
wird, ist vor kurzem in den Besitz neuer Militärdiplome gekommen, und wieder1)
verdanken wir es der Freundlichkeit seines Directors, dass, während er selbst sie
im Sbornik2) veröffentlichte, diese Zeitschrift nach photographischen Aufnahmen
eigene Facsimiles bringen kann. Ich füge denselben Dobruskys Angaben über
die Herkunft und die Maße hinzu und lasse Umschriften und Erläuterungen
folgen, bei denen ich mich der Beihilfe Dr' Ritterlings erfreuen durfte.
l) Vgl. Jahreshefte I 170. 5) Band XVI S. 132 ff. des Separatabdruckes.
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wie mir scheint, ebenso zu erkennen ist, wie bei dem nahen Zusammenstehen von
E und S der nachträgliche Einsatz des I.
Das IAI ist ein einfacher uncorrigierter Fehler für IEI = ei.
Ob NOISI ein Fehler für NEISI oder damals wirklich richtige Form = nisi
war, das lasse ich dahingestellt; meine aber doch, wir müssen zunächst fest-
halten, dass hier unzweifelhaft NOISI steht, und dass dies NOISI ebenso un-
zweifelhaft = nisi ist. Vielleicht verräth sich in dem O der Form Anlehnung
an non.
Man könnte weiter zweifeln, ob pacari „sich fügen" heißen kann; ob viel-
leicht „stille werden, ruhig werden, sich versöhnen" gemeint ist und damit auf
vorausgegangenen Streit der Liebenden oder Abwehr seitens der Geliebten hin-
gedeutet wird. Vielleicht auch liegt Anklang" an paciscor „eine Verabredung, ein
Ubereinkommen treffen, einig werden" vor; man denke auch an pacta „die Ver-
lobte, die Braut", pangere „verabreden, versprechen" und dergleichen mehr.
Der Sinn ist dann vielleicht „wenn du dich ihm nicht versprechen, verloben
willst." Die Entscheidung darüber sei den Latinisten überlassen; ich beanspruche
nur, den Sinn in der Hauptsache richtig getroffen zu haben, und glaube, zu dem-
selben ohne solche Saltomortales bezüglich der Formen und Constructionen ge-
langt zu sein, wie Thurneysen sie zu seiner, doch noch ganz unbefriedigenden
Ubersetzung nöthig hatte.
Wien, im Juni 1899. L. v. SCHROEDER.
Neue Militärdiplome des Museums zu Sofia.
Das Nationalmuseum zu Sofia, das unter der erfolgreichen Leitung Professor
V. Dobruskys in rascher Entwickelung eine der wichtigsten Antikensammlungen
wird, ist vor kurzem in den Besitz neuer Militärdiplome gekommen, und wieder1)
verdanken wir es der Freundlichkeit seines Directors, dass, während er selbst sie
im Sbornik2) veröffentlichte, diese Zeitschrift nach photographischen Aufnahmen
eigene Facsimiles bringen kann. Ich füge denselben Dobruskys Angaben über
die Herkunft und die Maße hinzu und lasse Umschriften und Erläuterungen
folgen, bei denen ich mich der Beihilfe Dr' Ritterlings erfreuen durfte.
l) Vgl. Jahreshefte I 170. 5) Band XVI S. 132 ff. des Separatabdruckes.
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