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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 17.1914

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Alexander Conze
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https://doi.org/10.11588/diglit.33679#0351
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Alexander Conze

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römisch-germanischen Kommission (1903) den durch
die neuen Zeitverhältnisse geforderten Ausbau er-
halten. An dem glänzenden Aufschwünge, den die
auf die römischen und vorrömischen Denkmäler ge-
richtete Forschung im Deutschen Reiche dadurch
genommen hat, daß die auf griechischem Boden er-
angepaßt wurde, gebührt Conze ein wesentliches Ver-
dienst. Desgleichen hatte er führenden Anteil an allen
in den letzten Jahren immer nachdrücklicher hervor-
Resultate der archäologischen Forschung auch brei-
teren Schichten zugänglich zu machen und einen
engeren Kontakt zwischen den Fachgelehrten, den
Männern der praktischen wissenschaftlichen Arbeit
und den Lehrern der Mittelschule aufrecht zu er-
halten, eine Aufgabe, in deren Dienst er die Organi-
sation des Institutes zu stellen in erfolgreicher Weise
versucht hat.
Der großen Öffentlichkeit ist Conzes Namen
vor allem durch die systematische Erforschung Per-
gamons nahegebracht worden, die er zuerst 1878 an-
gebahnt und bis 1886 mit Humann gemeinschaftlich
geleitet, dann ein zweitesmal 1900—1912 mit Dörp-
feld und zahlreichen von ihm für die gleiche Auf-
gabe gewonnenen jüngeren Mitarbeitern mit noch
weitergesteckten Zielen wieder aufgenommen und
durchgeführt hat. Hatte 1873 die Art, in der Conze
die Untersuchungen auf Samothrake ausführte und
veröffentlichte, dank der Heranziehung von Archi-
tekten und der Verwertung der Photographie einen ,
entscheidenden Fortschritt gegenüber früheren Auf-
nahmen antiker Stätten bedeutet, so stellte die groß-
zügige und zugleich wirklich erschöpfende Erfassung
aller Kulturreste Pergamons in der mit vereinigten
Kräften von Archäologen und Architekten geschaf-
fenen achtbändigen Publikation der „Altertümer von
Pergamon" ein neues Vorbild für die Methode auf,

nach der aus den dem Boden abgenommenen Zeug-
nissen ein volles Bild von Kunst und Leben einer
antiken Stadtgemeinschaft zu gewinnen ist.
Im Jahre 1903 entsagte Conze seiner amtlichen
Stellung, um in den „Ruhestand" zu treten. Ein
gütiges Geschick hat ihm Kraft und Freude zur
Arbeit fast bis zur letzten" Stunde- seines Greisen-
alters erhalten. Das große Werk über Pergamon,
dessen Vollendung er sich zur Lebensaufgabe ge-
macht hatte, konnte er abschließend und zusammen-
fassend 1913 mit dem der „Stadt und der Landschaft"
gewidmetem Bande bekrönen. Zu der gewaltig an-
gewachsenen Sammlung der attischen Grabreliefs hat
er den Text bis zur letzten Lieferung noch kurz vor
seinem Tode fertiggestellt. So war ihm, wie selten
einem, vergönnt, ein gutes Stück von dem, was ihm
in jungen Jahren als Ziel und Hoffnung vorgeschwebt,
durch eigene Arbeit am Lebensabend erfüllt zu sehen.
Auch nach seinem Weggang von Österreich hat
Conze die Entwicklung der archäologischen Studien
daselbst mit liebevoller Teilnahme verfolgt. Der
mannigfachen Anregungen und der vertrauensvollen
Aufnahme, die er in Wien gefunden hatte, hat er
stets mit Dankbarkeit und Wärme gedacht und er
hat die Freundschaft, die ihn mit seinen ehemaligen
Schülern und Otto Benndorf zeitlebens verbunden
hielt, auch auf den jüngeren Nachwuchs der Wiener-
Schule übertragen. Die Gründung des österreichischen
archäologischen Institutes hat er mit tatkräftiger Sym-
pathie gefördert und so das herzliche Zusammen-
wirken, in dem sich das reichsdeutsche und öster-
reichische Institut so vielfältig zusammenfanden und
finden, wesentlich begründen helfen. Er wird auch
im österreichischen Institute, dessen einziges Ehren-
mitglied außerhalb der Reichsgrenzen er war, wie im
Leben so auch nach seinem Tode dauernd in Ehren
gehalten werden als ein Vorbild, das im Sein und
Tun, im Wollen und Vollbringen der nachfolgenden
Generation lebendig vor Augen bleiben möge.
 
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