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Ohnefalsch-Richter, Max
Kypros, Die Bibel und Homer: Beiträge zur Cultur-, Kunst- u. Religionsgeschichte des Orients im Alterthume, m. bes. Beruecks. eigener zwoelfjaehrigen Forschungen u. Ausgrabungen auf d. Insel Cypern (Text) — Berlin, 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.5181#0158
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Cap. 2. Der Baumcultus und dessen Uebergänge zum anthropomorphen Bildercultus. 149

Teil el-Amarna-Tafel: Dem Könige der Sonne, meinem Herrn, dein Diener Abad-Asratu.
Schrader fügt hinzu, dass der Namen Abad-As-ra-tum mit dem Gottesideogramm geschrieben sei, und
schliesst seine Erörterung mit der Schlussfolgerung, durch diese Inschrift den monumentalen Nachweis
des Vorkommens einer Göttin Asrat-Aschera im 15. Jahrhundert v. Chr. geführt zu haben.

Da diese Keilinschrift gerade in Aegypten gefunden wurde, richten sich unwillkürlich auch
unsere Blicke schon von selbst auf die parallelen Erscheinungen in der ägyptischen Götterwelt.
Ptah-Sokari-Osiris und Hathor-lsis werden in die Theognosie von Kanaan, Phönizien und Kypros auf-
genommen. Die Mythen des Hor-Harpokrates spielen mit hinein. Die ägyptische Vorstellung des Osiris
als Säule ist schon sehr alt, und alt die Feste, die dieser Aufrichtung der Tatusäule, diesem wieder mit
aufrechtem Rückgrat dastehenden Osiris, gefeiert wurden.*) Man denkt an die babylonisch-assyrischen
wie an die hebräischen und kyprischen Baal- und Sonnensäulen. Aber wann die Ueberführung dieser
ägyptischen Vorstellungen geschah, vermögen wir heute noch nicht zu ergründen. Die Verschmelzung
der Osiris-Isis und Astarte-Adonis-Culten in Gebal und Amathus ist in der nun sicher vorliegenden
Form zwar keine sehr alte, scheint aber doch auf viel älteres Zusammenströmen uralter Quellen, die
so gut am Nil, wie am Euphrat und Tigris entsprangen, oder doch entsprungen
sein konnten, zu deuten. Der Mythos der heiligen Erica von Byblos, die von jt^~x~?-iL.'" '

Isis umgehauen wurde, passt indess sicher für eine bestimmte Zeit und gerade / * :;mBk

für jene der deuteronomistischen Schilderungen der Aschera in der Bibel vor- ^äyÄlnP' j

trefflich. Isis entnimmt, wie Plutarch erzählt,**) dem Baumstumpfe den in Linnen F :3B s

gewickelten und mit Myrrhen geölten Osiris. Desshalb hat schon Smith diese JP;--f*HL •

Erica von Gebal vielleicht nicht mit Unrecht mit der hebräischen Aschera ver- fl\''*\Mro :

glichen.***) Zu Plutarch's Zeiten wurde noch der Baumstumpf wie eine Äschere ^iäflF

verehrt.

Fig. in-
Eine weitere Eigenthümlichkeit bildet der unzüchtige Cult, den die Ge-

bliten, Hebräer, und da wir auf Kypros die Aschera-Inschrift haben, auch die Kyprier

sowohl der Astoret wie der Aschera feierten. Wir erfahren zwei Mal in der heiligen Schrift, wie der Aschera
ein Schandbild, etwas ganz Entsetzliches, Ungeheuerliches von der Königin-Mutter Maacha errichtet war,
welches Asa umhieb und verbrannte. +■) Bereits Moversff) hat das Wort dafür (mipleseth) als das
„pudendum" erklärt. Nur beging er, indem er der Erklärung des Hieronymus folgte, den Fehler, dieses
pudendum als eine männliche Scham, einen Phallos, ein „simulacrum Priapi" zu erklären. Schlott-
manntff) thut dasselbe, indem er dem Texte der Vulgata folgt, die von den „sacra Priapi" redet. In
vielen Fällen, wo Massebe und Aschera neben einander stehen, wo der Aschera ein Schandbild er-
richtet ist, oder wo die männlichen Hierodulen, die Kedeschim der Hebräer, als Diener der Aschera in
ihren Behausungen am Tempel Jahwe's ihr Wesen treiben§), ist die weibliche Scham gemeint. Auf der
steinernen Massebe der Baalssäule thronte häufig ein mächtiges männliches, auf der
hölzernen Äschere ein ebenso weit sichtbares weibliches Pudendum. Ich bilde hier (Fig. 144)

*) Brugsch. Religion u. Mythologie der alten Aegypter, S. 627 u. ff. Ermann, Aegypten und ägyptisches
Leben, S. 377. Frazer, The Golden Bough I, 303.
**) De Iside et Osiride c. 15 u. ff.
***) Religion of the Semits. S. 175, Anmerkung.

t) 1. Könige 15,13. 2. Chroniken 15,16.
vfi Die Phönizier I, 571. fff) Riehm's Bibellexikon, S. 113.
§) 2. Könige 23,7.
 
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