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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

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Heberdey, Rudolf; Wilberg, W.: Grabbauten von Termessos in Pisidien
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Boehlau, Johannes: Glasiertes Tongefäß aus Samos
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https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0219

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2 IO

einfachsten Gestalt des christlichen Culthauses, wie sie z. B. in der aus dem fünften
Jahrhundert n. Chr. stammenden Kirche von Babouda in Syrien (De Vogüe, Syrie
centrale II tab. 67) vorliegt. Überhaupt bildet, zumal wenn die oben vorgetragene
Vermuthung über den Platz des Sarkophages der Brüder Varus und Asclepiodotus
das Richtige trifft, dieser Grabbau mit seinem ueptßoXoc;, oixoq, alftpiov und dem
durch den Altar verbürgten Todtencult das vollständige heidnische Analogon
zur christlichen Grabeskirche, die, über der letzten Ruhestätte eines Märtyrers
errichtet, dessen Grab in sich schließt und seiner Verehrung vor allem gewidmet
ist, wie denn auch die Namen der einzelnen Theile völlig entsprechend wieder-
kehren. Noch nach anderer Richtung- hin verdient Beachtung, dass durch die Ver-
tiefung der Seitennischen ein Anklang an die Kreuzform geschaffen ist, der in dem
vorliegenden Baue natürlich nichts mit christlichen Anschauungen zu thun hat, wohl
aber den Anstoß zu einer bewussten Ausbildung des Kreuzmotives im Grundrisse
geben konnte. Es wäre verfrüht, aus diesem zunächst vereinzelten Vorkommen weit-
tragende Schlüsse ziehen zu wollen, aber bei der Unsicherheit, die noch immer über
Ursprung und Ableitung der Bauformen der christlichen Architektur waltet, darf
eine so weitgehende Verwandtschaft nicht unbeachtet bleiben, zumal auch das hinzu-
kommt, dass in der altchristlichen Apsis der Mosaikschmuck seine classische Stelle
hat, wie hier ein schmückender Wandbelag von Marmorplättchen die Apsis aus-
zeichnet.

Wien im August 1900. R. HEBERDEY. W. WILBERG.

Glasiertes Thongefäiö aus Samos.

(Taf. VI.)

Auf der angeschlossenen Tafel ist in Originalgröße von vier Seiten ein
Gefäß aus sogenanntem aegyptischen Porzellan in Gestalt eines Bes abgebildet.
Es ist identisch mit dem von mir vor sechs Jahren in einem Kindergrabe der
samischen Nekropole gefundenen Exemplar, über dessen Abhandenkommen ich
in meiner Veröffentlichung der Resultate der Habichschen Ausgrabungen klagen
musste.1) Zusammen mit dem gleichfalls vermissten Götterpaare aus demselben
Grabe (Fig. 84) hat es nach seltsamen, rasch wechselnden Schicksalen, wie jetzt
ermittelt ist, schließlich ohne Provenienzangabe, für ein Fundstück aus Naukratis
gehalten, seinen Weg in das Wiener Hofmuseum gefunden, und ich nutze nun-
mehr gern die dargebotene Gelegenheit, es an dieser Stelle kurz zu besprechen.

*) Böhlau, Aus ionischen und italischen Nekropolen 45.
 
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