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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 7.1904

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Heft 2
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Pernice, Erich: Untersuchungen zur antiken Toreutik, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31584#0192

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i.54

Untersuchungen zur antiken Toreutik.

I. Über Teilformen und Gipsabgüsse.

Die beiden Fig\ 70 und 71 abgebildeten Tigerköpfe x) stammen aus dem
Besitz des Barons v. Koller, mit dessen Sammlung sie im Jahre 1828 in das
Antiquarium der königlicben Museen zu Berlin gelangten. Wie die meisten

Stücke dieser Sammlung, werden sie aus Unter-
italien oder Sizilien stammen, vermutlich aus Pom-
peji, wo ähnliches, wie Friederichs bemerkte, zutage
g'ekonuuen ist.

Die beiden Köpfe sind so überaus gleichartig,
daß niemand daran zweifeln wird, daß sie von
einem und demselben Fundort stammen, 2) ja zu
demselben größeren Denkmal gehört haben. Jeden-
falls müssen sie gleichzeitig und in ein und der-
selben Fabrik entstanden sein. Friederichs erklärte
sie richtig als Wasserspeier von Brunnen, wie
man denn am Halse des einen deutlicher noch als
an dem des andern Reste eines Bleirohrs bemerkt,
das über den Hals gestülpt und hier in eine rings
umlaufende flache Vertiefung festgeschlagen war. Es wird eine größere Wasser-
anlage in dem Peristyl eines vornehmen Hauses gewesen sein, zu welcher diese

beiden und möglicherweise noch mehr Tigerköpfe
als Wasserspeier gehörten. (Vgi. S. 155, 3.)

Wenn man heutzutage einer Gießerei den Auf-
trag gäbe, für eine solche Wasseranlage mehrere genau
übereinstimmende Köpfe herzustellen, so würde der
Modelleur zunächst ein Modell aus Wachs oder
aus Ton bilden und aus sogenanntem Formsand
darüber eine auseinandernehmbare Form herstellen.
Da der Kopf viele Unterschneidungen hat, würde
diese Form nicht, wie die antiken Terracottaformen,
aus zwei Hälften, sondern wie die Formen für Gips-
abg'üsse aus einer g'anzen Anzahl von Teilstücken be-

Fig. 70 Tigerkopf
(königl. Museen zu Berlih)

Fig. 71 Tigerkopf
(königl. Museen zu Berlin).

b Friederichs, Geräte und Bronzen im alten
Museum 1534. 1535.

2) Dafür spricht auch der Umstand, daß beide
in dieselbe Sammlung gelangt sind.
 
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