Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 3.1900

DOI Heft:
Beiblatt
DOI Artikel:
Nachträge
DOI Artikel:
Karls Schenkl. Nicolaus Dumba
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22623#0336

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
223

224

jiYjv XTÄ., ferner rcpoex/ttiHvai in dem nämlichen Sinne
V p. 80, 2; 84, 6, und V p. 79, 12 xobc, uöp^oug . . .
ix-t&svTag xocxä piav ycoviav (mit der Note von Graux,

Oeuvres II 177). — Vorspringende Achsen oder
Wellen heißen bei üribas. vol. IV p. 343, 8; 435, 1

Karl Schenkl. Nicolaus Dumba.

Unser Institut beklagt das Abscheiden zweier
ausgezeichneter Wiener Mitglieder, Sr Excellenz des
wirklichen geheimen Rathes Nicolaus Dumba und
des Professors der classischen Philologie Hofrath
Dr Karl Schenkl.

Karl Schenkl ist uns am 20. September in Graz,
wohin er zu den Seinen übersiedelt war, um des
gesetzlichen Ruhestandes in freierer Fortarbeit zu
genießen, unerwartet im 73. Lebensjahre entrissen
worden. Schon als Gymnasiallehrer in Prag, seit
1858 in wachsender Geltung als Universitätsprofessor
in Innsbruck, Graz und Wien, zählte er zu den Haupt-
kräften des österreichischen Gelehrtenkreises, welche
der Unterrichtsreform des Grafen Leo Thun die Bahn
ins Leben brachen. Namentlich die Wiener Hoch-
schule verpflichtete er sich durch eine fünfundzwanzig-
jährige weitausgreifende Thätigkeit, in der er an der
Seite gleichgesinnter Collegen mit nie versagender
Geduld Lernende für das Lehramt erzog, Forschen-
den den goldenen Boden genauer Sprachkenntnis
sicherte, allen insgesammt mit der Treue im Kleinen
echte Liebe für den Beruf im Großen zu erwecken
bestrebt war. Blieb ihm selbst doch, während schrift-
stellerisch seine Energie sich auf dem kritisch-exe-
getischen Gebiete ausbreitete oder in Musterleistun-
gen der Schulliteratur ein Denkmal setzte, der Blick
stets auf das Ganze der Alterthumsstudien gerichtet, die
ihm vor Allem eine Angelegenheit des Herzens waren.
In diesem Sinne hat er in Graz, um in Lücken des
Lehrplanes einzutreten, Mythologie, Sanskrit, ver-
gleichende Sprachforschung betrieben, auch Ergeb-
nisse der Denkmälerforschung verwertet und eine
archäologische Sammlung begründet, die jetzt mit
der kunsthistorischen vereint das neue Grazer Hoch-
schulgebäude ziert. Dankbar gedenken wir des An-
theiles, den er an der Begründung unseres Insti-
tutes, den er als Obmann der kleinasiatischen Com-
mission an unseren epigraphischen Plänen nahm,
auch dass er noch vor kurzem für eine wieder vor-
genommene alte Lieblingsarbeit über die Kinder-
spiele der Griechen unsere Mitwirkung begehrte.
In und über dem Vollbrachten aber steht das Bild
des edlen milden Mannes bleibend in der Erinnerung
aller, die ihm näher traten.

Nicolaus Dumba ist am 29. März nach
kurzem Leiden im 70. Lebensjahre verschieden. Wie
die außerordentlichen Ehren zeigten, die ihm die
Stadt und die gesammte Bevölkerung von Wien im
Tode erwies, war er in seiner Laufbahn zu einer
Höhe öffentlichen Ansehens gelangt, die durch sociale
Verdienste zu erreichen nur selten dem auf sich selbst
gestellten Privatmanne beschieden ist. Unabhängig
durch ererbte und in eigener beruflicher Anstrengung
gemehrte Glücksgüter, im Vollbesitze hervorragender
Eigenschaften und Talente, die ihn befähigten sich
auf das Vielseitigste auszuleben, mit dem Zauber eines
Naturells, das spielend Schwierigkeiten glättete, Gegen-
sätzliches mit sicherem Feingefühl versöhnte, in jeder
Lage zu unbekümmertem Genießen einlud, fand er
Befriedigung doch je länger je mehr in einem wahr-
haft gemeinnützigen Wirken, das ihm von Hoch wie
Niedrig Vertrauen und in allen Abstufungen mensch-
licher Zuneigung Dankbarkeit eintrug. Die mit Hoch-
sinn gepaarte Klugheit seiner offenen Hand, die für
die mannigfachsten AA^ohlfahrtsbedürfnisse und Ehren-
aufgaben der Gesellschaft sich mit Vorliebe gerade
dann bethätigte, wenn staatliche oder communale
Institutionen versagten, konnte an das altgriechische
Ideal des patriotischen Bürgers erinnern und dem
Wiener Kinde im Blute seiner aus Macedonien
stammenden Vorfahren überkommen scheinen. Nicht
zuletzt insofern, als in Allem, was er betrieb, die
Kunst als Höchstes stand. Was er zur Pflege der
Musik und für das Gedächtnis unserer großen Ton-
dichter ins Leben rief, ist über die Grenzen des
Staates hinaus bekannt; nur in Wien lässt sich über-
sehen, was dem Liebhaber, dem Sammler und begeister-
tem Förderer die bildenden Künstler danken. Herzlich
fühlen auch wir uns in seiner Schuld. Stand doch
sein Name und seine Einsicht nahezu allen archäo-
logischen Unternehmungen zur Seite, die im Laufe der
letzten Jahrzehnte in Österreich entstanden oder von
hier ihren Ausgang nahmen. Wir verloren einen
Freund, und bei wie manchem praktischen Anlasse
der Zukunft werden wir noch, gleich zahlreichen
anderen Anstalten und Verbänden, schmerzlich seinen
erfahrenen Rath und seine werkthätige Hilfe ver-
missen.
 
Annotationen