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Olbrich, Joseph Maria
Neue Gärten von Olbrich — Berlin, [1905]

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https://doi.org/10.11588/diglit.23916#0007
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DER FARBENGARTEN"

aus einem Vortrage anläßlich der XVIIL Hauptversammlung „Deutscher Gartenkünstler",

gesprochen von Professor JOSEPH M> OLBRICH.

Wir stehen inmitten einer vollbrachten Tat! Heute, nach emsiger, harter
Arbeit, will ich in Worten die große Reihe schöner, reiner Empfindungen fest-
halten, die während des Aufbaues von Anfang bis zu Ende lebendig waren,
die heute stärker, das gestrige schwächere besser machten, und in ihrer Ge-
samtsumme eine höhere Einheit zur Wirklichkeit werden ließen!

Eine Gartenbau-Ausstellung! Eine Gartenkunst-Ausstellung, im Orangerie-
garten! — Welcher Künstler könnte sich der eindringlichen Wirkung solcher
Vorsätze, solcher Aufgaben und Begriffe entziehen! War es nicht vorauszu-
sehen, daß nur Gutes und Bestes entstehen durfte in dem Rahmen, der uns
zugewiesen wurde, in welchem wir alle unsere Gedanken und Empfindungen
einschließen sollten.

Wer diese Schönheit unter den Gärten kannte, wer bewundernd die
großen, ruhigen Verhältnisse seiner Terrassen, seiner Baumgruppen erschaute,
wer inmitten dieser Schönheit die Frische eines sonnigen Morgens, die klare
Mittagsstimmung, den goldenen, ruhigen Frieden der Abenddämmerung zu
einem inneren Erlebnisse gestalten konnte, dem erschien dieses Kunstwerk
heilig; bewundernswert der große starke Geist, der die Natur führte, Kunst
Zu vollbringen.

Und in diese mir bewußte Schönheit plante man eine Schaustellung
über gegenwärtige Arbeit, über gegenwärtige Gartenkunst. Was Wunder, wenn
es mich drängte, aus freien Stücken zu versuchen, eine solche Bestrebung un-
serer Zeit in den herrlichen alten Rahmen einzufügen, um beide vereint zu
einer neuen eigenartigen Schönheit zu gestalten. Unwillkürlich dachte ich bei
diesem Beginnen an die Harmonien eines Saales, wo Kunstwerke aller Zeiten
Zusammengestellt waren, eines das andere auszeichnend; mich erinnernd, er-
schaute ich Bilder aus dem Innern gotischer Dome, wie dort eine selbstbewußte
starke Zeit Barockaltäre in die senkrechte Pracht einbaute, nicht diese ver-
derbend, sondern den Sinn des heiligen Raumes erfassend, diesen noch reiz-
 
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