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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 17.1914

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Schober, Arnold: Römischer Friedhof in Au am Leithaberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.33679#0341
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Arnold Schober, Römischer Friedhof in Au am Leithaber<

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der Zickzacklinie und in der Umstilisierung des Eies
als eine Weiterentwicklung des Eierstabes auf dem
Auer Stück aufgefaßt werden kann. Das an gleicher
Stelle gefundene, Figur 212 wiedergegebene Fragment
gehört zu einem kleinen freistehenden Pfeiler mit
einer kleinen Halbsäule davor, die ein einfaches Blatt-
kapitell, bestehend aus


oberhalb des Kistengrabes 16 gefundenen vier Säulen-
stiimpfen, die sich nach oben stark verjüngen, tragen
zwei noch ihre glockenförmigen Kapitelle, von denen
das eine (o'ß2^ hoch, 0'2$^ obere Plinthe), glatt
und ohne Dekoration, an den vier Ecken abgeschrägt
ist, während das andere, Figur 213 (o'ßo" hoch,
0*20*" obere Plinthe), an den Ecken ein ungegliedertes
Blatt und in der Mitte freistehend eine vereinfachte
Blüte zeigt.
Sowohl die abweichenden Maße, wie die ver-
schiedene Gestaltung der Kapitelle lassen es als wahr-

scheinlich erscheinen, daß die beiden Säulentypen
nicht in gleicher Verwendung standen. Durch R.
Egger, der mir in seine demnächst erscheinende Ab-
handlung über die frühchristlichen Kirchenbauten
Noricums (Sonderschriften des österr. archäol. In-
stitutes Band IX) Einblick gewährte, bin ich in
der Lage, für das zweite Kapitell eine Parallele
aus der Gemeindekirche vom Hemmaberg (beijuenna)
in Unterkärnten (a. a. O. S. 79 Fig. 80) heranzu-
ziehen, das die gleiche Auflösung des römischen
Blattkapitells zeigt. Nach Egger wurden solche
Säulen als Tisch- oder Ziborienstützen in den Presby-
terien der frühchristlichen Kirchen verwendet. Durch
diese Beziehungen unserer, wenn auch geringfügigen
Architekturreste zu frühchristlichen Kultbauten, wie
durch die schon jetzt erkennbare Stattlichkeit der
Gebäudeanlage werden wir zur Vermutung geführt,
fünfte Jahrhundert n. Chr. hinaus datiert werden
kann.
Um aber für die Ausdehnung des Gebäudes
wenigstens nach einer Seite hin Anhaltspunkte
zu gewinnen, wurden in meiner Anwesenheit und
später durch A. v. Seracsin im Bereich der herr-
schaftlichen Parzelle 2141/29 einige seichte Ver-
suchsgräben gezogen, die den Nachweis erbrachten,
Zeit die monumentalen Quellen unserer engeren
Heimat spärlich Hießen.
Wien.

ARNOLD SCHOBER
 
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