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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0055

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46

Max Ohnefalsch-Richter.

durchsichtiger Farbe, theils mit Deckweiss aufgesetzt sind, dient auch den Vögeln ein breiter
aus schwarzen und weissen Linien und Händern auf der Drehscheibe erzeugter Streifen als Terrain-
grund,

Fig. 45 (in Herrmann's Programm No. 30) ist eine der Scherben einer weiteren Prochus, die
sich nicht ganz reconstruiren liess, nach meinen Original-Aquarellen flüchtig wiedergegeben. Die
Vase war zu sehr zerbrochen, so dass eine Zusammensetzung der Stücke 1886 an Ort und Stelle
unterblieb. AI »er gerade die wichtigsten Theile, die Malereien der Vasenschulter und der Ausgiesser
mit dem zugehörigen Vasenhalstheil in Form einer wassergiessenden Amphipolos, erhielten sich in
voller Frische, weshalb ich auf Tafel XXII, 2, die Hausen der Vasenschultermalereien und die im
archaisch-griechisch-kyprischen Stile modellirte und bemalte wasserspendende plastisch dargestellte
Dienerin wiedergeben konnte. Die Höhe der sitzenden Figur beträgt 14 ctm — 5'/3 engl. Zoll, die
Höhe des Bildstreifens vom Fusse der Bäume und Schwäne bis zur Spitze der höchsten Bäume an-
gerechnet 9,8 ctm = 3,8 engl. Zoll. Hier ist eine wappenartige Gruppirung um den Ausgiesser aus-



getührt. Von links und rechts schreitet je ein schwarzer Schwan heran, und beiderseits sind je drei
Bäume derselben Form in ähnlicher Weise vertheilt. Hrst sieht man je einen weissen Baum, wie ein
Palmenblatt gebildet; dann je einen schwarzen, ebenfalls mehr realistisch gehaltenen Baum. Vielleicht
sind dabin ebenfalls Palmen gemeint, aber dann ganze Bäume mit Kronen. Daran schliesst sich
weiter jederseits das Bild eines aus abwechselnd schwarzen und weissen Lappen gebildeten künstlichen
Hauines oder vielleicht besser eines palmettenartig zu nennenden Ornamentes, da viele den Ausdruck
Baum nicht mehr gelten lassen dürften. Je sechs weisse Punktrosetten, beiderseits auf dieselben
Stellen vertheilt, und je ein schwarzes geschwungenes Hornornament mit einem doppelten weissen
Perlenbande umrandet, von den beiden Seiten der Wurzel des Vasenhenkels auslaufend, vervoll-
ständigen den llaupltheil der Decoration der Vasenschulter. Die oben und unten an den Hauptbild-
streifen ansetzenden Decorationselemente ersieht man am besten aus meinen vor den Originalen
sorgfältig gemalten Bildern. Auch die Details bei der Bemalung der Frau giebt Tafel XXII, 2 vor-
trefflich wieder, wobei nur die in's Bläuliche spielenden Lichtstellen der schwarzen Maare etwas zu
lull gekommen sind. Die Figur ist wie der Körper der Vase roth, schwarz und weiss bemalt. Zum
Kopfe ist eine Pressform benutzt und dann der Kopf wohl auch noch mit dem Formholz übergangen.
Leib und Extremitäten der Frau sind dann aufs Rohste in Knetmanier vom Töpfer hinzugefügt, der
 
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