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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0049

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40

Max Ohnefalsch-Richter.

'-N

l'ig. 38.

hat die Vase zuerst ausführlich be-
sprochen und alle Bilder des um
Schulter und Hauch gelegten Cyclus
auch zuerst veröffentlicht.*) Meine hier
mitgetheilten Bilder sind etwas besser
als die Reinach'schen und zeigen vor
Allem auch oben auf der Schulter
die zwei Bandstreifen aus geometri-
schen Mustern. Der untere wird von
aneinander gereihten Dreiecken gebil-
det, die durch parallel geführte Striche
ausgefüllt sind. Der obere hat ein Füll-
werk von aneinander gelegten Kreis-
segmenten, eine für die mykenische
Vasenmalerei höchst charakterische
Ornamentationsweise. Dass wir ein
cyprisches Fabrikat vor uns haben,
geht aus dem Thon, der Technik und
den auf den rohen Thongrund matt-
schwarz und blutrot!) aufgesetzten
Farben hervor. Das Roth war ganz
unsolid darauf gebracht, wahrschein-
lich, als die Vase schon halb oder ganz

gebrannt war. Auch die schwarze Farbe neigte bei dieser Vase stark zum Abspringen. In Folge
dessen lässt sich besonders diese rothe Farbe oft leicht mit Wasser wegwaschen, was schon B.
Sandwith richtig beobachtet und in seinem so vortrefflichen Vortrage über die cyprische Keramik
ausgesprochen hat, den er am 4. Mai 1871 in London vor der Society of Antiquaries gehalten hat.**)
Hier kommt es uns hauptsächlich auf die Bäume an und die Frage, ob es heilige Bäume sind, oder,
wenn nicht heilige Bäume selbst, ob sie irgend welche sacrale Bedeutung haben. Ich werde bei
anderer Gelegenheit auf den Bildercyclus dieses Unicums cyprischer Vasenmalerei zurückkommen.
Vergleichen wir die Art, wie die Bäume auf dieser Vase angebracht sind, mit den Bäumen auf
der folgenden Vase Fig, 39, den Bäumen auf der Bronzeschale von Idalion und den Bäumen der
cyprischen Silberschalen, so scheinen mehrere Möglichkeiten annehmbar. Bald spielt sich die Hand-
lung in einem heiligen Ilaine, unter heiligen Bäumen, oder vor einem einzigen oder einigen einzelnen
heiligen Bäumen ab, denen göttliche Ehren erwiesen werden. Bald scheinen die Bäume überhaupt
die jagdgründe anzudeuten, in denen die Wäldthiere hausen.

Fig. 39. Stück- einer fassförmigen, in .Schwarz und Roth bemalten Vase***), in der Nähe von
Kition gefunden. In gleichen Abständen laufen vier schematisirte heilige Bäume an der Vase

'•') Ausser S. Reinach's Chron. d'Oricnt S. 294—300 vgl. noch S. 360—362 [7a, 89—90—72, 911.
•*) Abgedruckt Archaeologia XLV, 1877 S 127—142 und besonder.-, S 133.

•**) Von mir 1884 im Journal of Hellenic Studies V 1884 S. 102—104 „On a Phoenician vase found in
Cyprus" publicirt.
 
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