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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 19-20.1919

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Klein, Wilhelm: Studien zum antiken Rokoko
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https://doi.org/10.11588/diglit.33681#0282

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266

Wilhelm Klein

Die Hochschätzung, die Pasiteles diesem absoluten Meisterwerke zuteil werden
ließ, können wir ihm jetzt nachempfinden und die Hoffnung aussprechen, von
dem neu gewonnenen festen Besitz eines Werkes des Heliodoros aus werde es in
Zukunft gelingen, ihn für diese große Künstlergestalt zu mehren. Für jetzt scheint
sich doch eine wichtige Erkenntnis gewinnen zu lassen. Eines der herrlichsten
Originalwerke, das wir besitzen, der ,,Rondaninische Faun", der in tiefem Schlaf
seinen bacchischen Charakter klarer offenbart als alle seine springenden, halbgela-
gerten, schnippchenschlagenden Genossen, ist das Werk eines kongenialen Meisters
der gleichen Zeit.
Von der Änderung der Stimmung in der nächsten Generation, also im ersten
Viertel des ersten Jahrhunderts, gibt uns die Achilles-Chiron-Gruppe eine zureichende
Vorstellung. Das trauliche Verhältnis von Lehrer und Schüler ist ein gegebenes, und
die Berührung des schönen Jünglingskörpers mit dem des Kentauren kann noch
enger zusammenschließen, diese Wirkung tiefer ausgenützt werden. Dabei ist auch
die Felsenbasis unnötig geworden und der halb aufgerichtete Pferdeleib des Kentauren
fördert den Aufbau der Gruppe. Aber so akademisch, wie sie das herkulanische Fresko
gibt, kann sie gar nicht gewesen sein. Der edle Kopf auf dem Leib des Kentauren
im Bild von Herkulanum ist eine ,,Verschönerung", die sich der Maler gestattet hat,
die wir glücklicherweise dem großartigen Kopf des Konservatorenpalastes abwehren
können").
Freilich wird die Zugehörigkeit dieses Kopfes von der modernen Forschung
wieder bestritten, aber die sachlichen Gründe, die Helbig zuerst zur Identifikation
dieses Kopfes mit dem Chiron der Achillesgruppe führte, sind stärker als die ausgehekten
Schwierigkeiten"). Erstens ist der Kopf selbständig gearbeitet und zum Einsetzen
in ein Gewandstück bestimmt und das kann nur das Pardelfell sein, das der Chiron
des Freskos um den Hals geknüpft hat, zweitens trug er einen Kranz aus Metall,
wie der des Freskos, drittens ist seine Neigung nach links, zu dem stehenden Achill,
zu dem er sich auch ein wenig herabbeugen muß, augenfällig, und als weiter
entscheidender Grund kommt noch hinzu: ,,Während das rechte Pferdeohr an
dem Schädel anliegt, ist das linke ein wenig nach auswärts gestreckt, wie bei

11) Abgeb. Mon. XII i; vgl. Annali 1884
S. 50 ff. (Kroker); Brunn-Bruckmann Taf. 535 und
sonstige. Auch Abgüsse sind verbreitet.
12) Helbigs Auseinandersetzung, von Kroker
verstärkt, findet sich im Führer 2 I 398. Sie
erscheint in der Überarbeitung dieses Buches von
Amelung S. 524 bekämpft mit Gründen, die nach

den hier gegebenen Darlegungen ebensowenig
einer Widerlegung bedürfen, wie der chrono-
logische Ansatz, der dort nach Helbig gegeben ist.
Herrmanns Gegengründe wie die Arndts, der sogar
an dem Kentaurencharakter des Kopfes trotz seiner
Pferdeohren zweifelt, eingehend zu behandeln,
kann ich mir versagen.
 
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