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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 7.1904

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Heft 2
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Heberdey, Rudolf: Nachtrag zum ephesischen Berichte für 1902/3
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Theodor Mommsen: Hugo Graf von Abensperg und Traun
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https://doi.org/10.11588/diglit.31584#0333

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159

R. Heberdey, Nacbtrag zum epbesischen Berichte für 1902/3

linken die Porträtzüge des M. Aurelius trägt. Daraus
ergibt sich die Benennung des zweiten KLaisers als
L. Yerus, des Knaben als Commodus von selbst;
nicht minder auch der Anlaß der Erbauung des
Monumentes, das die Reliefs schmückten.

Die vielen Platten mit Kampfdarstellungen be-
weisen, daß derselbe ein siegreicher Krieg gegen
Barbaren war; dafür kann, da L. Verus schon zu
Beginn des Marcomanenkrieges starb, nur der
Partherkrieg 161 —166 n. Chr. in Betracht kommen
und dazu stimmt auch die Trackt der Gegner der
Römer, sowie, daß sie meist zu Pferde auftreten.

Offenbar feierte die dankbare Provinz die glück-
liche Beendigung des langwierigen und gefahr-
drohenden Krieges durch ein gewaltiges Sieges-
denkmal wie die Kaiser selbst in Rom durch den
glänzenden Triumph des Jahres 166 n. Chr. Bald
nach diesem wird das ephesische Monument errichtet
worden sein, da sonst schwerlich der schon 169
n. Cbr. gestorbene L. Yerus noch neben M. Aurel
dargestellt sein wiirde. Daß neben den Kaisern nur

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Commodus, nicht auch sein jüngerer Bruder Verus
erscheint, der, wie er, am Triumphzuge teilgenommen
und gleichzeitig mit ihm October 166 n. Chr. den
Titel Cäsar erhalten hatte, diirfte sich aus dem kurz
nachher erfolgten Tode des Yerus erklären.

Über die äußere Gestalt des Denkmaies läßt
sich eine begründete Vermutung nicht aufstellen; für
den Fries eines Tempels oder einer Halle sind die
Reliefplatten zu hoch, am liebsten wird man sie sich
als Sockelplatten an einem Altare, etwa nach Analogie
des pergamenischen, denken. Jedesfalls war das Monu-
ment in mächtigen Dimensionen gehalten, da nicht nur
die zahlreichen bereits oben.Sp. 56 vermutungsweise
zugewiesenen Bruchstücke sicher zugehören, sondern
auch Versatzmarken an einzelnen Platten zeigen,
daß deren mindestens 20 vorhanden waren.

Von anderen neuen Ergebnissen sei nur in Be-
richtigung des oben Sp. 55 Gesagten bemerkt, daß
bei Reinigung der Seleneplatte hinter dem ganz er-
haltenen Kopfe der dritten Hirschkuk der Hals-
contur einer vierten zum Vorschein kam.

Wien. R. HEBERDEY

Theodor Mommsen.

Hugo Graf von Abensperg und Traun.

Eines je länger je mehr verehrten Mitgliedes
beraubte uns der am 3. August d. J. unerwärtet ein-
getretene Tod des Oberstkämmerers Seiner aposto-
lischen Majestät, Hugo Grafen von Abensperg und
Traun. Feinsinniges Verständnis für Kunst, persön-
liches Interesse für wissenscbaftliclie Forschung,
freundlichste Förderung sachlicher Bedürfnisse und
Alles was sonst den Edelmann aus einem der ältesten
Geschleckter in Gesinnung und Forrn auszeichnete,
ist den archäologischen Bestrebungen in Österreich
und unserer ephesischen Aufgabe zumal in steter
Anteilnahme zugute gekommen. So erhält sich denn
mit den Reformen, die er im Bereiche der ihm an-
vertrauten Kunstverwaltung einführte, uns selbst wie
Allen, die sie als Wohltat erlebten, das sympathische
Bilcl seines Wesens als bleibendes Vermächtnis.

Seit Theodor Mommsen am I. November v. J.
aus dem Dasein scliied, ist sein Lebenswerk aller-
wärts gewürdigt, sein Gedächtnis in außerordentlicher
Weise geehrt worden. Wien hat sich diesen Kund-
gebungen mit einer allgemeinen Universitätsfeier an-
geschlossen, in welcher ein treuer persönlicher Schüler

aus Lebenserinnerungen den Forscher als Menschen
schilderte. Desgleichen hat in der kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften wie in der letzten Jahres-
versammlung des archäologischen Institutes der vor-
sitzende Minister für Cultus und Unterricht, Wilhelm
von Hartei, den großen Organisator wissenschaft-
licker Arbeit gepriesen, welcher den Altertumsstudien,
wie überall, so in Österreich, neue Grundlagen schuf.
Aüch hier darf dem Verewigten ein Wort innerlichst
empfundener Dankbarkeit nicht felilen. Haben wir
doch vor allem des Wohlwollens zu gedenken, mit
dem er die Anfänge unseres Institutes ermunterte,
seine Teilnahme unter anderem auch durch einen
Beitrag seiner Hand in dieser Zeitschrift betätigte
und die Huldigung annakm, welche ihm im Anbeginn
dieWahl zum lebenslänglick alleinigen Ehrenmitglied
irn Auslande entgegenbrachte. Nun klagen wir jim'ihn
mit Unzähligen und erfahren doch in alle Wege die
erliebende Tatsache, wie die hinreißende Kraft seiner
Person und seiner Leistung auch für uns fortwirkt,
als ob er dem Leben nicht entrissen wäre.
 
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