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Österreichisches Archäologisches Institut [Editor]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 26.1930

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Loewy, Emanuel: Zum Bildnis des Euripides
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https://doi.org/10.11588/diglit.62075#0141

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Zum Bildnis des Euripides

131

Zeus Otricoli wie des lateranischen Sophokles an, nur daß sie diesem letzteren künst-
lerisch weit überlegen ist7). Der Gegenstand war wohl auch für den Charakterbildner
dankbarer. Wenn Studniczka früher auf gewisse Verwandtschaften mit dem von ihm

erkannten Bildnis des Aristoteles, namentlich
auf die „feinen in die gewölbte Stirn gestri-
chenen Haarschlänglein“ verwies, was er dann
allerdings sehr einschränkte8), so könnte man
entweder an persönliche Eigenheit eines und
desselben Künstlers oder an Verwertung einer
Einzelheit in der wirklichen Erscheinung des
zeitgenössischen Philosophen zur Bezeichnung
des σκηνικός φιλόσοφος denken. Gewiß weist das
Motiv in beiden Fällen auf die die Stirne lich-
tende Gedankenarbeit hin. Aber während es bei
Aristoteles mehr äußerlich wie ein beabsich-
tigtes Verdecken des Mangels aussieht, dient
es in der sparsameren Verwendung bei Euripi-
des noch feinerer Charakteristik. Es gibt der
Stirne durch diese Bewölkung etwas Düsteres
und vervollständigt durch den matten Verlauf
der Strähne den in Augen und Mund liegenden
Ausdruck müder Resignation.
In jedem Falle ergeben die beiden Vari-
anten zusammengenommen eine so große Zahl


67: Aristoteles, Wien.

von erhaltenen Exemplaren, wie sie

sich von Dichtern nur ungefähr bei Homer, Sophokles und dem von Studniczka be-
stimmten Menander wiederfindet und vielleicht nur von dem sogenannten „Seneca“

noch übertroffen wird9).

Den früheren Benennungen für den letzteren auf Kallimachos, Philetas, Hipponax,
Archilochos ist unter anderen Vysoky10), neueren auf Lukrez oder Epicharm Poulsen11)
mit guten Gründen entgegengetreten, und auch daß solches mißmutige Wesen für

7) Es müssen nicht alle drei Tragikerstatuen
des Theaters demselben Künstler in Auftrag gegeben
worden sein.
8) Studniczka, Das Bildnis d. Aristoteles 28 f.;
Zeitschr. f. bild. Kunst LXII 1928/29 131, vgl. 122.
9) S. die Liste Bernoulli II 161 ff. Nachträge

dazu Vysoky, Jahresh. I 1898 Bbl. 140, 13. Vgl.
auch Studniczka, N. Jahrb. f. d. kl. Altert. XLI
1918 13; 15.
I0) Vorige Anm.
TI) Ikonogr. Miszellen, in D. Kgl. Danske
Vidensk. Selsk. Hist.-filol. Meddel. IV 1 1921 40 ff.

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