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Die Zahlen.

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an Neubildungen fruchtbar; sogar der junge Gott Prajäpati hat
seine Zahl bekommen, die Siebzehn. Vielfach ist der Grund der
Zuteilung klar, nicht überall; schließlich mag, um Lücken auszufüllen,
auch bloße Willkür gewirkt habend Alles, was dieselbe Zahl hat,
gehört in gewisser Weise zusammen. „Es ist ein siebenversiger (Hym-
nus). Sieben Schichtungen hat der Agni(altar); es gibt sieben
Jahreszeiten, sieben Weltgegenden, sieben Götterwelten . . . sieben
Versmaße, siebenerlei Haustiere (vgl. S. 41), siebenerlei Waldtiere,
im Haupt sieben Atemkräfte. Was alles siebenfach ist im Bereich
der Gottheiten und im Bereich des Selbst, das alles erlangt er da-
durch (durch den siebenversigen Hymnus)" (8L. IX, 5, 2, 8. Ähn-
liches XL. IX, 3). Kommt es nun darauf an, zu irgend einem
mystischen Zweck eine bestimmte Zahl herauszurechnen, so ist man
um Dinge, deren Zusammenzählung eben die betreffende Zahl ergibt,
nicht leicht verlegen. Will man die Zahl 21 haben? Sie ergibt
sich aus der Addition der 12 Monate, der 5 Jahreszeiten, der drei
Welten und der einen Sonne; oder auch daraus, daß der Mann
(xuruslm) 21 fällig ist: er hat nämlich 10 Finger, 10 Zehen; dazu
das Ich (8L. VI, 2, 2, 3. 4)2. Stimmt speziell bei den Zahlen
der Versmaße die Rechnung nicht ganz, so Hilst man sich mit dem
Grundsatz: „bei einem Versmaß kommt es auf eine oder zwei Silben

1. Wie steht es mit der Regel, daß den Göttern das Geradzahlige, den
Manen das Ungeradzahlige gehört (Caland, Altind. Toten- und Bestattungs-
gebräuche 173: 8L. XIII, 8, 1, 3)? Schon das oben Angegebene genügt, um
das fortwährende Austreten auch ungerader Zahlen in Beziehung auf die Götter
(fo beispielsweise noch in dem oft wiederholten Satz tri8imtvL tri stovah, d. h.
wohl: dreimal wiederholter Spruch oder Handlung wirkt zuverlässig aus die
Götter) zu veranschaulichen. Ist der zweite Teil jener obigen Regel aus der
solennen Dreizahl der „Väter" zu erklären, der erste dann auf Grund des Motivs
der Gegensätzlichkeit (Götter — Manen) konstruiert und entsprechend daraufhin
in gewissen Riten durchgesührt worden?
2. Speziell mache ich auf die Berechnungsweise aufmerksam, daß z. B. für
das Jahr die Zahl 18 herausgerechnet wird aus den 12 Monaten, den 5 Jahres-
zeiten und dem Jahr selbst (8L. VIII, 4, 1, 13: ein andrer solcher Fall: L.
XXXIV, 17, p. 48, 4). Diese absurd scheinende Berechnung, wo die verschie-
denen Einteilungen des Jahres und dazu dann noch das Jahr selbst zusammen-
gezählt werden, ist doch vom Standpunkt der Alten aus wohl verständlich. Das
Jahr als Einheit ist ein Wesen von andrer mystischer Natur als die Zwölfheit
der Monate. Jene Kraft neben diese zu stellen ist darum nicht als Tautologie
ausgeschlossen.
Oldenberg: Weltanschauung der Brähmanatexte. 4
 
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