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Nachlese zu griechischen Inschriften.
I.
Eine Wundergeschichte der zweiten Stele aus dem Asklepio-sheiligthume
von Epidauros ('Ecpyjji,. dpx.1885 S. 1 ff.; Fouilles d'Epidaure 2; Griechische Dialekt-
inschriften 3340) ist bisher unverstanden geblieben. Es heißt nach P. Kavvadias
Lesung und Ergänzung Z. 82 ff.:
— mpl xejjxvwv. Alka eyxaikuooufaa evutcviov eice- iboxei oi xov d-eov eiizeiv] \ iaaeX-
aö-ai ysvsdy xod efTOpwxrjv vlv 23 Stellen] |xepav, auxa §e cpajiev era[ 14 Stellen xod ex
xouxou evxöc; evi]|auxou eyevexo auxat uE[6$.
Nur dann hat die Erzählung Sinn, wenn der Gott mit der Zusicherung des
Kindersegens in zuvorkommender Weise die Frage verbindet, ob die Hilfe-
suchende männliche oder weibliche Nachkommenschaft wünsche, und die Frau
gemäß der Antwort, sie wünsche einen Sohn, binnen Jahresfrist wirklich einem
Sohne das Leben schenkt.
Mit Berücksichtigung des Umfanges, der nach Kavvadias Abdruck den
noch unergänzten Lücken zukommt, versuche ich folgende Lesung:5)
xod efuspwxfjv, Tcoxspov dppsva ETUx^ufxeot, 77 ■9'7]Xu]x£pav auxa oe cpa|Jtev £7u[\)'UfX£ov
dppeva xcti ix xouxou (oder auch xurjadaai) ivxbc, evi]auxou eyevexo auxat ulöq.
Den Wortlaut im einzelnen will ich nicht verbürgen, schon weil die Silben-
theilung am Ende der Zeilen die Zahl der Stellen zwischen 50 und 54, selbst 55,
schwanken lässt. Gleich in der ersten Lücke erlaubt der Ausgang -xspav den Zweifel,
ob nicht ak>ya]xepav zu ergänzen sei. Das Ny im Accusativ würde nicht befremden,
vgl. Br. Keil, Gött. Nachr. 1899 S. 151. Auch der Einwand, das Wort bezeichne
die Tochter im Verhältnis zur Mutter, wie in der ersten Wundergeschichte der
zweiten Stele, während es hier nicht darauf, sondern nur auf das Geschlecht des
zu erwartenden Kindes ankommt, schlägt nicht durch, da zum Schlüsse der
Geschichte auch viöq, nicht etwa, wie I Z. 5, xöpoq steht. So könnte man £7i£pü)xf)v
vcv 7i6x£pov uiöv STud'up.EOC 77 ■8njya]xepav, auxa oe cpa^tsv i~i\ {(-up-scv uoöv xexefv mit einem
Flickworte ergänzen. Setzt man ■fryjAuxepav, so muss appsva oder dppevxepav voraus-
gehen und folgen, und yeved aus dem unmittelbar vorhergehenden iooeiod-oa yevedv
ergänzt werden. Der Positiv dppeva ist neben dem üblicheren Comparativ •fryjÄuxepav
*) Über den jetzigen Zustand des Steines J. Eine vortreffliche Abbildung gibt P. Kavvadias Tö cspöv
Baunack, Aus Epidauros 16; Philologus 1895 S. 23. iou 'AaxXYjTUOÖ sv 'E7u3aüpco(. auf der Tafel zu S. 256.
Nachlese zu griechischen Inschriften.
I.
Eine Wundergeschichte der zweiten Stele aus dem Asklepio-sheiligthume
von Epidauros ('Ecpyjji,. dpx.1885 S. 1 ff.; Fouilles d'Epidaure 2; Griechische Dialekt-
inschriften 3340) ist bisher unverstanden geblieben. Es heißt nach P. Kavvadias
Lesung und Ergänzung Z. 82 ff.:
— mpl xejjxvwv. Alka eyxaikuooufaa evutcviov eice- iboxei oi xov d-eov eiizeiv] \ iaaeX-
aö-ai ysvsdy xod efTOpwxrjv vlv 23 Stellen] |xepav, auxa §e cpajiev era[ 14 Stellen xod ex
xouxou evxöc; evi]|auxou eyevexo auxat uE[6$.
Nur dann hat die Erzählung Sinn, wenn der Gott mit der Zusicherung des
Kindersegens in zuvorkommender Weise die Frage verbindet, ob die Hilfe-
suchende männliche oder weibliche Nachkommenschaft wünsche, und die Frau
gemäß der Antwort, sie wünsche einen Sohn, binnen Jahresfrist wirklich einem
Sohne das Leben schenkt.
Mit Berücksichtigung des Umfanges, der nach Kavvadias Abdruck den
noch unergänzten Lücken zukommt, versuche ich folgende Lesung:5)
xod efuspwxfjv, Tcoxspov dppsva ETUx^ufxeot, 77 ■9'7]Xu]x£pav auxa oe cpa|Jtev £7u[\)'UfX£ov
dppeva xcti ix xouxou (oder auch xurjadaai) ivxbc, evi]auxou eyevexo auxat ulöq.
Den Wortlaut im einzelnen will ich nicht verbürgen, schon weil die Silben-
theilung am Ende der Zeilen die Zahl der Stellen zwischen 50 und 54, selbst 55,
schwanken lässt. Gleich in der ersten Lücke erlaubt der Ausgang -xspav den Zweifel,
ob nicht ak>ya]xepav zu ergänzen sei. Das Ny im Accusativ würde nicht befremden,
vgl. Br. Keil, Gött. Nachr. 1899 S. 151. Auch der Einwand, das Wort bezeichne
die Tochter im Verhältnis zur Mutter, wie in der ersten Wundergeschichte der
zweiten Stele, während es hier nicht darauf, sondern nur auf das Geschlecht des
zu erwartenden Kindes ankommt, schlägt nicht durch, da zum Schlüsse der
Geschichte auch viöq, nicht etwa, wie I Z. 5, xöpoq steht. So könnte man £7i£pü)xf)v
vcv 7i6x£pov uiöv STud'up.EOC 77 ■8njya]xepav, auxa oe cpa^tsv i~i\ {(-up-scv uoöv xexefv mit einem
Flickworte ergänzen. Setzt man ■fryjAuxepav, so muss appsva oder dppevxepav voraus-
gehen und folgen, und yeved aus dem unmittelbar vorhergehenden iooeiod-oa yevedv
ergänzt werden. Der Positiv dppeva ist neben dem üblicheren Comparativ •fryjÄuxepav
*) Über den jetzigen Zustand des Steines J. Eine vortreffliche Abbildung gibt P. Kavvadias Tö cspöv
Baunack, Aus Epidauros 16; Philologus 1895 S. 23. iou 'AaxXYjTUOÖ sv 'E7u3aüpco(. auf der Tafel zu S. 256.


