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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

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Boehlau, Johannes: Glasiertes Tongefäß aus Samos
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Vysoký, Hynek: Odysseus oder Hephaistos?
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https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0222

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213

Bildungen wie Stachelschwein und Fisch als griechisch auszuscheiden, müssten
wir mehr von dem Standpunkte der phönikischen Kunst im siebenten und sechsten
Jahrhundert wissen. Gerade diese Thierfiguren fallen in einem wesentlich von
Aegypten abhängigen Kunstkreise nicht auf, und die phönikische Kunst hat,
soweit man nach den kleinen Schalenbildern urtheilen kann, von der liebevoll
realistischen Schilderung des Thierlebens in der aegyptischen Kunst gelernt.

Ich suche die Heimat der glasierten Ware nicht in Naukratis, sondern etwa
im Tupttov axpaxoTCsSov bei Memphis und wo sonst Phöniker im Delta saßen. Was es
mit der Fabrik in Naukratis auf sich hat, bleibt dahingestellt. Vielleicht haben
die Siedler sie mit geworbenen phönikischen Arbeitern betrieben: die im
18. Jahrhundert an allen Höfen mit Meißener Arbeitern eingerichteten Porzellan-
manufacturen böten eine gute Analogie dazu. Und mancherlei Motive mochten
dazu bestimmen, die phönikischen Formen beizubehalten, die vielleicht mit den
Arbeitern zugleich erworben waren, in erster Linie das Verlangen der Abnehmer
nach garantiert echter' Ware.

Cassel. J. BÖHLAU.

Odysseus oder Hephaistos?

Den seltenen Darstellungen des Kronos wurde früher eine im Museo archeo-
logico zu Florenz befindliche Bronzestatuette zugezählt: ein nackter bärtiger
Mann im Pilos, der mit dem rechten Beine vorschreitet, die rechte Hand an das
Kinn führt und in der linken eine Sichel führt.1) Die Deutung ward hinfällig, seit
eine Vermuthung Maximilian Mayers, dass die Sichel mit dem auffällig weit
abbewegten Unterarm modern sei, von L. A. Milani am Original bestätigt worden
ist, und jetzt kann des Pilos wegen nur Odysseus oder Hephaistos in Frage
stehen. Während Mayer und Milani zwischen beiden die Wahl ließen, hat sich
Amelung neuerdings, nach dem Vorgange von Heydemann, für Hephaistos aus-
gesprochen, ich glaube mit Unrecht.

Einer Beziehung auf Hephaistos, dessen statuarische Bildungen sich durch
Ruhe auszeichnen, ist das lebhafte Standmotiv ungünstig. Das linke Bein hinkt
nicht nach wie an einem Relief des Vulcan im Museum von Spalato;2) die

Heydemann, III. Hallisches Winckelmanns- einer Autotypie); Amelung, Antiken in Florenz 271

Programm 77 n. 1; Max. Mayer in Roschers myth. n. 267; Preller-Robert, Griech. Mythologie I 54, r.
Lex. II Sp. 1558 und Rom. Mitth. VII 166 f. (mit 2) Jahreshefte I Beiblatt Sp. 39 Fig. 15.

Jahrcsbcfte des österr. arebäol. Institutes Bd. III.
 
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