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Olbrich, Joseph Maria; Hevesi, Ludwig [Auth. o. Intro.]
Ideen von Olbrich — Wien, [1899]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23917#0011
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rathend ihre Seele. Und der nämlichen Phantasie
sind die einfachen eichenen Sessel im Speise^
saale der Villa F. entsprungen. Unter den zahl'
losen Sesseltypen, die jetzt ersonnen werden, ist
kaum etwas Einleuchtenderes zu finden.

Der moderne anwendende Künstler muss
Poet und Praktiker zugleich sein, dann ist er
erfinderisch und übersprudelt von Neuem. Dann
kann er Kunst und Handwerk eigenthümlich
und doch überzeugend verbinden. Dann ist er
eine Ursprünglichkeit, eine Persönlichkeit für
sich, denn die erste Erfindung, die das schöpfe^
rische Individuum unbewusst macht, ist doch:
es selbst. Die künstlerische Persönlichkeit ist ihr
eigenes Geschöpf.

Olbrich ist in diesem Buche ein solcher an^
wendender Künstler.

Da sind grosseundkleine Landhäuser, Wohn"
räume jeder Art, Grabmäler, das Modell einer

mosaicirten Sculpturenhalle, ein Kaffeehaus, be^
malte Thongefässe, Möbel, Entwürfe für Gürtel'
schnallen, gewebte Seidenbänder und Decken
mit Application, eine zierliche Vignette und ein
grossartiges Mausoleum am Meer. Nichts
Menschliches scheint dem Künstler fremd zu
sein. Aber in Allem ist er selbst. Was er macht,
ist nicht englisch, belgisch oder japanisch, sondern
olbrichisch. Eine vertrauliche Mittheilung des
Künstlers, ein Selbstbekenntniss. Wer dieses
Buch durchsieht, kennt den Charakter seines
Urhebers und hat sich mit ihm befreundet.
Da ist Aufrichtigkeit, Selbstständigkeit und
Menschenfreundlichkeit. So ein Haus ist wie für
seinen Bruder gebaut. Er sorgt für den Insassen
mit einem wahren Scharfsinn des Gemüths, es
ist Liebe in einer solchen Stubeneinrichtung.
Ein schlechter Mensch, oder einer, dem der
Nebenmensch gleichgiltig ist, könnte gar nicht

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