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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 12.1909

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Helbig, Wolfgang: Ein homerischer Rundschild mit einem Bügel
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https://doi.org/10.11588/diglit.45357#0015
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I

Ein homerischer Rundschild mit einem Bügel.

I. Die darauf bezüglichen Stellen des Epos.

In der Ilias N 156—164 wird der Kampf zwischen De’iphobos und Meriones
folgendermaßen beschrieben:
Δηίφοβος δ’ έν τοΐσι μέγα φρονέων έβεβήκει
ΙΙριαμίδης, πρόσθ-εν δ’ έ'χεν ασπίδα πάντοσ’ έίσην,
κουφά ποσί προβιβάς καί ύπασπίδια προποδίζων.
Μηριόνης δ’αύτοϊο τιτύσκετο δουρί φαεινφ,
ιόο καί βάλεν, ούδ’ άφάμαρτε, κατ’ ασπίδα πάντοσ’ έίσην
ταυρείην· της δ’ ου τι διήλασεν, άλλα πολύ πριν
έν καυλω έάγη δόλιχόν δόρυ- Δηίφοβος δέ
ασπίδα ταυρείην σχέθ·’ άπδ έ'ο, δεισε δέ θ·υμω
έγχος Μηριόναο δαί'φρονοςΧ).
Der Speer des Meriones trifft die άσπίς πάντοσ’ έίση des De’iphobos, zerbricht
aber, als er an dieselbe anschlägt. De’iphobos fürchtet, daß er durch den Speer,
falls dieser den Schild durchbohre, verwundet werden könne, und hält den Schild
von sich ab. Natürlich tut er dies, um eine möglichst große Luftdistanz zwischen
seinem Körper und der Schutzwaffe hervorzurufen und hiedurch die Gefahr zu
vermindern, daß die Speerspitze, nach Durchbohrung des Schildes, seine Brust
erreiche.

Daß die άσπίς πάντοσ’ έίση einen kreisrunden Schild bezeichnete, ist gegen-
wärtig wohl von allen Gelehrten anerkannt2). Doch scheint es zweifelhaft, ob
wir an dieser wie an anderen Stellen des Epos, die im weiteren zur Erörterung*
kommen werden, einen Rundschild annehmen dürfen, wie ihn die hellenischen Ho-

pliten führten, einen Schild, der auf der Rückseite mit zwei Bügeln versehen
war, einem in der Mitte, durch den der Ellenbogen durchgesteckt wurde, und einem
zweiten auf die Länge des Unterarmes von dem ersteren entfernten, in den die
Hand eingriff; denn der Abstand, der sich zwischen einem solchen Schilde und

dem Körper erzielen ließ, war viel zu gering, um den letzteren, falls ein Speer

zur Ilias 3 ff.

der troische Held in
die Parade mit einem

Robert richtig erkannt, daß
dem uns vorliegenden Texte
Rundschilde vornimmt.
2) Vgl. Robert, Studien

’) Auf die Frage, ob der ursprüngliche Text,
wie Robert, Studien zur Ilias 109 vermutet, den
Deiphobos in mykenischer . Rüstung auftreten ließ,
brauche ich hier nicht einzugehen. Jedenfalls hat
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XII.

I
 
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