Altgriechische „durchbrochene Arbeit".
Wie wenig wir eigentlich von der Handarbeit der Griechinnen wissen, ist
mir erst klar geworden, als ich, einer Einladung Prof. A. van Genneps folgend, mit
ihm Untersuchungen über die Brettchenweberei bei den alten Griechen anstellte, wie er
dies früher für die alten Ägypter mit ägyptologischem Beirate getan hatte. Es über-
raschte mich kaum, daß über den Gegenstand nichts Zuverlässiges zu ermitteln war
und die angeblichen Beispiele sich zum Teil als nicht unbedenklich herausstellten.
Befremdlicher war die Tatsache, daß sich nicht die geringste Anweisung erhalten
hat, in welcher Weise die vielen Hunderte von
Bändern und Schleifen, die besonders die poly-
chromen Lekythen zeigen, hergestellt worden sind.
Der breite griechische Webstuhl ist dazu kaum
geeignet; von den verschiedenen anderen sehr
einfachen Geräten, die sich für Bandweberei
eignen, ist indes keines in der Hand griechi-
scher Frauen, sei es auf Reliefdarstellungen, sei
es auf Vasenbildern, nachweisbar. Nur einen
Rahmen fand ich, der zur Herstellung eines ganz
kleinen Gewebes hätte dienen können, der aber
kaum auf den drei Darstellungen, die Margarete Läng*) zuerst zusammengestellt
hat und denen ich eine weitere hinzufügen kann^) (Abb. 106), zum Weben be-
nutzt wird; freilich auch nicht zum Sticken, wie Frl. Läng annimmt, denn hiefür
müßte der Stoff auch seitwärts gespannt sein, was aber nicht der Fall ist und
wofür sich die nach unten verjüngenden Rahmen auch schlecht eignen würden.
Auch ist nicht einzusehen, weshalb der Stramin nur durch Längsstriche ange-
deutet sein sollte, noch warum die Frau bei Stackelberg^) von oben und unten
her angefangen hat, statt regelmäßig weiter zu arbeiten, und die bei Pourtales^) in
der Mitte fertig wird (Abb. 107).
Es ist auffallend, daß die Maler sich die Gelegenheit haben entgehen lassen,
1) M. Läng, Die Bestimmung des Onos odei Chipiez, Hist, de l'ärt X 243 Fig. 155.
Epinetron 45 ff. Abb. 17—19; Biümner, Techno- 3) Stackeiberg, Gräber der Hellenen Taf.
logie 12 220/1 Fig. 78—80 XXXIII.
2) Journ. of hell. Stud. 1911, 15; Perrot- 4) Cabinet Pourtales PI. XXXIV.
106: Von einer Vase des britischen
Museums.
Wie wenig wir eigentlich von der Handarbeit der Griechinnen wissen, ist
mir erst klar geworden, als ich, einer Einladung Prof. A. van Genneps folgend, mit
ihm Untersuchungen über die Brettchenweberei bei den alten Griechen anstellte, wie er
dies früher für die alten Ägypter mit ägyptologischem Beirate getan hatte. Es über-
raschte mich kaum, daß über den Gegenstand nichts Zuverlässiges zu ermitteln war
und die angeblichen Beispiele sich zum Teil als nicht unbedenklich herausstellten.
Befremdlicher war die Tatsache, daß sich nicht die geringste Anweisung erhalten
hat, in welcher Weise die vielen Hunderte von
Bändern und Schleifen, die besonders die poly-
chromen Lekythen zeigen, hergestellt worden sind.
Der breite griechische Webstuhl ist dazu kaum
geeignet; von den verschiedenen anderen sehr
einfachen Geräten, die sich für Bandweberei
eignen, ist indes keines in der Hand griechi-
scher Frauen, sei es auf Reliefdarstellungen, sei
es auf Vasenbildern, nachweisbar. Nur einen
Rahmen fand ich, der zur Herstellung eines ganz
kleinen Gewebes hätte dienen können, der aber
kaum auf den drei Darstellungen, die Margarete Läng*) zuerst zusammengestellt
hat und denen ich eine weitere hinzufügen kann^) (Abb. 106), zum Weben be-
nutzt wird; freilich auch nicht zum Sticken, wie Frl. Läng annimmt, denn hiefür
müßte der Stoff auch seitwärts gespannt sein, was aber nicht der Fall ist und
wofür sich die nach unten verjüngenden Rahmen auch schlecht eignen würden.
Auch ist nicht einzusehen, weshalb der Stramin nur durch Längsstriche ange-
deutet sein sollte, noch warum die Frau bei Stackelberg^) von oben und unten
her angefangen hat, statt regelmäßig weiter zu arbeiten, und die bei Pourtales^) in
der Mitte fertig wird (Abb. 107).
Es ist auffallend, daß die Maler sich die Gelegenheit haben entgehen lassen,
1) M. Läng, Die Bestimmung des Onos odei Chipiez, Hist, de l'ärt X 243 Fig. 155.
Epinetron 45 ff. Abb. 17—19; Biümner, Techno- 3) Stackeiberg, Gräber der Hellenen Taf.
logie 12 220/1 Fig. 78—80 XXXIII.
2) Journ. of hell. Stud. 1911, 15; Perrot- 4) Cabinet Pourtales PI. XXXIV.
106: Von einer Vase des britischen
Museums.


