Probleme des griechischen geometrischen Stils
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das Ende des II. Jahrtausends v. Chr. gesetzt wird, hängt aber mit den späten Werken
der mykenischen Kunst noch durch den Doppelkontur mit Punktfüllung zusammen.
In dem I. Grab, aus dem, wie schon erwähnt, die Tonidole stammen, wurde
auch ein Napf gefunden, in dessen Innerem Nautili in Firnismalerei dargestellt sind 9°).
Die unnaturalistische Auffassung der Nautili ließe sich vielleicht durch ungeschickte
Nachahmung des Vorbildes erklären, obzwar die lineare Form mit den eingestreuten
und den Fangarmen entlanglaufenden Punkten genau der ,,Abbreviatur“ der Triton-
muschel entspricht91), doch zeugen die in Kreise eingeschriebenen Kreuze von einer
bewußten Umstilisierung eines Seesternes oder anderen Hintergrundelementes.
Der kleine liegende Greif aus dem III. Grab (Schliemann, Myk. 210 Fig. 269),
dessen Formen auch innerhalb des Umrisses linear aufgelöst sind, zeigt eine gewisse
Übereinstimmung mit einem Siegel aus H. Triada92), das von Evans in die II. spät-
minoische Periode gesetzt wird (vergl. auch die „Stacheln“ am Halse des Greifen
und am Rücken des Vogels).
Viele Bruchstücke älterer und jüngerer Tongefäße und Idole, die Schliemann
in den Gräberschächten 93) und zwischen den Platten des Mauerringes fand94), mögen
in der Erde gewesen sein, mit welcher, vielleicht bei Aufstellung der Stelen, die
Schächte zugeschüttet wurden95).
Stilistisch und ikonographisch stehen den Schachtgräberstelen Vasenfrag-
mente der spätmykenischen Zeit mit Darstellungen von Wagenfahrten und Krie-
gern 96) am nächsten. Infolge ihrer künstlerischen Auffassung entfernt sich von
diesen Fragmenten eine der Stelen des V. Grabes am meisten (Müller, Jahrb. XXX
1915 286 Abb. 13) 97); sie steht naturalistischen früheren Werken am nächsten. An
den im gewöhnlichen Laufschema gebildeten Tieren sind alle vier Beine sichtbar.
Die Angabe des Terrains ist eine Reminiszenz an Werke wie die Becher von Vaphio
oder das Elfenbeinrelief mit dem Vogel aus Palaikastro, nur ist sie durch einge-
meißelte Linien, die dem äußeren Kontur ungefähr folgen, einer bandartigen Ver-
zierung ähnlich geworden. Der gefallene Krieger mit Schild hat, was die Stellung
gesch. d. bild. Kunst (1898), Taf. XVIII Fig. 8. Auf
S. 634 stellt Hoernes die Vase mit spätmykenischen
zusammen und verweist auf die Abhängigkeit von
griechischen Kunstwerken.
9°) Schuchhardt, Ausgrab. 222 Fig. 175—176.
9’) Becher aus lalysos, Furtwängler-Löschcke,
Myken. Vasen T. VI 30 XII.
9a) Scripta Minoa 33 Abb. 14.
93) Vergl. Schliemann, Myk. 179 (I. Grab).
94) Vergl. Schliemann, Myk. 100 u. 148.
95) Wenn Plattenring und Stelen gleichzeitig
sind, erklärt sich auch die Gleichartigkeit des ver-
wendeten Schuttes.
96) Vasenfragmente aus Tiryns, Schliemann,
Tiryns Taf. XIV, XV ab u. XXII e.— Vasenfragmente
aus Mykenä, Furtwängler-Löschcke, Mykenische
Vasen Taf. XXXIX 407 (das Pferd ohne Mähnen-
büschel).
97) Schuchhardt 205 Fig. 154. — Schliemann
58 Fig. 24.
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das Ende des II. Jahrtausends v. Chr. gesetzt wird, hängt aber mit den späten Werken
der mykenischen Kunst noch durch den Doppelkontur mit Punktfüllung zusammen.
In dem I. Grab, aus dem, wie schon erwähnt, die Tonidole stammen, wurde
auch ein Napf gefunden, in dessen Innerem Nautili in Firnismalerei dargestellt sind 9°).
Die unnaturalistische Auffassung der Nautili ließe sich vielleicht durch ungeschickte
Nachahmung des Vorbildes erklären, obzwar die lineare Form mit den eingestreuten
und den Fangarmen entlanglaufenden Punkten genau der ,,Abbreviatur“ der Triton-
muschel entspricht91), doch zeugen die in Kreise eingeschriebenen Kreuze von einer
bewußten Umstilisierung eines Seesternes oder anderen Hintergrundelementes.
Der kleine liegende Greif aus dem III. Grab (Schliemann, Myk. 210 Fig. 269),
dessen Formen auch innerhalb des Umrisses linear aufgelöst sind, zeigt eine gewisse
Übereinstimmung mit einem Siegel aus H. Triada92), das von Evans in die II. spät-
minoische Periode gesetzt wird (vergl. auch die „Stacheln“ am Halse des Greifen
und am Rücken des Vogels).
Viele Bruchstücke älterer und jüngerer Tongefäße und Idole, die Schliemann
in den Gräberschächten 93) und zwischen den Platten des Mauerringes fand94), mögen
in der Erde gewesen sein, mit welcher, vielleicht bei Aufstellung der Stelen, die
Schächte zugeschüttet wurden95).
Stilistisch und ikonographisch stehen den Schachtgräberstelen Vasenfrag-
mente der spätmykenischen Zeit mit Darstellungen von Wagenfahrten und Krie-
gern 96) am nächsten. Infolge ihrer künstlerischen Auffassung entfernt sich von
diesen Fragmenten eine der Stelen des V. Grabes am meisten (Müller, Jahrb. XXX
1915 286 Abb. 13) 97); sie steht naturalistischen früheren Werken am nächsten. An
den im gewöhnlichen Laufschema gebildeten Tieren sind alle vier Beine sichtbar.
Die Angabe des Terrains ist eine Reminiszenz an Werke wie die Becher von Vaphio
oder das Elfenbeinrelief mit dem Vogel aus Palaikastro, nur ist sie durch einge-
meißelte Linien, die dem äußeren Kontur ungefähr folgen, einer bandartigen Ver-
zierung ähnlich geworden. Der gefallene Krieger mit Schild hat, was die Stellung
gesch. d. bild. Kunst (1898), Taf. XVIII Fig. 8. Auf
S. 634 stellt Hoernes die Vase mit spätmykenischen
zusammen und verweist auf die Abhängigkeit von
griechischen Kunstwerken.
9°) Schuchhardt, Ausgrab. 222 Fig. 175—176.
9’) Becher aus lalysos, Furtwängler-Löschcke,
Myken. Vasen T. VI 30 XII.
9a) Scripta Minoa 33 Abb. 14.
93) Vergl. Schliemann, Myk. 179 (I. Grab).
94) Vergl. Schliemann, Myk. 100 u. 148.
95) Wenn Plattenring und Stelen gleichzeitig
sind, erklärt sich auch die Gleichartigkeit des ver-
wendeten Schuttes.
96) Vasenfragmente aus Tiryns, Schliemann,
Tiryns Taf. XIV, XV ab u. XXII e.— Vasenfragmente
aus Mykenä, Furtwängler-Löschcke, Mykenische
Vasen Taf. XXXIX 407 (das Pferd ohne Mähnen-
büschel).
97) Schuchhardt 205 Fig. 154. — Schliemann
58 Fig. 24.
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