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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 13.1910

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Klein, Wilhelm: Zum Grundproblem der pompejanischen Wandmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.45358#0137

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Zum Grundproblem der pompejanischen Wandmalerei.
Die vorzüglich geleitete, nur leider allzu langsam erscheinende Ausgabe
der Denkmäler der Malerei des Altertums von Herrmann - Bruckmann hat
das große Verdienst, die Probleme, die die Forschung auf dem Gebiete der
pompejanischen Wandgemälde bietet, wieder in den Vordergrund gerückt zu
haben. Das Grundlegende, die Frage ob diese Bilder der großen Masse nach
als Zeugnisse der Kunst ihrer Tage, oder als solche längstvergangener zu be-
trachten seien, scheint noch immer nicht von dem Standpunkt weggerückt zu
sein, den Wolfgang Helbig in seinem Buche (Untersuchungen über die kampa-
nische Wandmalerei) 1873 mit durchschlagendem Erfolge verteidigt hat. Herrmanns
Text zu seiner Ausgabe steht trotz einer Reihe feinsinniger Beobachtungen doch
noch ganz unter dem Einflüsse der Helbigschen Theorie und das jüngste Buch über
dieses Problem von Gerhard Rodenwaldt (Die Komposition der pompejanischen
Wandgemälde 1909) eröffnet seine eindringliche Untersuchung mit den program-
matischen Worten: „Die Gemälde, die uns auf den Wänden von Pompeji erhalten
sind, müssen, wie alle Produkte römischer Kunst, in irgend welcher Weise von
griechischen Vorbildern abhängig sein“. Ohne Zweifel hat hier die Analogie von
dem Gebiete der antiken Plastik her konservierend gewirkt. Die ungeheure
Fülle von Kopien berühmter alter Meisterwerke der griechischen Plastik hat den
Gedanken nahegelegt, zumal es nun einmal auch bezeugtermaßen „Apographa“
von Bildern des Zeuxis und Pausias gab, auch auf malerischem Gebiet eine
ähnliche Überproduktion von Kopien alter Bilder anzunehmen. Er mag wohl
nicht unrichtig sein, aber für die pompejanische Wandmalerei trifft er kaum zu.
Wenigstens versagt hier seine heuristische Kraft, die er auf plastischem Gebiete
so glänzend erwiesen hat. Die großen Maler der Epoche Alexanders und der
Diadochen blieben Schattengestalten gegenüber den immer klarer hervortretenden
Persönlichkeiten der Großmeister der Plastik des fünften und vierten Jahrhunderts
und der Versuch von Six, im herculanensischen Telephosbild und nicht in diesem
allein eine Kopie nach Apelles nachzuweisen, hat wie seine folgenden gleich-
artigen Untersuchungen kaum Gläubige gefunden.
So bestimmt der Six’sche Vorschlag auch meines Erachtens abzuweisen ist,
so möchte ich, ohne mit meiner Grundanschauung in Widerspruch zu treten, doch
einen, und zwar recht berühmten Apelles in Pompeji aufzeigen, den freilich, worauf
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XIII. jn
 
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